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28.02.2019

ZAMG koordiniert internationales Projekt zur weiteren Verbesserung der Flugsicherheit

ZAMG koordiniert internationales Projekt zur weiteren Verbesserung der Flugsicherheit

©Kdo LuU/Gorup

Von 4. bis 8. März 2019 findet in der Schwarzenberg-Kaserne in Salzburg eine Übung im Rahmen des Forschungsprojekts EUNADICS-AV statt. Für zwei Szenarien (Vulkanausbruch und Terroranschlag) wird die gesamte Reaktionskette durchgespielt. In einem großen Saal arbeiten in Clustern die jeweiligen Beteiligten (Flugsicherung, Wettervorhersage, Wissenschaft, Flugsimulator, etc.). Nach dem fiktiven Vulkanausbruch/Terroranschlag werden die Auswirkungen auf den europäischen (und damit auch weltweiten) Flugverkehr simuliert und mittels meteorologischer Ausbreitungsrechnungen und Flugverkehrsmanagement-Software versucht, die sichersten und wirtschaftlich günstigsten Alternativen zu finden, indem Routen über gering belastete Regionen gelegt werden.

EUNADICS-AV wird von der ZAMG geleitet und gemeinsam mit 20 internationalen Partnern durchgeführt. Aus Österreich sind auch das Bundesministerium für Landesverteidigung, die Universität Salzburg, das Unternehmen Flightkeys und die Austrocontrol beteiligt.

Der Flugverkehr ist eine kritische Infrastruktur. Unterbrechungen, wie zuletzt durch den Vulkanausbruch in Island im Jahr 2010, verursachen wirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe. Das derzeit laufende Projekt EUNADICS-AV entwickelt Methoden und Systeme, die im Falle von Naturkatastrophen und nuklearen Zwischenfällen einen sicheren Luftverkehr mit möglichst geringen wirtschaftlichen Auswirkungen und Unterbrechungen gewährleisten. EUNADICS-AV wird von der EU im Rahmen des Förderprogramms für Forschung und Innovation Horizon-2020 unterstützt.

Im März 2019 findet eine europaweite Übung für Zwischenfälle statt

Die Übung wird von der Universität Salzburg, der ZAMG und dem österreichischen Bundesheer organisiert und findet in der Schwarzenberg-Kaserne in Salzburg statt. Dabei werden zwei Szenarien durchgespielt. Das erste Szenario betrifft einen hypothetischen Ausbruch des Ätnas auf Sizilien mit anschließender Ausbreitung der Aschewolke über ganz Europa. Die dabei freigesetzten Aschekonzentrationen haben großflächige Auswirkungen auf den Flugverkehr, welcher in verschiedenen Phasen simuliert wird. Der zweite betrachtete Fall ist ein fiktiver Terroranschlag, bei dem radioaktives Material freigesetzt wird und sich über Mitteleuropa mit entsprechenden Auswirkungen auf den Flugverkehr ausbreitet. Mithilfe neu entwickelter Simulationsmethoden können der Ort, die Zeit und die Stärke der Ausbringung des radioaktiven Materials basierend auf Messungen zurückverfolgt werden.

Neu: Digitale Plattform mit sämtlichen Informationen

In einer Halle mit verschiedenen Abteilen, welche thematisch unterschiedliche Aufgabengebiete abdecken, werden die Schritte, welche im Ernstfall durchgeführt werden müssten, realitätsnah simuliert. Die Reaktionskette wird auf einer eigens entwickelten Plattform für Endnutzer zur Verfügung gestellt - von der ersten Warnung vor dem Ereignis (beispielsweise durch Messwerte), über die Kombination dieser Daten mit Ausbreitungsmodellen (um den Ist-Zustand optimal darzustellen und die weitere Entwicklung vorherzusagen), bis hin zur Darstellung und Analyse der Situation mittels verschiedener Datenquellen. Zusätzlich zu diesem wissenschaftlichen Teil werden Abteile mit für den Flugverkehr relevanten Entscheidungsträgern wie beispielsweise der Austrocontrol, dem österreichischen Bundesheer und involvierten Ministerien besetzt.

