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05.03.2015

Forschungsprojekt zu neuen Methoden im Lawinen-Risikomanagement

Forschungsprojekt zu neuen Methoden im Lawinen-Risikomanagement

©ZAMG

Mit neuartigen Methoden soll das derzeit laufende Projekt „ALARM" das Risikomanagement im Bereich Lawinen weiter verbessern. Dafür werden unter anderem Daten zu Schneehöhe, Schneedeckenaufbau, Schneeverfrachtung und regionalem Gelände kombiniert. So kann zum Beispiel berechnet werden, ob die Schneemenge in einem Hang die Gefahr einer Lawine birgt, wie weit diese Lawine ins Tal vordringen kann und welche Gefahren dadurch drohen.

Das Projekt „ALARM" ist eine Kooperation von Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), FH Joanneum, Universität Graz (Institut für Geographie) sowie der Stabstelle Schnee und Lawinen in Innsbruck bei der Wildbach- und Lawinenverbauung.

Simulationen am Computer spielen mittlerweile eine entscheidende Rolle im Risikomanagement. Die Anwendungen reichen von speziellen kleinräumigen Wettervorhersagen bis zu Modellen zur Hochwasser- und Lawinenprognose.

Das derzeit laufende Projekt „ALARM" hat zum Ziel, die Ergebnisse der einzelnen Modelle durch neue Messmethoden weiter zu verbessern und durch eine Kombination der Modelle den Verantwortlichen neue technisch-physikalische Werkzeuge für das Risikomanagement zur Verfügung zu stellen. Außerdem wird die gesamte Kommunikationskette im Bereich Lawinen-Riskikomanagement analysiert, um Möglichkeiten der Optimierung zu finden.

Schneedaten an 28 Millionen Punkten Österreichs

„Ein wichtiger erster Schritt war, dass uns mit SNOWGRID erstmals flächendeckend Schneedaten für ganz Österreich zu Verfügung stehen", sagt ALARM-Projektleiter Arno Studeregger von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), „im Unterschied zu den bisher verwendeten Einzelmessungen werden mit SNOWGRID für ein extrem engmaschiges Netz von 28 Millionen Punkten in Österreich Analysen und Vorhersagen zu Schneehöhe, Schneewasserwert und mittlerer Schneetemperatur berechnet."

Simulation der Schneeverfrachtung durch den Wind

Basierend auf diesen geografisch sehr genauen Schneedaten wird mit einem weiteren meteorologischen Spezialmodell die für die Lawinengefahr extrem wichtige Schneeverfrachtung durch Wind berechnet. „So lässt sich bis in lokale Details berechnen und vorhersagen, wie groß die aktuelle Schneemenge im Hang ist bzw. in den nächsten Tagen sein wird", erklärt Projektleiter Arno Studeregger, „außerdem testen wir erstmals die Analyse des Schneedeckenaufbaus mit Hilfe von Radar, um zusätzliche Informationen über die Stabilität der Schneedecke zu bekommen. Die Radartechnik wird von der FH Joanneum zur Verfügung gestellt."

Vorhersage der Lawinenausbreitung

Die Ergebnisse der Schneemodellierungen gehen als Anfangsbedingungen in die Lawinenmodelle SamosAT und ELBA+ ein. Die Lawinenberechnungen der Organisationen für Wildbach- und Lawinenverbauung berücksichtigen unter anderem die Geländeoberfläche. Mithilfe der Lawinenmodelle kann abgeschätzt werden, wie weit Lawinen mit einer bestimmten Größe ins Tal vordringen können. Das ermöglicht Aussagen über potenzielle Gefährdungen von Menschen und Infrastruktur und kann als Entscheidungsgrundlage für Schutzmaßnahmen verwendet werden.

Wichtige Komponente: Zusammenspiel von Mensch und Technik

„Die Informationen der Modelle ergänzen das Wissen der Fachleute, können dieses jedoch nicht ersetzen", sagt ALARM-Projektleiter Arno Studeregger, „dadurch ist ein weiterer wichtiger Teil des Projekts, die gesamte Kommunikation im Lawinenrisikomanagement zu analysieren. Die Universität Graz untersucht dafür die wichtigen Fragen: Welche Bedürfnisse zur Veränderung im Risikomanagement haben regionale Experten, um ihre Aufgaben bestmöglich erfüllen zu können und welche Problemfelder nehmen sie wahr? Wie laufen die Kommunikations- und Entscheidungsprozesse ab und unter welchen Bedingungen lassen sich leistungsfähige soziale Beziehungen zwischen den Experten etablieren?".

Erste Berechnungen für Tirol, Niederösterreich, Kärnten und die Steiermark

Die Testregionen im Projekt ALARM sind die Planneralm (ST), die Nordkette (T) und der Dobratsch (K). Ein Szenario wurde bereits für die Schneebergbahn (N) berechnet.

Die an „ALARM" beteiligten Institutionen sind: Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), FH Joanneum, Universität Graz sowie die Stabstelle Wildbach- und Lawinenverbauung in Innsbruck. Finanziert wird das Projekt vom Bundsministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) und den Ländern Niederösterreich, Kärnten, Tirol und Steiermark.

Das Projekt läuft von bis 01. August 2014 bis 31. Dezember 2016 .

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Installation des Schneeradars auf der Planneralm: Misst vom Erdboden weg den Aufbau und die Höhe der Schneedecke. Quelle ZAMG.

Aufbau des Snow Pack Analyzer auf der Planneralm: Wichtig für die Gefahrenbeurteilung von Grundlawinen (Nassschneelawinen). Misst die in der Schneedecke enthaltene Wassermenge. Quelle ZAMG.
Link zum Bild in Originalgröße

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Web-Links

Projekt ALARM: www.lawinenrisikomanagement.at

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

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