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28.06.2021

ZAMG eines von weltweit zehn Krisenrechenzentren

ZAMG eines von weltweit zehn Krisenrechenzentren

©ZAMG

Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hat Österreichs ZAMG mit Juni 2021 zum vollwertigen „Regional Specialized Meteorological Centre for nuclear Emergency Response Activities (RSMC ERA)“ ernannt.

Wird irgendwo auf der Erde erhöhte Radioaktivität gemessen oder ist in einem Kernkraftwerk ein Unfall passiert, starten an der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) die Berechnungen woher die radioaktive Wolke kommt bzw. wohin sie zieht. Weltweit gibt es zehn RSMC, die ZAMG ist nun vor allem für Europa und Afrika zuständig.

Ausbreitungsrechnungen sind Computerprogramme, die berechnen, wie sich bestimmte (Schad-)Substanzen in der Atmosphäre verlagern und in welchem Ausmaß sie durch Absinken oder mit Niederschlägen den Boden erreichen.

„Es gibt zwei Varianten von Ausbreitungsrechnungen“, erklärt Paul Skomorowski, der an der ZAMG das Ausbreitungsmodell für die nationale und internationale nukleare Krisenfallvorsorge implementierte und jetzt für dessen operationellen Betrieb verantwortlich ist, „entweder berechnet man, wohin sich von einem bestimmten Punkt aus Teilchen in der Atmosphäre in den nächsten Stunden oder Tagen verlagern, zum Beispiel nach einem Unfall in einem Atomkraftwerk. Oder man berechnet, woher Teilchen in der Luft kommen. Wenn man zum Beispiel wissen will, wodurch ein plötzlicher Anstieg von Schadstoffen verursacht wird.“

Analysen bis 15 Tage zurück

Die ZAMG ist bereits seit Juli 2011 im Auftrag der WMO ein „Regional Specialized Meteorological Centre“ (RSMC) für Rückwärtsrechnungen. Wird irgendwo auf der Erde erhöhte Radioaktivität gemessen, startet an der ZAMG das Ausbreitungsmodell ENVINER umgehend. So lassen sich auch länger zurückliegende Quellen identifizieren. Beispielsweise konnte das Quellgebiet für die in der Luft im Oktober 2017 nachgewiesenen geringen Mengen an radioaktivem Ruthenium-106 durch die Rückwärtsmodellierung eindeutig bestimmt werden. Später durchgeführte wissenschaftliche Arbeiten bestätigten das Berechnungsergebnis.

Bis zu drei Tage in die Zukunft

Im Juni 2021 erweiterte die WMO den Aufgabenbereich der ZAMG auf Vorwärtsrechnungen. Bei Zwischenfällen in Atomkraftwerken sowie bei internationalen Übungen aber auch anlässlich der vierteljährlichen Übungen zwischen den weltweit zehn RSMC und der internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) wird an der ZAMG berechnet, wohin die Schadstoffwolke zieht und wo und in welchem Ausmaß Ablagerungen am Boden zu erwarten sind. Derartige zeitlich vorwärtsgerichtete Ausbreitungsrechnungen werden bis zu drei Tage in die Zukunft gerechnet.

„Österreich besitzt damit eines von weltweit nur zehn vollwertigen Krisenrechenzentren im Auftrag der WMO“, sagt ZAMG-Experte Skomorowski. „Unsere Zuständigkeitsbereiche sind vor allem Europa und Afrika, aber im Anlassfall führen wir für jede Region der Erde Ausbreitungsrechnungen durch.“

Abbildungen

(bei Nennung der Quelle kostenlos nutzbar)

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Unfall in Temelin: Ausbreitungsrechnung der ZAMG für einen fiktiven Unfall im tschechischen Atomkraftwerk Temelin. Quelle: ZAMG ->volle Auflösung

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