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16.11.2022

Neue Wetterstation im Waldviertel

Neue Wetterstation im Waldviertel

©ZAMG

Die neue Wetterstation der ZAMG bei Schwarzau im Freiwald (Bezirk Gmünd, NÖ) misst die für das Waldviertel und Mühlviertel typischen Kaltluftseen.

Seit kurzem ergänzt eine neue Wetterstation das meteorologische Messnetz der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Sie steht in Schwarzau im Gebiet des Freiwalds, in der Gemeinde Moorbad Harbach in Niederösterreich (Bezirk Gmünd).

„Die neue Wetterstation hilft, das Mikroklima in Senkenlagen des Waldviertels besser zu erfassen und unterstützt Vorhersage und Klimamonitoring in der Region“, sagt Marco Kopecky, Mitarbeiter der ZAMG-Abteilung Datenerfassung und treibende Kraft bei der Errichtung der Station. „Die Station misst rund um die Uhr die Temperatur in zwei Meter Höhe und fünf Zentimeter über dem Boden, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Menge und Dauer des Niederschlags sowie Windrichtung und Windstärke.“

Die Wetterstation Schwarzau entstand mit freundlicher Unterstützung der Grundeigentümer, der Familie Fürstenberg, und ist künftig Teil des automatischen meteorologischen Messnetzes der ZAMG mit rund 280 Stationen in ganz Österreich.

Große Temperaturunterschiede, zuletzt bis -5 °C

Die Geländeformen des Waldviertels begünstigen die Bildung von ausgeprägten Kaltluftseen und die damit verbundenen Temperaturinversionen (Anstieg der Temperatur mit zunehmender Höhe).

Daher treten immer wieder große Unterschiede der Temperatur auf engem Raum auf, die das aktuelle Messnetz der ZAMG aufgrund der mehrheitlichen Lage der Stationen auf exponierten Hügeln oder Anhöhen nur teilweise erfasst.

In den letzten Tagen zum Beispiel zählte Schwarzau meistens zu den kältesten Wetterstationen Österreich, mit Tiefstwerten bis -5 °C, während in der weiteren Umgebung größtenteils Plusgrade gemessen wurden.

Die Schwarzauer Senke

Die Ortschaft Schwarzau liegt in einer flachen Senke auf ungefähr 800 Meter Seehöhe. Die Voraussetzungen für die Bildung von Kaltluftseen sind nahezu perfekt. Eine frühere Messreihe des Instituts für Meteorologie und Geophysik der Universität Wien zeigte hier bereits das Auftreten sehr tiefer Temperaturen. Eine Testmessung der ZAMG im Jahr 2022 bestätigte dieses Potenzial und eine dauerhafte Wetterstation wurde errichtet.

Senken mit Kaltluftseen kommen im Waldviertel und im Mühlviertel in mehreren Regionen vor, besonders im Gebiet des Freiwalds und des Weinsberger Walds.

Was ist ein Kaltluftsee?

Als Kaltluftsee werden lokal begrenzte Ansammlungen von Kaltluft bezeichnet. Sie bilden sich vorwiegend in wolkenfreien, windstillen Nächten, da dann die Erdoberfläche durch langwellige Ausstrahlung stark abkühlen kann. Je kälter Luft ist, desto schwerer (weil dichter) ist sie. Daher strömt abkühlende Luft, ähnlich wie Wasser abwärts, und sammelt sich in Mulden, Senken und Becken.

Wie schnell oder wie tief die Temperatur sinkt, hängt von vielen Faktoren ab. Unter anderem sind Seehöhe, Luftfeuchtigkeit, Höhenunterschied im Gelände und Schneebedeckung von großer Bedeutung. Auch der Bewuchs und die Bodenbeschaffenheit spielen eine Rolle.

Weitere Informationen

Online-Daten Schwarzau im Freiwald: ->Link

Meteorologisches Messnetz der ZAMG: https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/messnetze/wetterstationen

Wetter-Vorhersage: www.zamg.at/prognose

Wetter-Warnungen: www.zamg.at/warnungen

Bilder (bei Nennung der Quelle kostenlos nutzbar)

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Bild 1 - Bildung eines Kaltluftsees an der ZAMG-Wetterstation Schwarzau: Mit dem fortschreitenden Sonnenuntergang wird die Strahlungsbilanz langsam negativ (Boden strahlt mehr Energie ab, als er durch Sonne erhält). Die Erdoberfläche beginnt abzukühlen und damit auch die bodennahe Luftmasse. Quelle: ZAMG ->volle Auflösung

Bild 2 - Bildung eines Kaltluftsees an der ZAMG-Wetterstation Schwarzau: Die Hänge der Senke werden zu Kaltluftproduzenten. Aufgrund der hohen Dichte fließt die Kaltluft, ähnlich wie Wasser, langsam die Hänge herab und sammelt sich entsprechend der Geländeform. Ist die Luftmasse sehr feucht, kondensiert der enthaltene Wasserdampf. Die Kaltluft wird als Nebel sichtbar. Quelle: ZAMG ->volle Auflösung

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Bild 3 - Bildung eines Kaltluftsees an der ZAMG-Wetterstation Schwarzau: Der Prozess der Kaltluftbildung setzt sich weiter fort. Die kälteste und somit dichteste Luft sammelt sich in den untersten Schichten. Nachfließende wärmere Luft wird darüber geschichtet. Dadurch entsteht ein Kaltluftsee bzw. eine Inversion (Temperaturanstieg mit der Höhe).
Im angeführten Beispiel sind die Luftmassen so feucht, dass sich rasch bodennaher Nebel ausbildet. Bewölkung oder Nebel unterbricht aufgrund der Gegenstrahlung die weitere Kaltluftproduktion. Die Temperatur im Kaltluftsee stagniert oder erwärmt sich langsam wieder. Quelle: ZAMG
->volle Auflösung

Neue Wetterstation im Waldviertel

Neue Wetterstation der ZAMG in Schwarzau im Waldviertel, im Gebiet des Freiwalds, in der Gemeinde Moorbad Harbach in Niederösterreich (Bezirk Gmünd). Quelle: ZAMG ->volle Auflösung


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