Klima / News / 250 Jahre Wetterbeobachtung an der Sternwarte Kremsmünster

27.12.2012

250 Jahre Wetterbeobachtung an der Sternwarte Kremsmünster

250 Jahre Wetterbeobachtung an der Sternwarte Kremsmünster

©Stift Kremsmünster

Beeindruckendes Jubiläum am 28. Dezember 2012: Vor 250 Jahren wurde die erste Eintragung ins Klimatagebuch im Stift Kremsmünster gemacht. So entstand eine der längsten ununterbrochenen Messreihen der Welt. Die Daten reichen bis in die sogenannte Kleine Eiszeit zurück und sind unter anderem für die Klimaforschung von unschätzbarem Wert.

"28. December 1762, frigus maximus, Barometer 27° 2´ “: Das ist die erste Eintragung im Klimatagebuch der Sternwarte Kremsmünster. Mit diesem Luftdruckwert und dem Hinweis auf große Kälte begann im „Mathematischen Turm“ des Benediktinerstiftes vor 250 Jahren eine der längsten ununterbrochenen meteorologischen Messreihen der Welt.

Bei einem Meteorologen, der täglich mit Tausenden von Zahlen auf dem Bildschirm konfrontiert ist, stellt sich beim Betrachten dieser handschriftlichen Aufzeichnungen aus dem Jahr 1762 ein fast schon ehrfürchtiges Gefühl ein“, sagt Alexander Ohms von der Kundenservicestelle für Oberösterreich und Salzburg der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).

Wichtige Wetterdaten für tägliche Prognose und für Klimaforschung

Regelmäßige, verlässliche Wetterbeobachtungen sind nicht nur für die täglichen Wetterprognosen und Wetterwarnungen wichtig, sondern auch für die Klimaforschung. Alexander Ohms von der ZAMG: „Diese 250 Jahre voller Daten und Beobachtungen sind auch eine einmalige Richtschnur, um die Klimageschichte der letzten Jahrhunderte exakt abzubilden. Die Station in Kremsmünster weist durch den langen Bestand eine einzigartige Sonderstellung auf und ist in Österreich nur mit dem Observatorium der ZAMG auf dem Hohen Sonnblick vergleichbar.“

Der Mathematische Turm der Benediktiner in Kremsmünster

Der Stolz auf die lange Tradition wissenschaftlicher Arbeit ist auch im Stift Kremsmünster groß. Pater Amand Kraml, Direktor der Stiftssternwarte, erklärt zu den Anfängen: „Die Benediktiner des Stiftes Kremsmünster begannen 1749, einer Modeströmung der damaligen Aufklärungszeit in den Klöstern folgend, mit der Errichtung ihres Mathematischen Turmes. Nach der Fertigstellung im Jahr 1758 fing man an, das Gebäude für die Beschäftigung mit den einzelnen Naturwissenschaften einzurichten und mit Sammlungen auszustatten. In einer Fensternische des ersten Stockes platzierte man die Instrumente zur Beobachtung der Wettererscheinungen und begann am 28. Dezember 1762 mit den Aufzeichnungen von Temperatur, Barometerstand und allgemeinem Wetterverlauf.“ Pater Amand freut sich, dass der Wetterbeobachter in Kremsmünster somit heute seine Eintragungen an einem der drei täglichen „Klima-Termine“ in eine der längsten nie unterbrochenen Klimazeitreihen der Welt macht.

Wetteraufzeichnungen aus der Kleinen Eiszeit

Ingeborg Auer, Leiterin der Abteilung Klimaforschung an der ZAMG in Wien, streicht die enorme Bedeutung der Klimareihe von Kremsmünster hervor: „Die Messdaten reichen bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück, also bis in die sogenannte Kleine Eiszeit. Aus dieser Zeit gibt es weltweit kaum direkt gemessene Klimainformationen. Unsere Kenntnisse aus dieser Zeit stammen meist von indirekten Klimazeugen wie Baumringen, Eisbohrkernen oder historischen Beschreibungen. Die Klimareihe von Kremsmünster gibt uns Zeugnis über die vorindustrielle Zeit. Damals spielten durch den Menschen verursachte Treibhausgase noch keine Rolle, und die Daten zeigen die natürlichen Klimaschwankungen. Dem gegenüber kann der letzte Teil der Zeitreihe gestellt werden, in dem der menschliche Einfluss bereits sichtbar ist.“

------------------------------

Bilder

Download aller Bilder in voller Auflösung ->hier

„28. December 1762“: Der Beginn des meteorologischen Tagebuches des Stiftes Kremsmünster. Mit Thermometer- (links) und Barometeraufzeichnung (rechts) sowie kurzen Angaben zum Witterungsverlauf (Mitte). Quelle Stift Kremsmünster.

Lange Messtradition: Der sogenannte Klimagarten vor dem Gebäude der Stiftssternwarte Kremsmünster mit genormter Wetterhütte und Niederschlagsmesser. Quelle Stift Kremsmünster.

Kunstvolles Handwerk für die Wissenschaft: Dieses Säulenbarometer wurde 1705 von Joseph Halbl aus Wels für das Stift Kremsmünster gefertigt. Quelle Stift Kremsmünster.

250 Jahre ununterbrochene Datenreihe: Die Grafik zeigt den Verlauf der Jahresmitteltemperatur an der Station Kremsmünster in den letzten 250 Jahren (Einzelwerte und Trend). Deutlich sichtbar ist die Erwärmung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Quelle ZAMG.

Download aller Bilder in voller Auflösung ->hier

------------------------------

Web-Links

ZAMG:  www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

Sternwarte des Stiftes Kremsmünster::   www.www.specula.at

© Meteopics P. Schuhbauer
Wettergutachten

Auskunft über vergangenes Wetter… mehr  •••

Gitterdatensätze

Räumliche Daten für Forschung und Planung… mehr  •••

© IG Windkraft Österreich
Windenergiegutachten

Berechnung der erwartbaren Energieproduktion… mehr  •••

Sonnblick-Observatorium
zur Sonnblick-Website (© ZAMG)
Phänologie-PhenoWatch
zum Phänologie-Portal (© ZAMG)
HISTALP
zur HISTALP-Website (© ZAMG)