Geophysik / News / 2015: relativ wenige spürbare Erdbeben in Österreich

29.12.2015

2015: relativ wenige spürbare Erdbeben in Österreich

2015: relativ wenige spürbare Erdbeben in Österreich

©ZAMG

Im Jahr 2015 wurden mit dem Stationsnetz des Österreichischen Erdbebendienstes der ZAMG weltweit rund 7700 seismische Ereignisse registriert. 780 Erdbeben wurden in Österreich lokalisiert, davon konnten 33 von der Bevölkerung verspürt werden. Außerdem wurden in Österreich sieben Erdbeben aus Nachbarländern wahrgenommen.

Das Jahr 2015 brachte in Österreich relativ wenige Erdbeben, die von der Bevölkerung verspürt wurden, sagt Seismologin Rita Meurers von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): „Wir haben heuer zu 40 Erdbeben Rückmeldungen aus der Bevölkerung bekommen, 33 davon hatten das Epizentrum in Österreich. Das ist deutlich unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre mit etwa 47 verspürten Beben pro Jahr."

Ein langfristiger Trend zu immer weniger oder immer mehr Beben lasse sich aber nicht beobachten, sagt die ZAMG-Expertin: „Die Zahl der gefühlten Beben in Österreich schwankt von Jahr zu Jahr. Im Lauf der Zeit wechseln sich ruhige Phasen mit tektonisch aktiveren Perioden ab. 2013 zum Beispiel gab es doppelt so viele spürbare Erdbeben wie heuer."

Spitzenreiter waren Tirol und Niederösterreich

Zwölf gefühlte Erdbeben ereigneten sich heuer in Tirol und elf hatten ihr Epizentrum in Niederösterreich. In der Steiermark gab es fünf fühlbare Ereignisse, zwei ereigneten sich in Oberösterreich und jeweils eines in Kärnten, Salzburg und Vorarlberg. Vor allem in der Steiermark und in Kärnten gab es 2015 deutlich weniger Erdbeben als in den letzten Jahren.

Darüber hinaus wurden in Österreich vier Erdbeben aus Norditalien (Friaul - Julisch Venetien), zwei kräftige Ereignisse aus Slowenien und eines aus Deutschland wahrgenommen. Beben waren vor allem in Kärnten aber auch in Salzburg zu spüren.

Citizen Science: mehr als 1000 Wahrnehmungsberichte aus der Bevölkerung.

Mehr als 1000 Wahrnehmungsberichte erreichten die ZAMG über das Internet-Wahrnehmungsformular (www.zamg.at/bebenmeldung). „Das ist wegen der geringeren Zahl stärkerer Beben heuer deutlich weniger als in den vergangenen Jahren", sagt ZAMG-Seismologin Meurers, „aber jede dieser Rückmeldungen ist für uns sehr wertvoll. Sie ermöglichen die Ermittlung des Intensitätsgrades auf der Europäischen Makroseismischen Skala (EMS-98). Das hilft unter anderem, langfristig die Erdbebengefährdung einzelner Regionen zu bestimmen. Wir möchten uns bei der Bevölkerung für die zahlreichen Meldungen bedanken. Das ist im weiteren Sinn eine sehr direkte und hilfreiche Form von Citizen Science - einer Beteiligung der Bevölkerung an wissenschaftlicher Arbeit."

770 Erdbeben in Österreich gemessen

Die meisten Erdbeben in Österreich sind so schwach, dass sie von der Bevölkerung nicht wahrgenommen werden. Insgesamt registrierte der Österreichische Erdbebendienst der ZAMG heuer 780 instrumentell gemessene Erdbeben in Österreich und rund 7700 Erdbeben weltweit. Die Zahl der instrumentell registrierten Erdbeben war 2015 ähnlich hoch wie in den letzten Jahren.

---

Die stärksten Erdbeben in Österreich im Jahr 2015

Judenburg, 22. Februar 2015

Ein kräftiges Erdbeben wurde am 22. Februar um 12:10 Uhr MEZ im Raum Judenburg, Steiermark, von vielen Personen stark verspürt. Besonders in höheren Stockwerken kam es zu starken Erschütterungen, vereinzelt fielen kleine Gegenstände um. Die Magnitude betrug 3,0. Aus den 151 eingegangenen Wahrnehmungsberichten wurde die Intensität mit 4-5 Grad auf der 12-stufigen Europäischen Makroseismischen Skala (EMS-98) bestimmt.

Telfs, 25. Februar 2015

In Telfs, Tirol, ereignete sich am 25. Februar um 08:57 Uhr MEZ ein Erdbeben, das ebenfalls eine Magnitude von 3,0 aufwies. Dazu sind etwa 270 Wahrnehmungsberichte beim Österreichischen Erdbebendienst eingelangt, davon kamen knapp 140 Meldungen aus Telfs. Die starken Erschütterungen waren für manche Personen erschreckend, das Beben wurde von einem lauten Grollen begleitet. Es konnte vereinzelt auch in Innsbruck, im Wipptal, im Ötztal und im Raum Imst wahrgenommen werden. Die Epizentralintensität betrug 4-5 Grad (EMS-98). Einige Stunden später folgte um 12:37 Uhr MEZ ein leichtes Nachbeben der Magnitude 2,0, das mit einer Intensität von 3 Grad auf der EMS-98 verspürt wurde.

