13.08.2012
Zwei schwere Erdbeben im Iran
Hunderte Tote, Tausende Verletzte
Im Nordwesten des Iran ereigneten sich am 11. August 2012 innerhalb weniger Minuten zwei schwere Erdbeben, die zahlreiche Todesopfer forderten und schwere Schäden verursachten. Das erste, etwas stärkere Beben um 12:23 UTC (15:53 Uhr Ortszeit) hatte eine Magnitude von 6,4. Um 12:34 UTC (16:04 Uhr Ortszeit) folgte das zweite Beben mit einer Magnitude von 6,3 (Quelle: USGS – U. S. Geological Survey). Die Epizentren (38,32°N, 46,89°E bzw. 38,32°N, 46,76°E; USGS) lagen etwa 50 bis 60 km nordöstlich der Großstadt Täbris. Die Tiefe der Erdbeben lag bei 10 km. Medienangaben zu Folge gibt es mehr als 300 Todesopfer und etwa 5 000 Verletzte. Zahlreiche Dörfer und Straßen wurden zerstört, im Epizentralgebiet brachen das Strom- und Telefonnetz zusammen. Zahlreiche Nachbeben mit Magnituden bis 5,1 (USGS) erschütterten die Region und dauern weiter an. Bisher wurden 38 Nachbeben mit Magnituden größer als 3 aufgezeichnet. Bei Erdbeben dieser Stärke ist mehrere Monate lang mit fühlbaren Nachbeben zu rechnen.
Lage des Epizentrums. In rosa ist die Plattengrenze zwischen Arabischer und Eurasischer Platte dargestellt. © USGS.
Registrierung der Erdbeben in Österreich
Folgende Graphik zeigt die Registrierung der zwei Erdbeben im Iran, die sich mit einem Abstand von elf Minuten ereigneten, an drei ausgewählten seismischen Stationen des Österreichischen Erdbebendienstes. Die Laufzeit der P-Welle vom Epizentrum nach Österreich beträgt etwa sechs Minuten. Je weiter die Station vom Epizentrum entfernt liegt, desto später wird der Ersteinsatz registriert; für CONA (Conrad Observatorium, Niederösterreich) beträgt die Entfernung 2 720 km, für die Station KBA (Kölnbreinsperre, Kärnten) 2 870 km und für DAVA (Damüls, Vorarlberg) 3 130 km.
Registrierung der beiden Starkbeben im Iran am 11. August 2012 an den Stationen CONA, KBA und DAVA des Österreichischen Erdbebendienstes. © ZAMG Geophysik
Tektonik
Die Grenze zwischen Eurasischer und Arabischer Platte verläuft etwa 250 km südwestlich der Epizentren und durchquert den Iran in Richtung Nordwest-Südost. Die Arabische Platte bewegt sich mit etwa 2 cm/Jahr nach Norden und bestimmt dadurch das tektonische Spannungsfeld der gesamten Region und die seismische Aktivität. Eine Folge dieser Plattenbewegung ist zum Beispiel die Auffaltung des Zagrosgebirges. Der Nordwesten des Irans ist eine der am seismisch aktivsten Regionen. Die bedeutendste Störung in dieser Region ist die Täbris-Störung welche sich etwa 50 km von den Epizentren entfernt befindet. Im Bereich der zwei Hauptbeben befindet sich eine weitere wichtige Störung, die Ahar-Störung (Quelle: Geological Survey of Iran). Herdflächenlösungen für das Hauptbeben weisen auf eine Horizontalverschiebung hin.
Lage der registrierten Nachbeben bis 12. August 2012. © EMSC
Frühere Schadensbeben
Im Iran kommt es immer wieder zu stärkeren Erdbeben die eine große Anzahl an Toten und Obdachlosen fordern. Alleine im letzten Jahrhundert starben mindestens 126.000 Menschen durch Erdbeben.
Beim letzten starken Erdbeben am 26. Dezember 2003 (Magnitude 6,6, Tiefe 10 km, USGS) gab es im Gebiet der historischen Stadt Bam (Südost-Iran) mindestens 30 000 Todesopfer und mehr als 85 % der Gebäude wurden zerstört oder beschädigt. ´
Am 20. Juni 1990 erschütterte ein Erdbeben der Magnitude 7,4 (USGS) den Westen des Iran. Dabei kamen mehr als 40 000 Personen ums Leben, mehr als 60 000 wurden verletzt und 400 000 Menschen obdachlos. Das Beben führte zu massiven Gebäudeschäden sowie Hangrutschungen im Gebiet Rasht-Qazvin-Zanjan.
Die Erdbeben mit den größten Verlusten fanden historischen Quellen zu Folge im Jahr 856 (200 000 Tote) bei Damghan (Nord-Iran) und im Jahr 893 (150 000 Tote) bei Ardabil (Nordwest-Iran) statt.
Autoren: DI Helmut Hausmann, Mag. Rita Meurers