Wetter / News / 150 Jahre österreichische Wetterkarte

30.06.2015

150 Jahre österreichische Wetterkarte

150 Jahre österreichische Wetterkarte

©ZAMG

Am 1. Juli 1865 erstellte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) die erste Wetterkarte für das Gebiet der Monarchie. Viele Jahrzehnte war dann das Erstellen der täglichen Wetterkarte die Grundlage für die meteorologische Arbeit. Heute liefern hingegen automatische Wetterstationen, Radar, Satelliten und hochkomplexe Vorhersagemodelle hochwertige Prognosen und Warnungen für die nächsten Stunden und Tage.

Schon 1816 erstellte der deutsche Physiker Heinrich Wilhelm Brendes Wetterkarten, auf denen Hoch- und Tiefdruckgebiete erkennbar waren. Für eine Wettervorhersage waren sie aber wertlos, da sich das Wetter schneller änderte, als die Daten übermittelt werden konnten. Erst die Entwicklung des Telegrafen durch Samuel Morse im Jahr 1843 machte einen schnellen Datenaustausch zwischen den meteorologischen Stationen möglich. Auf der Weltausstellung in London 1851 konnte dann erstmals eine aktuelle Wetterkarte der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Erster ZAMG-Direktor maßgeblich an Entwicklung beteiligt

Einer, der die junge Wissenschaft der Wettervorhersage massiv vorantrieb, war Karl Kreil, der erste Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), die damals noch k.k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus hieß. Bereits 1842 stellte er in einem Artikel fest: „... eine möglichst schnelle Mitteilung der Witterungsverhältnisse vieler Orte ist die erste Bedingung, … die künftigen Erscheinungen in der Atmosphäre vorherzusagen...". Und 1857 beschrieb er den weitreichenden Nutzen des elektrischen Telegrafen: „... Meiner Meinung könnte von diesem Verfahren auch bei Ausbrüchen von Stürmen Gebrauch gemacht werden, nur müsste es in größerer Ausdehnung gemacht werden, so weit sich nämlich die Anwendung des Telegraphen bereits erstreckt. ...".

Messnetz, Telegraf und Gebührenbefreiung

Basierend auf den von Karl Kreil in der gesamten Monarchie eingerichteten meteorologischen Beobachtungsstationen und der schnellen Datenübermittlung durch Telegraphen, wurde allmählich ein erstes Netzwerk zum Austausch meteorologischer Daten und einfacher Prognosen aufgebaut. Einen nicht unerheblichen Anteil am raschen Erfolg des wettertelegrafischen Dienstes hatte auch die Einführung der Gebührenfreiheit für Wettertelegramme durch Erlässe des Ministeriums im April 1865.

1. Juli 1865: Erste österreichische Wetterkarte

So wurde am 1. Juli 1865 die erste regelmäßige Wetterkarte der ZAMG für die gesamte Monarchie erstellt. Sie enthielt unter anderem Linien der Abweichung des Luftdrucks und der Temperatur vom Normalwert und den Himmelszustand. Das Meldenetz umfasste die Wetterstationen Wien, Lesina, Pola, Triest, Mailand, Ancona, Bludenz, Ischl, Klagenfurt, Prag, Krakau, Lemberg, Agram, Szegedin, Debrecin und Hermannstadt.

Bis ins 20. Jahrhundert Basis für Vorhersagearbeit

In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Zahl der Wetterstationen deutlich und die Methoden zur Analyse und Prognose wurden erweitert. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Zeichnen der Wetterkarte und damit das Bestimmen des aktuellen Wetterzustandes eine Grundlage der meteorologischen Vorhersagearbeit. Heute liefern automatische Wetterstationen, Radar, Satelliten und hochkomplexe Wettermodelle rund um die Uhr Wetterdaten und hochwertige Vorhersagen für die nächsten Stunden und Tage für unterschiedliche Regionen und Nutzer.

Heute entsteht Wetterkarte größtenteils automatisch

Ganz verdrängt wurde die tägliche Wetterkarte aber noch nicht, sagt der Leiter der ZAMG-Wettervorhersage in Wien Klaus Stadlbacher: „Wir erstellen immer noch eine tägliche Wetterkarte. Zum einen ist sie bei vielen Kunden beliebt, weil sie einen schnellen Überblick bietet, zum anderen ist es eine gute Möglichkeit, sich zu Beginn des Vorhersagedienstes in die aktuelle Wetterlage einzuarbeiten. Wir nutzen auch die Möglichkeiten, die klassischen Symbole der Wetterkarte in Vorhersagekarten einzuzeichnen, zum Beispiel für den Wetterbericht in Zeitungen. Der Großteil dieser Karten wird aber mittlerweile automatisch erstellt und nur mehr wenig geschieht noch händisch, wie zum Beispiel das Einzeichnen der Fronten."

82 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde für Vorhersage und Warnung

„Die Hauptarbeit der modernen Wettervorhersagedienste beschäftigt sich aber nicht mehr mit der Analyse, sondern mit dem Wetter der Zukunft", sagt Klaus Stadlbacher, „alleine das spezielle Vorhersagemodell der ZAMG für den Alpenraum nutzt am Hochleistungsrechner bis zu 82 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde, um mit mathematisch-physikalischen Modellen das Wetter der nächsten Tage zu berechnen." Basierend auf diesen Modellergebnissen erstellen die Meteorologinnen und Meteorologen der ZAMG tagtäglich Vorhersagen und Warnungen für Behörden wie das staatliche Krisen- und Katastrophenmanagement, für Wirtschaftsunternehmen wie Energieversorger, Baufirmen und Versicherungen, für Medien sowie für private Nutzer, wie Wanderer und Bergsteiger. Viele der Messdaten, Vorhersagen und Warnungen sind auch rund um die Uhr frei zugänglich auf www.zamg.at.

------------------------------

Erste Wetterkarte der ZAMG vom 1. Juli 1865: Die obere Karte zeigt Linien gleicher Abweichung der Temperatur vom Normalwert. Der Himmelszustand wird durch Kreise verschieden blauer Tönung angegeben. Lichtblaue Farbe bedeutet z.B. wolkenlos und schwarzblau eine geschlossene Wolkendecke. Die untere Karte zeigt Linien gleicher Abweichung des Luftdrucks vom Normalwert. Die Pfeile zeigen die Windrichtung und ihre Befiederung und Länge die Windstärke. (Foto aus dem Archiv der ZAMG. Quelle ZAMG.)
–>zum Download in voller Auflösung

Wetterkarte vom 1. Juli 2015: Die Vorhersagekarte des Bodendrucks wurde mit dem vorherberechneten Satellitenbild überlagert und die klassischen Symbole für Kaltfront, Warmfront und Okklusion eingezeichnet.
–>zum Download in voller Auflösung

------------------------------

Web-Links

Vorhersage Österreich: www.zamg.at/prognose

Warnungen Österreich: www.zamg.at/warnungen

Warnungen Europa: www.meteoalarm.eu

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

Hotline
Hotline,Meteorologin
Sonnblick-Observatorium
zur Sonnblick-Website (© ZAMG)