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03.04.2023

Wieder ein kräftiges Erdbeben in Österreich

Am Sonntag, den 2. April 2023 ereignete sich nachts um 22:15 Uhr MESZ ein Erdbeben der Magnitude 3,8 in Kärnten. Das Epizentrum lag wenige Kilometer westlich von St. Veit an der Glan (46,76°N, 14,32°O) rund 15 km nördlich von Klagenfurt. Der Bebenherd befand sich in einer Tiefe von etwa 9 km. Es folgten einige schwächere Nachbeben, das stärkste hatte eine Magnitude von 2,0 und ereignete sich um 23:55 Uhr.

Meldungen aus der Bevölkerung

Das Erdbeben wurde im Süden Österreichs von der Bevölkerung zum Teil stark verspürt. Beim Österreichischen Erdbebendienst der GeoSphere Austria langten über 2500 Meldungen über das Online-Wahrnehmungsformular (http://www.zamg.ac.at/cms/de/aktuell/erdbeben) und die App „QuakeWatch Austria“ ein. Allein aus Klagenfurt gingen innerhalb weniger Stunden 560 Bebenmeldungen ein, aus St. Veit an der Glan knapp 200. Aus der Südsteiermark erreichten uns zahlreiche Meldungen, wobei das Beben hier nur noch schwach bis deutlich wahrgenommen werden konnte. Die teils verängstigte Bevölkerung im Bereich des Epizentrums berichtete erst von einem lauten Grollen, dann von einem wenige Sekunden andauernden Zittern, auch Gläser klirrten. Vereinzelt wurde von Haarrissen in Innenräumen und kleinen Rissen an Außenmauern berichtet.

Links: shakemap - automatisch erstellte Karte über die erwartete Intensitätsverteilung der Erschütterungen. Für Versicherungsfälle gültige Werte werden später manuell bestimmt. Rechts: Orte aus denen die Bevölkerung ihre Wahrnehmungen meldeten. (Bild zum Vergrößern anklicken)

Zahlreiche Nachbeben instrumentell registriert

Das Erdbeben wurde an allen seismischen Stationen des Österreichischen Erdbebendienstes aufgezeichnet. Bereits zwei Minuten nach dem Hauptbeben ereignete sich das erste Nachbeben ebenfalls westlich von St. Veit an der Glan (46,76°N, 14,32°E). Mit einer Magnitude von 1,9 war es zwar deutlich schwächer als das Hauptbeben, dennoch wurde es vereinzelt von der Bevölkerung nahe des Epizentrums verspürt. Insgesamt registrierte der Österreichische Erdbebendienst vier Nachbeben innerhalb von zwei Stunden, das stärkste um 23:55 Uhr mit einer Magnitude von 2. Es ist mit weiteren fühlbaren Nachbeben in den kommenden Tagen zu rechnen.

Immer wieder Erdbeben in Kärnten

In Kärnten kommen Erdbeben mit einer Magnitude von 3,8 etwa alle 15 Jahre vor. Ein vergleichbares Beben wurde zuletzt am 2. Mai 2007 mit einer Magnitude von 3,9 und dem Epizentrum rund 40 km südlich vom jetzigen Epizentrum, nahe des Hochobirs, registriert. Das stärkste Beben, welches sich in St. Veit an der Glan ereignete, datiert auf den 21. Februar 1825 zurück und hatte eine rekonstruierte Magnitude von 4,1. Zu den stärksten historischen Beben in Kärnten zählen jenes von 1201 bei Katschberg (fragliche Magnitude), 1767 bei Strassburg (Magnitude 4,8) und 1857 bei Rosegg (Magnitude 4,6). Erwähnenswert sind auch die Auswirkungen der Erdbeben in Friaul – wie beispielsweise das Erdbeben von 1348. Am 25. Jänner 1348 wurde das heutige Kärnten und der Norden Italiens von einem Erdbeben mit der Epizentralintensität von 10° und einer rekonstruierten Magnitude von 6,8 schwer erschüttert, was unter anderem den großen Bergsturz des Dobratsch, der die Gail aufstaute und in der Folge das Umland überschwemmte, verursachte.  

Tektonische Ursache

In Kärnten gibt es viele Störungssysteme, die für die regionale Erdbebentätigkeit verantwortlich sind. Im südlichen Kärnten entstehen die meisten Erdbeben an der Drautalstörung und der Periadriatische Line, welche entlang des Gailtals und dessen Verlängerung nach Osten hin verläuft. An dieser Bruchzone, die den Europäischen- vom Adriatischen Krustenteil trennt, fanden in der frühen Phase der Gebirgsbildung Aufschiebungen statt. In einer späteren Phase folgten dann Seitenverschiebungen. Hingegen ist das Erdbeben vom 2. April 2023 bei St. Veit an der Glan auf ein Bruchsystem im Hinterland der periadriatischen Naht zurückzuführen. Lokalisiert wurde das Beben  im Bereich der Althofen – Gurktalstörung. Weitere bekannte lokale Erdbebenregionen sind das Feistritz-Tal und Gmünd/Katschberg, sowie der nordwestliche Teil des Lavanttals. Diese Bruchzonen liegen alle im Hinterland der adriatischen Platte, die unter die Alpen dringt.

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Historische Erdbeben
Holzschnitt aus der 'Weltchronik' von Hartmann Schedel, 1493. 'Und der Engel nahm das Rauchfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde, und Donner folgten, Getöse, Blitze und Beben.' Offenbarung 8,5 © ZAMG Geophysik Hammerl
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