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04.04.2022

Erste einheitliche Beschreibung von Klimaszenarien im deutschsprachigen Raum

Eine Arbeitsgruppe der Wetterdienste von Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie verschiedener Bundes-, Landes- und Klimaforschungseinrichtungen erstellte eine Empfehlung für eine einheitliche deutschsprachige Beschreibung der Klimaszenarien des Weltklimarats (IPCC).

Am 4. April 2022 präsentiert der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) die Ergebnisse der Working Group III des neuen Weltklimaberichts (AR6), die den Schwerpunkt „Maßnahmen zum Klimaschutz“ hat.

Eine wichtige Grundlage für die Entwicklung von zielgerichteten Klimaschutzmaßnahmen, sowie allgemein in der Klimaforschung, sind Klimaszenarien.

Was sind Klimaszenarien?

Klimaszenarien sind Abschätzungen, wie sich das zukünftige Klima unter bestimmten Rahmenbedingungen entwickelt. Sie treffen unterschiedliche Annahmen zur Entwicklung der Gesellschaft (z.B. Weltbevölkerung, Urbanisierung, Bildung) und der Wirtschaft (z.B. Art der Energiegewinnung, technologischer Fortschritt, Wirtschaftswachstum) und berücksichtigen die damit einhergehende Entwicklung klimarelevanter Treibhausgase und Aerosole und dienen als Randbedingung für die Klimamodelle.

So lassen sich die Auswirkungen unterschiedlicher sozioökonomischer Entwicklungen abseits von Klimaschutz und von verschieden starken Klimaschutzbemühungen getrennt voneinander oder auch gemeinsam abschätzen.

Bisher keine einheitliche Sprachregelungen

Im deutschsprachigen Raum gab es bisher keine einheitliche Sprachregelung, wodurch in den letzten Jahren verschiedene Namen für dieselben Klimaszenarien genutzt wurden. Dies führte oft zu Irritationen und Verwechslungen. Um dem entgegenzuwirken hat Anfang 2022 eine Arbeitsgruppe der Wetterdienste von Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie verschiedener Bundes-, Landes- und Klimaforschungseinrichtungen erstmals eine Empfehlung für eine einheitliche Benennung, Beschreibung und farbliche Kennzeichnung einer Auswahl von Klimaszenarien des IPCC vorgelegt.

Klare Sprache als Basis für breites Verständnis

Österreichs Vertreter in der Arbeitsgruppe waren Marc Olefs, Leiter der Klimaforschung an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und Thomas Schinko, Forschungsgruppenleiter am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA).

Marc Olefs (ZAMG): „Eine klare, einheitliche Sprache ist die Basis, um die langfristigen Folgen und Auswirkungen unterschiedlicher Maßnahmen zu verstehen. Das wiederum ist die Voraussetzung, um eine breite Unterstützung für die Wichtigkeit von Klimaschutzmaßnahmen zu erreichen und um vom Wissen ins Handeln zu kommen.“

Thomas Schinko (IIASA): „Diese nunmehr einheitliche Szenariensprache ermöglicht der deutschsprachigen Klimaforschungscommunity und Medienlandschaft eine unmissverständliche Kommunikation der neuesten Forschungsergebnisse. Die konzisen Beschreibungen der Klimaszenarien bilden eine wichtige Grundlage zur Entwicklung von Klimaschutzmaßnahen und definieren die Herausforderung für die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels.“

Die Szenarien

Hier eine kurze Beschreibung der neuen, einheitlich formulierten Szenarien, die im sechsten Sachstandsbericht des IPCC verwendet werden:

Der 1,5 Grad Weg (SSP1-1.9)

Eine international koordinierte Entwicklung, dem Pariser Abkommen folgend, ermöglicht durch ambitionierten Klimaschutz eine Beschränkung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitraum.

Der 2 Grad Weg (SSP1-2.6)

Eine international koordinierte Entwicklung, dem Pariser Abkommen folgend, ermöglicht durch aktiven Klimaschutz eine Beschränkung der globalen Erwärmung auf 2 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitraum.

Der Mittelweg (SSP2-4.5)

Klimaschutz und wirtschaftliche Entwicklung, welche wie bisher auch auf dem Einsatz fossiler Rohstoffe beruht, halten sich die Waage. Dadurch entsteht in vulnerablen Regionen ein steigender Anpassungsbedarf.

Der konfliktreiche Weg (SSP3-7.0)

Nationale Interessen und regionale Konflikte führen zu einem hohen Rohstoff- und Energiebedarf, der größtenteils mit einfach verfügbaren, fossilen Energieträgern wie Kohle gedeckt wird. Dadurch ergeben sich weltweit zunehmend große Herausforderungen in der Klimawandelanpassung, die weitgehend von den Staaten eigenverantwortlich geschultert werden müssen.

Der fossile Weg (SSP5-8.5)

Die soziale und ökonomische Entwicklung einer sich schnell entwickelnden Welt auf der Basis aktiver und verstärkter Nutzung von fossilen Rohstoffressourcen geht mit einem energieintensiven Lebensstil weltweit einher. Maßnahmen zur Vermeidung des Klimawandels werden auf ein Minimum reduziert. Die sehr hohen Herausforderungen in der Klimawandelanpassung werden international koordiniert angegangen.

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Weitere Informationen

Empfehlungen für die Charakterisierung ausgewählter Klimaszenarien: ->Download PDF

Weltklimarat IPCC: www.ipcc.ch

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