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10.01.2019

Vorerst keine Entspannung der Schneesituation

Vorerst keine Entspannung der Schneesituation

©ZAMG

In einigen Regionen 30- bis 100-jährliches Ereignis. Nachhaltige Entspannung wahrscheinlich ab Dienstag.

Für die nächsten Tage ist noch keine nachhaltige Änderung der Schneesituation in Sicht. Die Schneewarnungen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) bleiben aufrecht (www.zamg.at/warnungen). Heute Donnerstag schneit es an der Nordseite der Alpen weiter. Am Freitag klingt der Schneefall vorübergehend überall ab, und die Wolken können auflockern. Am Freitag am Abend ziehen von Nordwesten her die nächsten Schneewolken auf und auch am Samstag schneit es in vielen Regionen, mit Schwerpunkt von Vorarlberg bis zum Mostviertel. Die Intensität sollte etwas geringer sein als in den letzten Tagen. Am Sonntag wird der Schneefall von Nordwesten her wieder stärker und hält auch am Montag an. In tiefen Lagen kann es regnen. Von Sonntag bis Montag sind an der Nordseite der Alpen in den Tälern verbreitet 20 cm Neuschnee zu erwarten, in mittleren Lagen um die 50 Zentimeter. Auf den Bergen kann es auch deutlich mehr sein, in der Größenordnung von etwa 100 Zentimeter. Erste Anzeichen einer nachhaltigen Entspannung der Schneesituation gibt es ab Dienstag.

Stellenweise Schneemengen wie nur alle Jahrzehnte

Betrachtet man die Neuschneesumme der letzten Tage (Summe der täglichen Neuschneemenge), haben einige Regionen bereits sehr extreme Werte erreicht. So sind zum Beispiel in Hochfilzen innerhalb der letzten zehn Tage 311 Zentimeter Neuschnee zusammengekommen, in Bad Mitterndorf rund 280 cm, in Seefeld 208 cm, in der Ramsau am Dachstein und in Lofer rund 170 cm. „Grob kann man sagen, dass diese Neuschneemengen selbst im klassischen Nordstau oberhalb von etwa 800 Meter Seehöhe statistisch gesehen nur alle 30 bis 100 Jahre vorkommen. Das gilt vor allem für die Regionen vom Tiroler Unterland über Salzburg bis hin zur Dachstein- und Hochkarregion. Weiter im Westen und Süden sind die Schneemengen auch im Bergland deutlich geringer", sagt Alexander Radlherr von der ZAMG in Innsbruck.

Schneehöhen durch Windverfrachtung extrem unterschiedlich

Die höchsten Schneehöhen liegen derzeit nördlich des Alpenhauptkamms. 300 bis 400 Zentimeter hoch ist die Schneedecke stellenweise auf den Bergen im Gebiet vom Arlberg über Hochkönig und Dachstein bis zum Hochkar. Durch die starke Windverfrachtung sind allerdings stellenweise extreme Unterschiede in der Schneehöhe entstanden. Man findet hier völlig abgeblasene Bergrücken genauso wie meterhohe Schneeverwehungen.

->pdf Schneehöhen 10.1.19, 7 Uhr

Schneelasten auf Gebäuden steigen

Durch die Schnee- und Regenmengen werden die Schneelasten auf den Gebäuden steigen. Auf Gebäuden, die nach der aktuellen Norm gebaut sind, liegt die Schneelast derzeit bei 30 bis 40 Prozent der Normschneelasten. Bis Dienstag dürften es dann 50 bis 60 Prozent, vereinzelt bis 80 Prozent sein.

Anders ist die Situation bei Gebäuden, die nach der Schneelastnorm im Zeitraum 1983 bis 2006 gebaut wurden. Hier können die Normlasten in den schneereichen Regionen überschritten werden. Speziell bei Flachdächern und Hallen ist hier Vorsicht geboten.

Klimawandel und Neuschneemengen

Bei extremen Wetterereignisse taucht meist die Frage nach dem Zusammenhang mit einer Änderung des Klimas auf. Marc Olefs, Leiter der ZAMG-Abteilung für Klimaforschung, weist in diesem Zusammenhang auf die regional sehr komplexe und unterschiedliche Entwicklung der Schneelage in Österreich hin: „Die Schneemengen im Alpenraum schwanken von Jahr zu Jahr stark. Es ist daher schwierig, langfristige Trends herauszufiltern. In tiefen Lagen, unterhalb von etwa 1500 Meter Seehöhe, sehen wir seit den 1960er-Jahren eine langfristige Abnahme der Schneemengen, die vor allem durch die Klimaerwärmung verursacht wird und mit großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahrzehnten anhält. In Lagen von 1500 Meter bis ins Hochgebirge könnten die Schneemengen in Zukunft hingegen zunehmen, allerdings gibt es in den Klimamodellen große Unsicherheiten bei den Niederschlagsszenarien."

Änderungen bei der Dauer von Wetterlagen

Ein weiterer spannender Aspekt ist eine Änderung der Dauer von Großwetterlagen, sagt Olefs: „Es gibt Anzeichen, dass Wetterlagen länger anhalten. Eine extreme Wetterlage, wie der Nordstau jetzt oder eine Hitzewelle im Sommer, hat somit größere Auswirkungen. Der Grund für den langsameren Wechsel von Großwetterlagen könnten Änderung der Temperaturunterschiede auf der Nordhalbkugel sein. Durch das Schmelzen des arktischen Eises ist der Nord-Süd-Temperaturunterschied geringer geworden. Das wirkt sich auf die Dynamik der Hoch- und Tiefdruckgebiete aus. Einzelne Ereignisse, wie die aktuelle Schneesituation in Alpen, lassen sich mit unserem aktuellen Wissen sicher nicht direkt mit diesen Mechanismen begründen. Aber in diesem Bereich ist auf jeden Fall noch viel Forschungsbedarf."

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Zuwachs der Schneedecke von 29. Dezember bis 10. Jänner (mit Setzung und Schmelze): SNOWGRID wurde an der ZAMG zur flächigen Analyse und Prognose von Schnee entwickelt. Das Programm berechnet für 28 Millionen Punkte in Österreich und Umgebung aktuelle Schneedaten. Quelle ZAMG.

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Web-Links

Wettervorhersage: www.zamg.at/prognose

Warnungen Österreich: www.zamg.at/warnungen

Warnungen Europa: www.meteoalarm.eu

Lawinenlageberichte: www.lawinen.at

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

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