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20.12.2012

Dreht sich das Erdmagnetfeld am 21.12.2012 ?

Dreht sich das Erdmagnetfeld am 21.12.2012 ?

© ZAMG

Erwartet uns ein magnetischer Polsprung am 21.12.2012? Aus der Sicht der Wissenschaft ist die Wahrscheinlichkeit dafür äußerst gering. „Sogenannte Polsprünge kamen in der Geschichte der Erde sehr häufig vor, der letzte vor rund 780.000 Jahren. Auch in Zukunft werden solche Polsprünge stattfinden, aber nach menschlichem Ermessen sicher nicht in den nächsten Jahren oder Jahrhunderten“, sagt der Geomagnetik-Experte Roman Leonhardt von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Die ZAMG betreibt das Conrad-Observatorium in Niederösterreich, eine der weltweit modernsten Mess- und Forschungsstellen für Erdmagnetismus und Erdbeben.

Neben diverser Varianten zum Untergang der Erde am 21.12.2012 kursieren auch Theorien zu einer Umkehr des Magnetfeldes, einem sogenannten Polsprung. Aus der Sicht der Wissenschaft sind derartige Polsprünge nicht selten, zumindest auf einer geologischen Zeitskala, und sind in der Geschichte der Erde bereits sehr häufig vorgekommen. „Die letzte Umkehr des Erdmagnetfeldes erfolgte vor 774 000 Jahren und dauerte etwa 5000 Jahre. Auch in Zukunft werden solche Polsprünge stattfinden. Im Laufe der nächsten Jahre oder Jahrhunderte ist ein derartiges Ereignis aber nicht zu erwarten“, sagt Roman Leonhardt, Geomagnetik-Experte der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).

Das Magnetfeld und seine Schwankungen:
200 Jahre Messungen an der ZAMG

Das Magnetfeld der Erde entsteht durch Dynamo-Prozesse im Erdkern und bildet einen Schutzschirm gegen energiereiche kosmische und solare Strahlung. Das Erdmagnetfeld schwankt in Stärke und Richtung auf unterschiedlichsten Zeitskalen, von Sekunden bis Jahrmillionen. Die bedeutendsten Schwankungen sind vollständige Umkehrungen des Erdmagnetfeldes bei denen die Feldstärke um über 90 Prozent abnimmt und vorübergehend sehr komplexe Feldzustände auftreten.

Seit etwa 200 Jahren werden diese Feldvariationen durch erdmagnetische Observatorien bestimmt. In Österreich wurden diese Variationen von Beginn an durch die ZAMG aufgezeichnet, die als Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus gegründet wurde. Mittlerweile betreibt die ZAMG mit dem Conrad-Observatorium in Niederösterreich eine der weltweit modernsten Mess- und Forschungsstellen für Erdmagnetismus und Erdbeben.

Durch die lange Zeitreihe an magnetischen Messungen wurden einige Besonderheiten des Erdmagnetfeldes erkannt. Auffallend ist ein signifikanter Abfall der Magnetfeldstärke seit dem 18. Jahrhundert. Das Dipolmoment des Erdmagnetfeldes nahm in diesem Zeitraum um mehr als 10 Prozent ab. Auch die Richtung des Magnetfeldes änderte sich deutlich, die Deklination (Unterschied zwischen geografischer und magnetischer Nordrichtung) in Europa um etwa 20 Grad. Würde das Feld in gleicher Stärke weiter abnehmen wäre in etwa 1000 bis 5000 Jahren ein Zustand wie bei einer Polumkehr erreicht.

21.12.2012: Der 150. Todestag von Karl Kreil, dem ´Vater´ der Magnetfeldmessung

Vor 150 Jahren, am 21.12.1862, ist der Begründer der österreichischen Erdmagnetfeldmessung gestorben. Karl Kreil (1798 - 1862) war der erste Direktor der ZAMG und zugleich Professor für Physik an der Universität Wien. Kreil ließ die erste geomagnetische Landesaufnahme für die gesamte österreichische Monarchie durchführen und ließ hier auch das erste meteorologische Beobachtungssystem einrichten.

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Bilder

(bei Nennung der Quelle für Medien kostenlos nutzbar)

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Das Conrad Observatorium der ZAMG in Niederösterreich: Eine der weltweit modernsten Mess-Stellen für Geomagnetik und Erdbeben. Im Bild oben der Eingang, unten einer der Stollen. Quelle ZAMG.

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Web-Links

Conrad Observatorium: www.conrad-observatory.at

ZAMG:  www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

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Holzschnitt aus der 'Weltchronik' von Hartmann Schedel, 1493. 'Und der Engel nahm das Rauchfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde, und Donner folgten, Getöse, Blitze und Beben.' Offenbarung 8,5 © ZAMG Geophysik Hammerl
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Willkommen am Conrad Observatorium. © Gerhard Ramsebner