06.02.2018
ZAMG liefert Wettervorhersagen für Olympia
Ein internationales Forschungsprojekt aus zehn Ländern, geleitet vom südkoreanischen Wetterdienst, liefert für die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018 meteorologische Messgeräte und Wettervorhersagen. Österreichs Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hat dabei ein spezielles Vorhersagemodell für kleinräumige Kurzfristvorhersagen eingerichtet.
Viele Großereignisse werden mittlerweile umfassend meteorologisch betreut. Punktgenauen Wettervorhersagen und -warnungen ermöglichen einerseits eine effiziente Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung, andererseits geht es auch um die Gewährleistung der Sicherheit der Akteurinnen und Akteure sowie der Zuschauerinnen und Zuschauer. Für die Olympischen und Paralympischen Winterspiele in Pyeongchang 2018 wurde - wie schon für Vancouver 2010 und Sotschi 2014 - ein eigenes internationales Forschungsprojekt initiiert, das für die Veranstaltung Messgeräte und Vorhersagen am neuesten Stand der Technik zur Verfügung stellt. Gleichzeitig erlaubt die hochkarätige internationale Zusammenarbeit eine intensive wissenschaftliche Entwicklung, etwa im Bereich der Datenerfassung und in der Verbesserung von Vorhersagemodellen.
Schnell wechselnde Wetterlagen mit oft großen Regen- und Schneemengen
Am Projekt ICE-POP (International Collaborative Experiments for the Pyeongchang Olympic and Paralympic Games 2018) sind Wetterdienste aus zehn Länder (Südkorea, Kanada, USA, China, Russland, England, Schweiz, Spanien, Australien und Österreich) beteiligt. Österreichs Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wurde dabei auf besonderen Wunsch des südkoreanischen Wetterdienstes mit der Bereitstellung von kleinräumigen Analysen und Kurzfristprognosen beauftragt. „Wir haben dafür das an der ZAMG speziell für Gebirgsregionen entwickelte Analyse- und Vorhersagesystem INCA für die Rahmenbedingungen in Südkorea adaptiert", erklärt ZAMG-Projektleiter Benedikt Bica. „Die besondere geografische Lage der Halbinsel stellt eine große meteorologische Herausforderung dar. Die Wettersysteme, die vom Gelben Meer im Westen und vom Japanischen Meer im Osten aufziehen, treffen auf die bis zu 1700 Meter hohen Bergketten der Olympiaregion. Schnell wechselnde Wetterlagen mit oft großen Regen- und Schneemengen sind hier typisch."
Probebetrieb seit dem Winter 2016/17
Das Analyse- und Vorhersagesystem INCA wurde von der ZAMG bereits 2016 auf die Rahmenbedingungen von Südkorea programmiert und läuft seit dem Winter 2016/17 im Probebetrieb. „Die Physik des Wetters ist in Südkorea natürlich gleich wie in den Alpen, trotzdem sind umfangreiche Anpassungen notwendig, um das Computermodell auf die neue Geografie und die neuen Messdaten der Region optimal einzustellen. Daher ist es wichtig, dass das Modell bereits einige Monate vor dem eigentlichen Einsatz im Vollbetrieb läuft und regelmäßig adaptiert wird", erläutert ZAMG-Experte Bica.
Die ZAMG berechnet für Olympia Prognosen mit einer sehr engmaschigen räumlichen Auflösung von nur einem Kilometer. Niederschlag und Niederschlagsart werden dabei in Zehn-Minuten-Schritten gerechnet, die Parameter Temperatur, Feuchte, Schneefallgrenze, Wind und Sichtweite in Ein-Stunden-Intervallen. Die räumlich sehr detaillierten Kurzfristprognosen decken den Zeitraum bis zu sechs Stunden in die Zukunft ab. „Unsere Aufgabe ist, das Wetter in der Olympiaregion für die nächsten Stunden genauer zu berechnen, als dies mit dem groben Vorhersagemodell des südkoreanischen Wetterdienstes möglich ist", so Bica. „Die Tests der letzten Monate zeigen, dass wir einen erfreulich hohen Mehrwert zum südkoreanischen Modell liefern können."
Großrechner in Wien liefert rund um die Uhr Olympia-Prognosen
Physisch laufen die INCA-Analysen und -Prognosen für Olympia am Großrechner der ZAMG in der Zentrale auf der Hohen Warte in Wien. Messdaten und andere Rahmendaten werden per Datentransfer (FTP) aus Südkorea nach Wien geschickt, dort an der ZAMG verarbeitet, und die entstandenen Produkte dann wieder per FTP nach Südkorea übermittelt. Diese Produktionskette nimmt nur wenige Minuten in Anspruch und garantiert einen Echtzeitbetrieb rund um die Uhr. Die Vorhersagen der ZAMG sind dann - gemeinsam mit den anderen Vorhersageprodukten des ICE-POP-Projekts - die Basis für die meteorologische Beratung der Olympischen Spiele durch den Südkoreanischen Wetterdienst. Südkorea betreibt einen hochmodernen Wetterdienst mit ca. 25 Wetterradars, 3500 Niederschlagsmessstationen, Messbojen und eigenen Forschungsflugzeugen und -schiffen.
ICE-POP: die Eckdaten
Das internationale Forschungsprojekt ICE-POP (International Collaborative Experiments for the Pyeongchang Olympic and Paralympic Games 2018) unterstützt den Südkoreanischen Wetterdienst bei der Betreuung der Olympischen und Paralympischen Spiele.
Das Ziel des Projekts ist, aus der intensiven Mess- und Vorhersagearbeit für die Olympischen Spiele einen langfristigen allgemeinen Nutzen für Wettervorhersagen und -warnungen zu erarbeiten. Die Schwerpunkte sind dabei:
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Extreme Wetterereignisse in komplexen Gelände besser zu verstehen, besonders in Bezug auf Schneefall, Sichtweite sowie kurzfristige Änderungen von Windrichtung und Windgeschwindigkeit.
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Verbesserung der numerischen Vorhersage (Wettervorhersage mit Computermodellen) für die nächsten Stunden im geografisch extrem kleinräumigen Bereich. Optimale Integration von Messdaten wie etwa Niederschlagsradar.
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Verbesserung der Verifikation von Vorhersagemodellen. Entwicklung von speziellen Verifikationsmethoden für zeitlich und räumlich sehr variable Parameter wie zum Beispiel Niederschlagsart und Sichtweite.
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Web-Links
Olympia-Vorhersagen des Koreanischen Wetterdiensts: http://pc2018.kma.go.kr/en/main_pc.do
Koreanischer Wetterdienst: https://web.kma.go.kr/eng
ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at