04.10.2019
Herbstliche Farbenpracht und Klimawandel
Die Umweltfaktoren zur Steuerung des Beginns der pflanzlichen Herbstphasen, wie Laubverfärbung und Laubfall, sind noch wenig bekannt. Mittels der kostenlosen App „Naturkalender ZAMG" können Sie herbstliche Pflanzenphasen beobachten und so die Wissenschaft unterstützen.
Der Herbst zieht ins Land, deutlich merkbar an der Kühle am Morgen und den länger werdenden Nächten. Die Zeit mit Tageslicht wird jetzt deutlich kürzer, von 1. bis 30. Oktober zum Beispiel um rund 100 Minuten.
Die Natur trifft im Herbst Vorsorge, um die winterlichen Verhältnisse zu überstehen. Es ist die Zeit des Übergangs zur Vegetationsruhe, der Laubverfärbung, des Laubwurfs und des Vogel- und Insektenzuges.
Pflanzen bauen Winterhärte auf
„Die kürzer werdenden Tage und ersten Nachtfröste signalisieren den Pflanzen, ihre Ruhephase einzuleiten", erklärt Helfried Scheifinger von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). „In dieser Zeit erwerben Bäume und Sträucher zwei überlebensnotwendige Eigenschaften: Sie bekommen einerseits eine Frosthärte, um nicht durch die winterlichen Temperaturen zerstört zu werden. Andererseits wird eine innere Sperre aufgebaut, damit die während des Sommers angelegten Blatt- und Blütenknospen nicht während einer warmen Witterungsphase im Herbst und Frühwinter austreiben. Erst nach einiger Zeit mit tiefen Temperaturen wird diese Sperre allmählich abgebaut, und die Knospen sind dann bereit mit der Wärme und den längeren Tagen im Frühling auszutreiben. Das lässt sich auch künstlich anregen, wie das beim Brauch der Barbarazweige gemacht wird. Dabei werden Kirschzweige in der warmen Wohnung um die Weihnachtszeit zum Blühen gebracht."
Umweltfaktoren für Herbstphasen noch nicht völlig geklärt
Die phänologischen Herbstphasen, wie Laubverfärbung oder Laubwurf, reagieren nicht eindeutig auf die steigenden Temperaturen der letzten Jahrzehnte. Die Umweltfaktoren, welche den Beginn der phänologischen Herbstphasen auslösen, sind noch wenig bekannt. Während bei den Frühlingsphasen neben der Tageslänge vor allem die Temperatur den Eintritt steuert, spielt bei den Herbstphasen auch der Wasserhaushalt eine wesentliche Rolle. Trockenheit im Sommer kann die Laubalterung im Herbst beschleunigen. Außerdem begrenzt die Tageslänge eine mögliche Verschiebung eines immer späteren Eintritts der herbstlichen Phasen in einem wärmeren Klima.
Änderungen im Frühling deutlich stärker als im Herbst
Die langen österreichischen Beobachtungsreihen des Beginns der Laubverfärbung und des Laubfalles der Rotbuche und des Apfels zeigen ein uneinheitliches Bild. „Die Buche reagiert kaum wahrnehmbar auf den herbstlichen Temperaturanstieg von etwa 1,0 °C seit 1946, während die Herbstphasen beim Apfel in den letzten Jahren um etwa fünf Tage später eintreten als Mitte des letzten Jahrhunderts", sagt ZAMG-Phänologe Helfried Scheifinger. „Ganz im Gegensatz dazu werden die Frühlingsphasen eindeutig von der Temperatur gesteuert. Sie folgen den Schwankungen von Jahr zu Jahr und dem langjährigen Trend der Temperaturzunahme sehr genau. Der Frühling ist in den letzten Jahrzehnten um rund 1,5 °C wärmer geworden."
Selber beobachten und melden: Smart Phone App „ZAMG Naturkalender"
Im März 2018 startete die ZAMG die neue App „ZAMG Naturkalender", die kostenlos für Android und iOS in den App Stores zur Verfügung steht. Mit der App können alle Interessierten ihre Beobachtungen einfach und schnell gleich direkt in der Natur festhalten, etwa bei einem Spaziergang, einer Wanderung oder im eigenen Garten. Damit unterstützt man die Wissenschaft und lernt selbst etwas über den Lauf der Jahreszeiten, ihre Besonderheiten und ihre Änderungen dazu. Seit dem Start vor eineinhalb Jahren wurden mehr als 35.000 Beobachtungen eingegeben.
Helfen auch Sie der ZAMG bei der wissenschaftlichen Arbeit und sammeln Sie Ihre Beobachtungen mit der Naturkalender App. Aktuell erwarten wir die Laubfärbung und den Blattfall zum Beispiel bei Rotbuche, Süßkirsche und Apfel. Weitere Informationen finden Sie unter www.naturkalender.at.
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Rotbuche im Herbstkleid. Bild: ZAMG/Hübner. –>volle Auflösung
Die Natur beobachten und die Wissenschaft unterstützen: Die Daten der neuen App „Naturkalender ZAMG" gehen in internationale Datenbanken ein und werden unter anderem in der Klimaforschung genutzt. Alle Infos auf www.naturkalender.at. Bild: SPOTTERON. –>volle Auflösung
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Web-Links
Website Naturkalender ZAMG: www.naturkalender.at
Phänologie: www.phenowatch.at
ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at