15.02.2018
Tagung „Klimarisiko in der Landwirtschaft“
Am Freitag, 16. Februar 2018, findet in Graz (Steiermarkhof, Ekkehard-Hauer-Straße 33) eine Fachtagung zum Thema „Klimarisiko in der Landwirtschaft" statt, veranstaltet vom Land Steiermark, der Landwirtschaftskammer Steiermark, dem Joanneum Research und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).
Zu den Schwerpunkten der Tagung „Klimarisiko in der Landwirtschaft" gehören unter anderem die Bereiche Trockenheit und Frost. Alexander Podesser, Leiter der ZAMG Steiermark, berichtet dabei über die Entwicklung der Frostgefahr in Vergangenheit und Zukunft und über die Möglichkeiten der regionalen Vorhersage von Frost.
Trotz Klimaerwärmung bleibt Spätfrost eine Gefahr
In den Jahren 2016 und 2017 verursachten Frosteinbrüche im Frühling enorme Schäden in der Landwirtschaft. Trotz der fortschreitenden Klimaerwärmung wird Spätfrost auch in den nächsten Jahren eine Thema bleiben, sagt ZAMG-Experte Alexander Podesser: „Für den Frühling in Österreich ist und bleibt der Wechsel zwischen warmen und kalten Luftmassen typisch. Auch in einem insgesamt wärmeren Klima kann bei passender Wetterlage ein paar Tage lang polare Kaltluft zu uns strömen und selbst im April oder Mai noch bis in tiefe Lagen für Frost sorgen. Grob gesagt ist zum Beispiel Ende April in den Regionen unter 800 Meter Seehöhe alle drei bis fünf Jahre Frost zu erwarten."
Pflanzen treiben deutlich früher aus und sind anfälliger für Frost
Die Klimaerwärmung erhöht die Frostgefahr sogar. Denn viele Pflanzen beginnen durch die immer wärmeren Frühlingsmonate früher auszutreiben und früher zu blühen. Daher reagieren sie auf Kaltlufteinbrüche deutlich empfindlicher. Die Daten der ZAMG zeigen, dass beispielsweise die Blüte von Marille, Apfel und Kirsche mittlerweile um durchschnittlich zehn Tage früher stattfindet als noch vor 20 Jahren.
Herausforderung Prognose: kleinräumige Unterschiede von 5 bis 10 °C
Kaltlufteinbrüche sind durch die moderne Wettervorhersage mittlerweile schon einige Tage im Voraus gut vorhersagbar. Allerdings: Wie kalt genau es in den einzelnen Gebieten einer Region wird, lässt sich immer noch nicht zufriedenstellend vorhersagen. Das wäre aber wichtig, da die Methoden zur Bekämpfung von Spätfrost einige Vorlaufzeit brauchen und kostenintensiv sind, zum Beispiel Beheizen, Bewinden, Bewässern und Abdecken. „Exakte Frostprognosen sind enorm schwierig, weil in den klassischen Frostnächten - bei klarem, windstillem Wetter nach Kaltfronten - die Temperatur selbst innerhalb von nur ein paar hundert Metern extrem unterschiedlich sein kann", erklärt Podesser. „Wir haben bei Messfahrten in den Frostnächten im April 2017 im Bereich der Steirischen Weinstraße Werte zwischen minus 5 und plus 4 Grad gemessen. Denn die kalte und somit schwere Luft sammelt sich in Becken, Senken und Tälern und schon ein paar Meter höher kann es deutlich milder sein. In den ungünstigeren Lagen kann dann die kritische Pflanzentemperatur deutlich unterschritten werden."
Mehr Wetterstationen könnten kleinräumige Prognosen verbessern
Eine Möglichkeit zur Verbesserung der Frostprognose für die Landwirtschaft wäre, mehr meteorologische Messstationen direkt in den Wein- und Obstkulturen zu errichten. Zum einen bekämen dadurch die Vorhersagemodelle mehr Informationen der regionalen Besonderheiten, zum anderen könnten die Daten für sogenannte MOS-Prognosen (Model Output Statistics) verwendet werden. MOS ist eine Art selbstlernendes statistisches Verfahren. Dabei werden Modellvorhersagen und Stationsmessungen kombiniert und jeder Wetterstation eine dem Standort und den historischen Messdaten angepasste Wetter-Charakteristik zugewiesen. „Mehr Messdaten aus einer Region würden aber nicht nur der Frostprognose dienen, sondern auch andere für die Landwirtschaft wichtige Vorhersagen liefern, wie unterschiedliche Infektionsrisiken und optimale Spritz-Zeitpunkte", so ZAMG-Experte Podesser, „und ein weiterer Vorteil einer Stationsverdichtung wäre ein Monitoring der Klimaverhältnisse in den unterschiedlichen Lagen und daraus abgeleitet die durch den Klimawandel sinnvolle Eignungsänderung bestimmter Sorten."
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Mehr Wetterstationen in Wein- und Obstbaukulturen könnten kleinräumige Wettervorhersagen verbessern: ZAMG-Wetterstation in Silberberg, Bezirk Leibnitz (Steiermark). Quelle ZAMG/Gwaltl. –>zum Bild in Originalgröße
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Web-Links
Wettervorhersage: www.zamg.at/prognose
Warnungen Österreich: www.zamg.at/warnungen
Warnungen Europa: www.meteoalarm.eu
ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at