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10.07.2012

20 Jahre TAWES-Messnetz

20 Jahre TAWES-Messnetz

© ZAMG/Andrzejewski

Eines der dichtesten Wetter-Messnetze weltweit. Liefert rund um die Uhr alle zehn Minuten aktuelle Wetterdaten aus ganz Österreich. Täglich 1,87 Millionen Daten für Prognosen, Warnungen und Klimaanwendungen.

Vor 20 Jahren, im Juli 1992, gingen die ersten vier Wetterstationen des TAWES-Messnetzes online und sendeten automatisch alle zehn Minuten Wetterdaten nach Wien zur Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Die Initiatoren dieses Projektes Ernest Rudel und Kurt Zimmermann mussten sich gegen zahlreiche Widerstände durchsetzen. Ernest Rudel, an der ZAMG Leiter des Bereiches Daten, Methoden, Modelle: „Viele waren skeptisch, ob automatische Messungen und Datenübertragungen im Routinebetrieb überhaupt möglich und sinnvoll sind.“ Begonnen wurde mit den vier Stationen Wien Hohe Warte, Linz Hörsching, Zeltweg und Patscherkofel. Heute besteht TAWES aus 266 Wetterstationen in ganz Österreich. TAWES ist damit eines der dichtesten Wetter-Messnetze weltweit und liefert alle zehn Minuten Wetterdaten, die nicht nur von der ZAMG verwendet werden, sondern auch von zahlreichen anderen Institutionen, wie zum Beispiel den Landeswarnzentralen, dem Katastrophenschutz, den Lawinenkommissionen und der ORF Wetterredaktion.

Basis für Wetterprognosen und Wetterwarnungen

TAWES steht für „Teilautomatisches Wettererfassungssystem“. Die Daten werden in den verschiedensten Bereichen verwendet. Roland Potzmann, an der ZAMG Leiter der Abteilung für Datenerfassung: „Ganz wichtig sind die TAWES-Daten natürlich für unsere Wetterprognosen und Wetterwarnungen. Gerade in einem geografisch so extrem unterschiedlich gegliederten Land wie Österreich gilt: Je besser man über die aktuelle Situation in den einzelnen Regionen Bescheid weiss, desto besser lässt sich das Wetter für die nächsten Stunden vorhersagen.“

Immer mehr auch für technische Anwendungen wichtig

In den letzten Jahren hat aber auch in verschiedenen Anwendungen der Klimatologie die Nachfrage nach zeitlich hochaufgelösten Wetterdaten zugenommen. Bei der Optimierung von technischen Anlagen sind nicht mehr nur die Mittel- und Extremwerte eines Tages von Bedeutung, sondern auch der zeitliche Verlauf, die Dauer sowie das Über- und Unterschreiten von Schwellenwerten. Zum Beispiel lässt sich die Rentabilität eines Windkraftwerks nicht aus den Tages- oder Monatsmittelwerten der Windgeschwindigkeit errechnen.

Kooperation mit Partnern für umwelt-meteorologische Aspekte

Beim Ausbau des TAWES-Stationsnetzes arbeitet die ZAMG immer wieder auch mit anderen Institutionen zusammen, um alle Bedürfnisse bestmöglich bedienen zu können. Roland Potzmann, ZAMG: „Das Stationsnetz soll zum Beispiel so flächendeckend sein, dass überall in Österreich optimale aktuelle Wetterdaten für Ausbreitungsrechnungen bei Schadstoffunfällen zur Verfügung stehen. Und natürlich dienen die TAWES-Daten auch der Verifikation unserer hochaufgelösten, regionalen Prognosemodelle.“

Wetterstationen von 118 bis 3440 Meter Seehöhe

Das TAWES-Messnetz ist mit 266 Stationen eines der dichtesten Wettermessnetze weltweit und liefert Wetterdaten aus allen Regionen Österreichs. Die am tiefsten gelegene Wetterstation steht im Burgenland, in Andau im Seewinkel auf 118 Meter Seehöhe. Die am höchsten gelegene Station findet man in Tirol, am Brunnenkogel in 3440 Meter Seehöhe. Die lokalen Gegebenheiten machen gelegentlich bei relativ einfachen Wartungsarbeiten großen organisatorischen Aufwand nötig, wie das Video vom Windmasttausch bei der Wetterstation Zwettl zeigt: Link zum Youtube-Video.

1,87 Millionen Wetterdaten täglich

Gemessen werden an den TAWES-Stationen folgende Parameter: Temperatur in fünf verschiedenen Höhen (2 Meter über dem Boden und 5 Zentimeter über dem Boden sowie im Boden in 10, 20 und 50 Zentimeter Tiefe), Feuchte, Niederschlag, Windrichtung und Windgeschwindigkeit, Luftdruck, Sonnenscheindauer, Globalstrahlung. In Summe kommen im gesamten TAWES-Messnetz pro Tag 1,87 Millionen Wetterdaten zusammen.

Ziele: Mehrtägige Autarkie und drahtlose Datenübertragung

Die nächsten Optimierungen im TAWES-Messnetz betreffen vor allem Bereiche der Infrastruktur. Wichtig ist, dass auch in extremen Wettersituationen regelmäßig Wetterdaten gesendet werden, zum Beispiel bei Hochwasser, wenn Strom- und Datenleitungen ausfallen. Schon jetzt können die Stationen bis zu sechs Tagen völlig autark ohne externe Stromversorgung messen. Durch zusätzliche Übermittlung der Daten über GPRS und Satellit soll in Zukunft sichergestellt werden, dass die Messwerte auch bei einem Ausfall der Telekommunikationsinfrastruktur zur Verfügung stehen.

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Fotos
(für Medien mit Quellenangabe kostenlos nutzbar)

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Beispiel für eine TAWES-Station: Krems (Nö). Quelle ZAMG⁄Andrzejewski.

Strahlungsmessgerät der TAWES am Sonnblick-Observatorium (Sbg). Bildtext. Quelle ZAMG.

Wartung bei jedem Wetter durch die Experten der ZAMG: TAWES bei der Rudolfshütte in den Hohen Tauern (Sbg). Quelle ZAMG⁄Andrzejewski.

Nicht nur MeteorologInnen Schätzen die TAWES-Stationen: Nachwuchs in der Wetterhütte in Spittal/Drau (Ktn). Quelle ZAMG⁄Andrzejewski.

Grafik
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Aktueller Stand des TAWES-Messnetzes. Quelle ZAMG.

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