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17.08.2016

Österreichisches Wettervorhersage-Modell für die Olympischen Winterspiele 2018 in Südkorea

Österreichisches Wettervorhersage-Modell für die Olympischen Winterspiele 2018 in Südkorea

©PyeongChang 2018

Die Veranstalter der Olympischen Spiele 2018 beauftragten die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), das österreichische Wettermodell für kurzfristige Vorhersagen in Gebirgsregionen (INCA) für die Olympiaregion in Pyeongchang zu adaptieren. Nach Peking 2008, Vancouver 2010 und Sotschi 2014 ist die ZAMG somit zum vierten Mal im Vorhersage-Team für Olympische Spiele.

Während in Rio noch um die Medaillen der Olympischen Sommerspiele 2016 gekämpft wird, laufen bereits die Vorbereitungen für die Winterspiele 2018 in Südkorea. Dabei ein wichtiger Punkt: hochwertige Wettervorhersagen für eine sichere und effiziente Organisation der Großveranstaltung. Vor kurzem beauftragte der Südkoreanische Wetterdienst die österreichische Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), die Winterspiele mit einem speziellen Vorhersagemodell zu unterstützen.

Hochmoderner Wetterdienst mit extrem dichtem Messnetz und eigenen Forschungsflugzeugen

Der Auftrag ist auch deshalb eine internationale Auszeichnung, weil er von einem hochmodernen Wetterdienst kommt, sagt der Projekt-Koordinator und Modellexperte der ZAMG Benedikt Bica: „Südkorea besitzt bei ähnlicher Fläche wie Österreich ein noch dichteres Messnetz als wir. Zum Beispiel sind dort 27 Wetterradars, 3500 Niederschlagsstationen und eigene Forschungsflugzeuge im Einsatz. Da ist es natürlich sehr erfreulich, dass unser Vorhersagemodell INCA auf so großes Interesse stößt."

Winterspiele zwischen Gebirge und Meer

Die Südkoreaner suchten nach eine speziellen Lösung für Kurzfristvorhersagen in einem geografisch sehr komplexen Gebiet. Die Olympiaregion um Pyeongchang befindet sich zwischen dem bis zu 1700 Meter hohen Hauptgebirgszug der Halbinsel im Westen und dem Japanischen Meer im Osten. Schnell wechselnde Wetterlagen mit oft großen Regen- und Schneemengen sind hier typisch. „Die Südkoreaner verglichen die Vorhersagesysteme der Winterspiele in Sotschi und entschieden sich für unser INCA-System", sagt ZAMG-Experte Bica, „es ging ihnen vor allem um Kurzfristprognose von bis zu sechs Stunden. Sie sollen als Entscheidungshilfe bei schwierigen Wetterlagen dienen, wenn es zum Beispiel um Verschiebungen und Absagen von Wetterbewerben geht oder auch um die Befahrbarkeit und Sicherheit von Straßen."

INCA: Österreichische Entwicklung mit vielen Anwendungen

INCA steht für Integrated Nowcasting through Comprehensive Analysis, wurde von der ZAMG entwickelt und ist im Alpenraum das meteorologische Analyse- und Vorhersagesystem mit der höchsten geografischen Auflösung. Für Datenpunkte im Abstand von nur einem Kilometer und in Zeitschritten von bis zu fünf Minuten werden Daten wie Temperatur, Wind, Regen- und Schneemenge sowie Sonnenstrahlung analysiert und vorhergesagt. Einige Spezialanwendungen, wie STRAHLGRID (Strahlungsauswertungen für Solar- und Photovoltaikanlagen) und SNOWGRID (Analyse und Prognose der Schneemenge), laufen sogar auf einem Raster von nur 100 Metern. Zahlreiche Anwender nutzen INCA, wie zum Beispiel Straßendienste, Lawinenwarndienste, hydrologische Dienste und die Energiewirtschaft.

Die nächsten Schritte bis Olympia 2018

Derzeit wird an der ZAMG in Wien eine INCA-Version für die speziellen Rahmenbedingungen in Südkorea programmiert. Im Winter 2016/17 läuft das österreichische Analyse- und Vorhersagesystem dann erstmals im Testbetrieb in der Olympiaregion. Dazu kommen 2017 weitere Workshops und Trainings, um nach den Erfahrungen des Winters das System laufend zu optimieren. Bei den Olympischen Winterspielen 2018 ist INCA dann Teil des Vorhersagesystems des Südkoreanischen Wetterdienstes. Das gesamte Projekt läuft unter dem Titel ICE-POP 2018 und wird unter anderem von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) unterstützt. Beteiligt sind auch Wetterdienste aus Kanada, China, Russland, England sowie aus der Schweiz und aus den USA.

Nutzen für die Wettervorhersage in Österreich

Die ZAMG besitzt mittlerweile eine langjährige Erfahrung in der Betreuung von Sportveranstaltungen. Dazu gehören heimische Events wie die jährlichen Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel und die Schi-WM in Schladming 2013, sowie internationale Großveranstaltungen, wie die Olympischen Spiele in Peking 2008, in Vancouver 2010 und in Sotschi 2014. Gerade die internationale Arbeit bringt auch großen Nutzen für die Wettervorhersage in Österreich, sagt ZAMG-Modellexperte Benedikt Bica: „Das Wetter funktioniert zwar überall auf der Erde nach den gleichen Regeln der Physik, trotzdem hat jede Region ihre Eigenheiten. Wenn wir unser Alpen-Spezialmodell in andere Klimazonen laufen lassen, sehen wir zum Beispiel, wie stabil die Simulation der einzelnen physikalischen Prozesse gegenüber Änderungen der Rahmenbedingungen ist und wie stark sich Änderungen auswirken."

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Web-Links

Infos zu INCA: www.zamg.ac.at/cms/de/forschung/wetter/inca

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

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