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28.06.2023

Umgang mit komplexen Risiken durch Extremwetter im Alpenraum

Umgang mit komplexen Risiken durch Extremwetter im Alpenraum

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Ziel des derzeit laufenden Interreg Alpine Space Projekts X-RISK-CC ist, das regionale Risikomanagement im Alpenraum bezüglich Extremwetter und seiner komplexen Wechselwirkungen zu verbessern. In fünf Pilotgebieten werden mit den lokalen Behörden konkrete Maßnahmen entwickelt.

Beteiligt sind am Projekt X-RISK-CC elf Organisationen aus Deutschland, der Schweiz, Italien, Slowenien und Österreich (GeoSphere Austria, Umweltbundesamt, WLV Tirol).

Am 7. Juli 2023 treffen sich die Arbeitsgruppen zu einem Workshop in München, um komplexe Risiken und Ihre Auswirkungen zu definieren.

Der Klimawandel ändert die Intensität und Häufigkeit von extremen Wetterereignissen im Alpenraum. Dadurch entstehen auch neue Risiken. „In einer Art Domino-Effekt kann ein extremes Wetterereignis zusätzliche Gefährdungen auslösen, entweder direkt in der Situation, indirekt aber auch verzögert langfristig“, erklärt Stefan Kienberger, Risikoexperte der GeoSphere Austria. „Die Risikoforschung unterscheidet gleichzeitige Risiken, compound risks, und kaskadierende Risiken, cascading risks. Die dadurch entstehenden neuen Probleme sind im Risikomanagement oft nicht optimal berücksichtigt. Hier setzt das Projekt X-RISK-CC an, um das Verständnis für diese Wechselwirkungen zu verbessern und optimale Maßnahmen im Umgang damit zu entwickeln – für einzelne Regionen und für mehrere Regionen, auch über nationale Grenzen im Alpenraum hinweg.“

Wechselwirkungen von Risiko

Ein Beispiel für eine eher langfristiges kaskadierendes Risiko: Ein Sturm schädigt ein Waldgebiet, in der Folge breiten sich im Totholz Borkenkäfer aus, die auch die gesunden Bäume im Restwald schwächen. Dadurch können künftig selbst schwächere Stürme großen Schaden anrichten oder Starkregen kann auf dem mittlerweile weniger geschützten Boden Muren auslösen.

Ein Beispiel für die Risiko-Wechselwirkung gleichzeitiger Ereignisse (compound risk) bieten die extremen Hochwässer im Juli und August 2022 in der Gemeinde Neustift im Stubaital: Im seit Mai 2022 anhaltend extrem warmen Bergwetter war bereits Anfang Juli auch auf den Gletschern die gesamte Schneedecke des Vorwinters geschmolzen. Die Starkniederschläge im Juli wurden daher nicht im Altschnee zwischengespeichert und verzögert wieder abgegeben, sondern sind auf dem blanken Eis sofort wie auf einem Blechdach abgeflossen.

GeoSphere: Klimamodelle und Risikoanalysen

Die GeoSphere Austria erarbeitet im Projekt X-RISK-CC einerseits mit Hilfe von Klimamodellen die mögliche Entwicklung und Änderung von extremen Wetterereignissen im Alpenraum im Klimawandel und entwickelt andererseits Methoden für eine verbesserte Abschätzung dieser komplexen Risiken.

Das RiskLab, eine neue Kompetenzeinheit an der GeoSphere Austria, entwickelt und implementiert risikorelevante Methoden und Werkzeuge für Dienste im Aufgabenbereich der GeoSphere Austria mit dem Ziel, Informationen für die Reduktion von Wetter-, Klima- und Geo-Risiken bereitzustellen.

WLV Tirol: Extremereignisse in der Pilotregion

Die Sektion Tirol der bundesweiten Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) liefert für das Projekt X-RISK-CC Daten und Fakten zu tatsächlich stattgefundenen Extremereignissen in der Pilotregion Stubaital.

„Der Klimawandel stellt auch für uns eine Herausforderung dar. Intensivere Niederschläge, stärkere Abflüsse, mehr Geschiebe und das häufigere Zusammentreffen von ungünstigen Szenarien können die Kapazitäten der Schutzbauwerke in Wildbächen überfordern. Wie wir unsere Schutzkonzepte daran anpassen können, wollen wir aus dem Projekt X-RISK-CC lernen“, so Gebhard Walter, Leiter der Sektion Tirol der WLV.

Umweltbundesamt: Handlungsanleitungen und Wissenstransfer

Das Umweltbundesamt leitet aus den Ergebnissen und Maßnahmen in den Pilotregionen Handlungsanleitungen ab, die sich auf andere Alpenregionen übertragen lassen.

„Wir analysieren, wo Klimawandelanpassung, Naturgefahrenvorsorge und Katastrophenschutz schon gut ineinandergreifen und wo es noch Lücken gibt“, erklärt Wolfgang Lexer, Experte für Klimaresilienz im Umweltbundesamt. Ziel ist, Empfehlungen für den Umgang mit Klimarisiken zu entwickeln, die unabhängig von Ländergrenzen umgesetzt werden können.

Das Projekt X-RISK-CC

Das Projekt X-RISK-CC läuft von November 2022 bis Oktober 2025 und wird kofinanziert durch die Europäische Union im Rahmen des Programms Interreg Alpine Space. Beteiligt sind elf Organisationen aus Deutschland, der Schweiz, Italien (Projektleitung EURAC Research Bozen), Slowenien und Österreich. Die österreichische Pilotregion befindet sich im Stubaital in Tirol bzw. werden Wechselwirkungen mit Südtirol durch das Sturmereignis Vaia im Oktober 2018 untersucht.

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Weitere Informationen

-> Website Projekt X-RISK-CC

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