St. Johann im Pongau, 26. Juli 2015

Am Abend des 26. Juli ereignete sich um 21:12 Uhr MESZ ein gefühltes Erdbeben im Bundesland Salzburg, dessen Epizentrum bei St. Johann im Pongau lag. Das Beben wurde vor allem in Bischofshofen und Werfen deutlich verspürt. Leichte Erschütterungen konnten bis Scheffau im Tennengebirge wahrgenommen werden. Die Magnitude des Erdbebens betrug 2,8; die Maximalintensität erreichte 4 Grad (EMS-98).

Erdbebenserie bei Ebreichsdorf, 15. August 2015

Am 15. und 16. August ereignete sich im Gebiet südlich von Ebreichsdorf, Niederösterreich, eine bemerkenswerte Serie. Innerhalb von nur 17 Stunden wurden 225 leichte Erdbeben registriert. Die Epizentren lagen etwa drei Kilometer südwestlich von Ebreichsdorf. Die berechneten Tiefen waren im Bereich von 12 bis 15 km. Die zwei kräftigsten Ereignisse aus dieser Serie hatten eine Magnitude von 2,4 und wurden am 15. August um 17:33 Uhr und um 17:35 Uhr MESZ mit einer Intensität von 3 Grad auf der EMS-98 von einigen Personen verspürt. Es wurde ein Zittern und schwaches Klirren von Gläsern beobachtet.

Bovec, Slowenien, 29. August 2015

In großen Teilen Kärntens wurde am 29. August um 20:47 Uhr MESZ ein Erdbeben der Magnitude 4,4 wahrgenommen, dessen Epizentrum bei Bovec in Slowenien lag. Vor allem aus dem Gailtal und dem Großraum Villach sind zahlreiche Wahrnehmungsberichte eingelangt. Es wurde bis St. Veit a. d. Glan verspürt. Die stärksten Erschütterungen wurden in Nötsch im Gailtal und Arnoldstein besonders in höheren Stockwerken beobachtet. Die Maximalintensität betrug in Österreich 4 Grad (EMS-98).

Gloggnitz, 1. Oktober 2015

Im Raum Gloggnitz, Niederösterreich, waren Anfang Oktober drei Erdbeben zu spüren, deren Epizentren bei Schottwien lokalisiert wurden. Dem Hauptbeben der Magnitude 2,9 am 1. Oktober um 07:37 Uhr MEZ, das von vielen Personen mit einer Intensität von 4-5 Grad verspürt wurde, folgten am 5. und 8. Oktober zwei Nachbeben, die deutlich schwächer waren und mit 3-4 Grad und 2 Grad auf der EMS-98 wahrgenommen wurden.

------------------------------

2015: relativ wenige spürbare Erdbeben in Österreich

Erdbeben 2015: Epizentralintensität (Intensität an der Erdoberfläche über dem Bebenherd) aller von der Bevölkerung verspürten Beben. Bei Erdbeben mit Epizentrum im Ausland wird die in Österreich maximal erreichte Intensität angegeben. Zusätzlich markieren die grauen Punkte die instrumentell registrierten Beben. Quelle ZAMG. –>Link zum Bild in Originalgröße

Erdbeben 2015 im Bundeslandvergleich: Die Graphik zeigt, wie viele verspürte Erdbeben sich in den einzelnen Bundesländern bzw. im angrenzenden Ausland im Jahr 2015 ereignet haben. Quelle ZAMG. –>Link zum Bild in Originalgröße

------------------------------

Web-Links

Aktuelle Erdbeben: www.zamg.at/cms/de/geophysik/erdbeben/aktuelle-erdbeben

Die EMS-98 (Europäische Makroseismische Skala): www.zamg.at/cms/de/geophysik/erdbeben/lehrmaterialien/faqs-zu-erdbeben/intensitat

Erdbeben-Wahrnehmungsbericht: www.zamg.at/bebenmeldung

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

Teaserportlet Bebenkarte groß
Karten und Listen seismischer Aktivität

Aktuelle Erdbeben… mehr  •••

Umfeld eines Stollens © ZAMG
Angewandte Geophysik

Angewandte Geophysik… mehr  •••

Live-Seismogramm
Historische Erdbeben
Holzschnitt aus der 'Weltchronik' von Hartmann Schedel, 1493. 'Und der Engel nahm das Rauchfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde, und Donner folgten, Getöse, Blitze und Beben.' Offenbarung 8,5 © ZAMG Geophysik Hammerl
Magnetik
Willkommen bei der Magnetik der geophysikalischen Abteilung der ZAMG. © ZAMG Geophysik
Conrad Observatorium
Willkommen am Conrad Observatorium. © Gerhard Ramsebner