Flugverkehr sicher und effizient aufrechterhalten

Das Ziel der Übung ist zum einen die in einem wirklichen Ernstfall verfügbaren Daten und Abläufe zu präsentieren und zum anderen die resultierenden Auswirkungen auf den Flugverkehr zu simulieren. Basierend darauf werden von der Universität Salzburg und der Firma Flightkeys die bestmöglichen Gegenmaßnahmen, wie zum Beispiel Flugumleitungen, berechnet, um den Flugverkehr möglichst aufrechterhalten zu können. Dadurch werden großflächige Ausfälle vermieden, und viele Passagiere können ihre Ziele trotz der Probleme erreichen. Das ist einer der Schwerpunkte des Projektes.

Einbindung aller Stakeholder wie in einem Ernstfall

„Das Ziel unserer Übung ist, einen realen Notfall zu simulieren", erklärt EUNADICS-AV-Projektleiter Marcus Hirtl, „die im Projekt entwickelten Verfahren und Produkte wurden in enger Zusammenarbeit mit Endnutzern aus dem Luftfahrtbereich entwickelt und sollen möglichst schnell die relevanten Information liefern".

„EUNADICS-AV ist eines von mehreren internationalen Projekten der ZAMG, bei denen durch auswirkungsorientierte Warnungen und Analysen im Fall von Naturkatastrophen rasche und exakte Lageinformationen für den Zivilschutz und andere Bedarfsträger verfügbar gemacht werden", sagt Gerhard Wotawa, an der ZAMG Bereichsleiter für Daten, Methoden und Modelle. „Durch eine operationelle Umsetzung des EUNADICS-AV Projektes können im Ernstfall tausende betroffene Flüge sicher und effizient ihr Ziel erreichen".

EUNADICS-AV: 21 Organisationen aus zwölf Ländern

Das Konsortium von EUNADICS-AV besteht aus 21 Organisationen aus zwölf Ländern. Beteiligt sind Nationale Wetterdienste, Messnetzbetreiber, private Unternehmen, Universitäten, Luftverkehrsstellen und Militärdienste. Geleitet wird EUNADICS-AV von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Aus Österreich sind weiters das Bundesministerium für Landesverteidigung, die Universität Salzburg, das Unternehmen Flightkeys und die Austrocontrol beteiligt.

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Aufteilung der verschiedenen Zellen bei der Übung in Salzburg im März 2019: In insgesamt 15 Zellen wird die gesamte Reaktionskette im Falle einer Naturkatastrophe bzw. eines Terroranschlags mit Auswirkungen auf den Flugverkehr simuliert. Quelle: Universität Salzburg. –>volle Auflösung

Beispielhafte Verteilung der Vulkanasche-Wolke einige Tage nach dem fiktiven Ausbruch des Ätnas auf Sizilien: Das Ausbruchszenario wurde so gewählt, dass die Aschewolke Richtung Zentraleuropa transportiert wird, und es dort zu relevanten Aschekonzentrationen kommt, welche Auswirkungen auf den Flugverkehr haben. Quelle: ZAMG. –>volle Auflösung

Flugzeuge mit speziellen Messgeräten messen die Verteilung und Konzentration der ausgebrachten Tracer-Stoffe im Rahmen des Forschungsprojekts EUNADICS-AV: Mit dabei sind eine Pilatus-PC6 der Österreichischen Luftstreitkräfte (Foto), ein Learjet im Auftrag des DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) und eine DA42 der Hochschule Düsseldorf. Die Messungen werden für die Simulation eines fiktiven Terroranschlages an zwei Orten in Europa verwendet. Quelle: Kdo LuU/Gorup. –>volle Auflösung

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Web-Links

Projekt EUNADICS-AV: www.eunadics.eu