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14.01.2022

Wetterlexikon | Gefrierender Regen

Im ZAMG Wetterlexikon wird das Wetter in Ihrer Region von Meteorologinnen und Meteorologen der ZAMG erklärt.

Wetterlexikon | Gefrierender Regen: Gefriert der Regen? Regnet es Eis? 

Autor: Wolfgang Senoner, MSc, ZAMG Salzburg 

Bei der Entstehung von gefrierendem Regen spricht man von Niederschlag der in den kühleren Monaten, bevorzugt im Winter auftritt. Vorzugsweise bei spätwinterlichen Wetterlagen, die kurzfristig feuchtwarme Meeresluft von Westen in den Frostbereich führen. Unten am Boden herrschen Minusgrade und vom Himmel fallen keine Schneeflocken, sondern Regentropfen. Diese Mischung aus kalter Luft am Boden und kleinen Wassertröpfchen ist sehr gefährlich. Erreichen die Frosttröpfchen den Boden, wird jede Oberfläche blitzschnell von einer Eisschicht überzogen. Zieht nun warme Luft heran, gleitet diese auf der kalten Luftschicht auf. Dies führt dazu, dass es in der Höhe zu Plusgraden kommt, am Boden allerdings bleibt es bei Minusgraden (siehe Abbildung 1). Die Folge: Der Niederschlag fällt erst durch eine dünne Schicht aus warmer Luft, dort bilden sich Regentropfen aus. Ist die darunterliegende Luftschicht kalt genug, kühlen sich die Regentropfen weiter ab. Diese gefrieren aber nicht, sondern erst sobald sie auf dem Boden auftreffen, da die Zeit in der kalten Luftmasse nicht ausreicht um zu gefrieren. Solche Ereignisse sind auch in weiten Teilen Österreichs zu finden. Meist dauern diese nicht länger als ein paar Minuten bis wenige Stunden an. Das Auftreten von gefrierendem Regen ist stark von der Witterungsphase vor dem Zeitpunkt des Niederschlagsereignisses abhängig.

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Abbildung 1: Entstehung gefrierender Niederschlag. Quelle: ZAMG.

Durch das hohe Gewicht der dicken Eisschicht kann dies in weiterer Folge u.a. zum Bruch von Strommasten und Bäumen führen. Hinzu kommt, dass die vereisten Oberflächen eine immense Gefahr für den Straßen- und Flugverkehr darstellen, da hier selbst Autos mit Winterreifen keinen Halt finden. Hauptgefahr ist Rutschen (Autos, Fahrradfahrer, Fußgänger). Regnet es langanhaltend ohne Windeinfluss, bildet sich ein Zentimeter dicker „Eispanzer“.

In der Meteorologie muss zwischen den Begriffen Eisregen und gefrierender Regen (im allgemeinen Sprachgebrauch auch Blitzeis) unterschieden werden, da diese sich in ihrer Entstehung und Charakteristik voneinander abheben.

Fällt der Niederschlag bereits in Form von kleinen Eiskörnern (Durchmesser 1 -4 mm) spricht man in der Regel von Eisregen. Am Boden bildet sich dadurch eine unregelmäßige Eisfläche aus (siehe Abbildung 2).

Eine solche Wetterlage tritt z.B. auf, wenn sich nach einer ausgedehnten winterlichen Hochdrucklage die bodennahe Luftschicht durch nächtliche Ausstrahlung weit unter 0 °C abkühlt. Gefolgt von einer relativ milden atlantischen Schlechtwetterzone mit positiven Temperaturen, die in höheren Luftschichten über die bodennahe Kaltluft aufgleitet.

Regentropfen können durchaus Temperaturen von unter 0 Grad Celsius erreichen, ohne jedoch zu gefrieren, da die Kristallisationskeime flüssig bleiben. Auf Fahrbahnen führen diese Ereignisse zu einer gefährlichen Straßenglätte (siehe Abbildung 2). 

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Abbildung 2: Straßenglätte. Quelle: ZAMG.

Abbildung 3 zeigt die Auswirkungen von gefrierendem Regen auf die Oberflächen sehr deutlich. Die Aufnahme stammt von der ZAMG Steiermark, dieser Niederschlag ereignete sich im Februar 2014.

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Abbildung 3: Vereistes Solarpanel. Quelle: ZAMG.