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01.10.2018

Internationaler Workshop der Entwickler von Wettervorhersagemodellen in Salzburg

Internationaler Workshop der Entwickler von  Wettervorhersagemodellen in Salzburg

©EUMETSAT

Von 1. bis 4. Oktober 2018 tagen in Salzburg Entwickler der wichtigsten Wettervorhersagemodelle aus Europa sowie aus Algerien, Tunesien, Kanada und Japan. 85 Expertinnen und Experten tauschen sich zu den Themen Datenaufbereitung, Modellphysik, Modelldynamik, Verifikation und Aufbereitungen für Anwender aus. Organisiert wird die Tagung von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Österreich war zuletzt 1991 Gastgeber.

Modelle zur Vorhersage des Wetters sind hochkomplexe mathematisch-physikalische Simulationen der Abläufe in der Atmosphäre. Auf Hochleistungscomputern werden damit Wettervorhersagen gerechnet daraus Warnungen abgeleitet. Globale Modelle dienen dabei der Vorhersage bis zu etwa zehn Tagen auf einem weltweiten, relativ groben Raster. Die deutlich feiner auflösenden regionalen Vorhersagemodelle (auf Englisch „Limited Area Model, LAM" genannt) simulieren die geografische Gliederung und kleinräumige Besonderheiten des Wetters wesentlich detailreicher, brauchen aber entsprechende Rechenressourcen und lassen daher nur Vorhersagen für die nächsten Stunden bis zu einigen Tagen zu.

85 Modellentwickler aus 28 Ländern tagen in Salzburg

Österreich ist zum ersten Mal seit 27 Jahren wieder Gastgeber für den jährlichen Informationsaustausch aller in Europa relevanten Institutionen, die Modelle für Regional- und Kurzfrist-Vorhersagen betreiben. Organisiert von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) treffen sich von 1. bis 4. Oktober 2018 in Salzburg 85 Expertinnen und Experten aus 28 Ländern. Konkret finden die European Working Group on Limited Area Modelling (EWGLAM) und die Short Range Numerical Weather Prediction (SRNWP) Working Group statt, beide unter der Schirmherrschaft von EUMETNET, dem Dachverband von Europas nationalen Wetterdiensten.

Mehrere Länder entwickeln gemeinsam ein regionales Modell

Die Entwicklung und der Betrieb von Vorhersagemodellen ist wegen der Komplexität und der hohen Kosten mittlerweile fast nur noch mittels internationaler Kooperationen möglich. „Daher schließen sich mehrere Länder zusammen und entwickeln hochaufgelöste Vorhersagemodelle die dann für die eigene Region betrieben werden", erklärt Christoph Wittmann, an der ZAMG Leiter der Modellentwicklung. „Wir in Österreich sind zum Beispiel Teil des Konsortiums, das unter anderem für die Weiterentwicklung von AROME zuständig ist, dem Modell das die ZAMG für den Alpenraum einsetzt. Jedes Land bringt sich dabei mit einem anderen Spezialbereich ein und stellt Neuentwicklungen im Modellcode den Partnern zur Verfügung. Wir an der ZAMG haben in letzter Zeit zum Beispiel an der kleinräumigen Simulation von Hochnebel und Gewittern gearbeitet, unter anderem mit Kurzfristprognosen für die regionale Blitzdichte."

Schnittstelle zu speziellen Anforderungen der Anwendern immer wichtiger

Die Möglichkeiten in der Modellierung steigen durch die immer leistungsfähigeren Computersysteme ständig. Immer mehr Wetterdaten werden eingearbeitet, immer mehr physikalische Feinheiten werden berücksichtigt und regionale Details, wie Berge und Täler, immer genauer wiedergegeben. In den Working Groups in Salzburg werden die neuesten Methoden und Erfahrungen in diesen Bereichen ausgetauscht. Immer wichtiger werden dabei auch Fragen der optimalen Schnittstelle zu den Anwendern. „Die Möglichkeiten der Prognosemodelle sind mittlerweile so vielfältig, dass man genau definieren muss, für welche Anforderungen welche Produkte am sinnvollsten sind", Modellexperte Wittmann. „Zum Beispiel benötigen Betreiber von Windkraftanlagen detaillierte Prognosen an bestimmten Orten von Windrichtung und -stärke in 100 bis 200 Meter über dem Boden. Für Hochwasserdienste ist dagegen die Verteilung der Regenmengen im gesamten Einzugsgebiet eines Flusses interessant."

Methoden zur Abschätzung von Extremfällen

Um die Unsicherheiten und die Bandbreite möglicher Auswirkungen besser abschätzen zu können, erarbeiten Modellbetreiber und Nutzer vermehrt Prognosen mit Wahrscheinlichkeitsangaben. Für viele Anwendungen ist neben dem wahrscheinlichsten Wetterverlauf auch wichtig zu wissen, was im Extremfall in der aktuellen Wetterlage passieren könnte. So ist zum Beispiel eine Prognose „ziemlich sicher 100 Millimeter Regen in 24 Stunden, und mit zehn Prozent Wahrscheinlichkeit bis zu 200 Millimeter" für Landeswarnzentralen und Feuerwehren eine wichtige Information bei der Planung der Maßnahmen für den absoluten Extremfall.

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Web-Links

Wettervorhersage: www.zamg.at/prognose

Warnungen Österreich: www.zamg.at/warnungen

Warnungen Europa: www.meteoalarm.eu

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

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