Kirgistan: Gletschersee-Ausbruch nahe der Hauptstadt

Gletschersee nahe der Hauptstadt durchbrach natürlichen Staudamm und stürzte ins Tal. ZAMG-Klimatologe war im Rahmen eines Forschungsprojektes zufällig in der Nähe und dokumentierte das Ereignis und seine Auswirkungen.

Am 31. Juli 2012 wurde ein plötzlicher Pegelanstieg von 30 Kubikmeter pro Sekunde an der Meßstelle Baytik, südlich der kirgisischen Hauptstadt Bishkek registriert. Von einer normalen durchschnittlichen Durchflussmenge von 5 Kubikmeter pro Sekunde stieg der Abfluss innerhalb kurzer Zeit auf 35 Kubikmeter pro Sekunde an. Alles wies auf einen Gletscherseeausbruch im Einzugsgebiet des Flusses Ala Archa hin, wobei in den ersten Stunden die genaue Ausbruchstelle noch unbekannt blieb. Bei einem Lokalaugenschein des örtlichen Beauftragten für Naturgefahren zeigte sich, dass sich im Testor Tal im Nationalparkgebiet Ala Archa ein spektakuläres Naturphänomen ereignet hatte. Auf einer Seehöhe von über 3500 m durchbrach ein proglazialer See seinen natürlichen Damm und eine Flutwelle schoss Richtung Tal. Auf dem Weg dorthin mobilisierten die Wassermassen Geröll, Schutt und Erdmaterial. Der daraus resultierende Murgang konnte anhand der Ablagerungen (Levées) und der Anschlaglinien in den unteren Talbereichen dokumentiert werden (siehe Fotos).
Glücklicherweise kam es bei diesem Ereignis zu keiner Gefährdung für die nahe gelegene Hauptstadt Bishkek. Es sind aber vergleichbare Ereignisse bekannt, bei welchen die äußeren Distrikte der Hauptstadt schwer in Mitleidenschaft gezogen worden sind.

Zufällig fand zu dieser Zeit in der Region ein Workshop im Rahmen des EU-Projektes EURAS-CLIMPACT zum Thema Gletscherseeausbrüche statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten das Ereignis für einen Lokalaugenschein (siehe Fotos).

Website des Projektes zur Erforschung von Gletscherseeausbrüchen:
http://www.bth.se/dsn/eurasclimpact.nsf/pages/home

Skizze Gletscherseeausbruch (Foto ZAMG/Reisenhofer).

Anschlaglinie des Murganges nahe des Ablagerungsgebietes (Foto ZAMG/Reisenhofer).

Im hinteren Bereich des Bildes sind die Ablagerungen (Levée) des Murganges sichtbar (Foto ZAMG/Reisenhofer).