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14.05.2013

Gletscher-Winterbilanz 2012/13: Durchschnittliche Massenzuwächse

Gletscher-Winterbilanz 2012/13: Durchschnittliche Massenzuwächse

© Bernhard Hynek

Nach der Sommerbilanz der Gletscher gibt es jetzt erste Ergebnisse zum vergangenen Winter. Nach Auswertungen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) lag der Zuwachs an Masse auf den meisten Gletschern im Bereich der langjährigen Mittelwerte. Der Anfang Mai in einigen Regionen abgelagerte Sahara-Staub könnte das Schmelzen in den nächsten Monaten verstärken.

Anfang Mai wird jedes Jahr auf einigen Gletschern Österreichs die sogenannte Massenbilanz des Winters ermittelt, also der Zuwachs an Schnee im Laufe des vergangenen Winters. Bernhard Hynek, Gletscherforscher an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): „Die Winter haben zwar auf das Wachsen und Schmelzen der Gletscher deutlich weniger Einfluss als die Sommermonate, aber natürlich ist interessant, mit wie viel mehr Masse die Gletscher aus dem Winter gehen. Außerdem sind diese Messungen ein gute Überprüfung der Niederschlagsmessung im Hochgebirge und führen so zu einer Verbesserung von hydrologischen Modellen. Mit derartigen Modellen wird zum Beispiel versucht, die Änderung des Wasserabflusses im Gebirge in Abhängigkeit von Temperatur und Niederschlag für die nächsten Jahrzehnte zu berechnen. Daraus entstehen wichtige Abschätzungen über die Zukunft der Gletscher und damit verbundener Faktoren wie der Trinkwasserversorgung und der Energiegewinnung über Speicherkraftwerke."

Dichtes Messnetz im Bereich der Gletscher am Sonnblick

Für die Wintermassenbilanz der Gletscher wird der Massenzuwachs im hydrologischen Winter (Oktober bis April) ermittelt. Dazu wird an vielen Punkten der Gletscher die Schneehöhe gemessen (mittels Sonde oder Georadar) und an einigen Punkten werden Schneeprofile gegraben, um die Schneedichte zu messen. Aus Schneehöhe und Schneedichte wird das sogenannte Schneewasseräquivalent ermittelt. Dieser Wert gibt die Masse an, die eine aus der Schneedecke geschmolzene Wassersäule hätte.

Die ZAMG betreibt ein besonders dichtes Messnetz auf den beiden Gletschern im Bereich des Sonnblick-Observatoriums: am südwestlich exponierten Kleinfleißkees (0,8 Quadratkilometer Fläche) und am direkt anschließenden Goldbergkees (1,3 Quadratkilometer Fläche). Auf den beiden Gletschern wurde Anfang Mai an rund 640 Punkten die Schneehöhe und an 13 Punkten die Schneedichte gemessen. Finanziert wird das Monitoring der Gletscher am Sonnblick von der ZAMG und vom Lebensministerium (Projekt HIGH.mon: Hochalpines glazialhydrologisches Monitoring Sonnblick).

Schwacher Beginn, starkes Ende: Unterm Strich durchschnittliche Zuwächse an den Gletschern

Bei der Messung Anfang Mai betrug die mittlere Schneehöhe am Kleinfleißkees ca. 3,5 Meter und am Goldbergkees 4,0 Meter (die einzelnen Werte der Schneehöhe lagen je nach Hangneigung und Exposition zwischen 60 Zentimeter und 6 Meter). Unter Berücksichtigung der Schneedichte entspricht das einer Wassersäule von 1,4 bzw. 1,7 Metern und liegt damit exakt im langjährigen Durchschnitt seit Beginn der Messungen 1987. Die Höhe der Schneedecke lag auf Grund des warmen und trockenen Herbstes 2012 anfangs deutlich unter dem langjährigen Mittel und wuchs ab Jänner 2013 durch den regelmäßigen Schneefall deutlich an.

Auch die Ergebnisse anderer in Österreich vermessener Gletscher bewegten sich im Bereich der langjährigen Mittel. Am Jamtalferner in der Silvretta und am Hintereisferner in den Ötztaler Alpen wurden von der Universität Innsbruck (Dr. Andrea Fischer) mittlere Schneehöhen von 2,7 bis 3,0 Meter gemessen. Umgerechnet ergibt das jeweils eine Wassersäule von 1,2 Meter.

Niederschlagsgebiete erreichen Österreichs Gletscher nur abgeschwächt

Die überdurchschnittlich hohen Niederschlagsmengen im vergangenen Winter im Süden und Osten Österreichs hatten auf die Gletscher also keine Auswirkungen. Bernhard Hynek von der ZAMG: „Die meisten Gletscher Österreichs liegen in der Nähe des Alpenhauptkammes. Dadurch sind sie durch mehrere Gebirgsgruppen von den großen Niederschlagsgebieten abgeschirmt, die von Norden und Süden nach Österreich ziehen. Wenn so wie heuer der Süden viel und der Norden wenig Niederschlag bekommt, dann liegen die Gletscher am Alpenhauptkamm genau im Übergangsbereich und bekommen nur durchschnittliche Mengen an Schnee und Regen."

Sahara-Staub auf den Gletschern: Nachteil für Start in den Sommer

Ob der Sommer 2013 wieder so extreme Massenverluste der Gletscher wie in den vergangenen Jahren bringt, kann durch Kenntnis des Winterhalbjahres nicht gesagt werden. Eine ungewöhnliche Wetterlage in den letzten Wochen könnte aber zu einem überdurchschnittlich starken Schmelzen beitragen. Mit der starken Südströmung Anfang Mai gelangten beträchtliche Mengen Saharastaub nach Österreich. Dieser Staub hält sich oft lange Zeit auf der Schneedecke und verdunkelt sie. Dadurch wird mehr Sonnenstrahlung aufgenommen und es kommt zu einem stärkeren Schmelzen.

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Saharastaub am Sonnblick: Der Rauhreif auf der Messplattform des Sonnblick-Observatoriums zeigte Anfang Mai deutlich Spuren von Saharastaub (Foto vom 1.Mai). Quelle: ZAMG/Rasser.

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Feuchter Süden, trockener Norden: Die Abweichung des Niederschlags im hydrologischen Winter (Oktober - April) vom 30-jährigen Mittelwert (1981-2010). Die Gletscher am Alpenhauptkamm wurden von den zahlreichen Mittelmeer-Tiefs nur stark abgeschwücht erreicht. Quelle: ZAMG.

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Messung der Schneehöhe mit Georadar und Ultraschall an der permanenten Messstation am Sonnblick. Quelle: ZAMG/Hynek.

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Ermitteln der Schneedichte in einem Schneeprofil am Goldbergkees. Quelle: ZAMG/Hynek.

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Schneedecke des letzten Winters auf dem Gletschereis (Goldbergkees). Quelle: ZAMG/Hynek.

Download in voller Auflösung und weitere Fotos -> hier

Web-Links

ZAMG Gletscherforschung: www.zamg.ac.at/cms/de/klima/klimaforschung/glaziologie

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

ZAMG Sonnblick-Observatorium: www.sonnblick.net

Gletscherforschung in Österreich:
www.glaziologie.at und www.gletscher-klima.at

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