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30.10.2012

Letzte Sommertage, früher Wintereinbruch

Letzte Sommertage, früher Wintereinbruch

© meteopics/Julia Leitgeb

Vorläufige Monatsbilanz Oktober 2012

Ein Monat der großen Unterschiede geht zu Ende. Der Oktober 2012 brachte Wärmerekorde und einen ungewöhnlich frühen Wintereinbruch sowie tagelang ungetrübten Sonnenschein im Bergland und trübes Nebelwetter im Flachland.

Das sonnige, milde Bergwetter spiegelt sich auch in der vorläufigen Monatsbilanz der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Alexander Orlik, Klimatologe der ZAMG: „Viele unserer Messstationen auf den Bergen, wie am Sonnblick, auf der Rax und am Brenner, verzeichneten einen bis zu rund 2 °C zu warmen Oktober. Auch die Sonnenscheindauer war deutlich über dem Mittel. Zum Beispiel gab es am Feuerkogel, am Schöckl und auf der Kanzelhöhe 15 bis 25 Prozent mehr Sonnenstunden als im vieljährigen Mittel. In den Niederungen war die Monatsmitteltemperatur dagegen größtenteils im Bereich des Durchschnitts, und es war relativ trüb. So gab es im Flachland von Oberösterreich und Niederösterreich sowie im Raum Wien rund 5 bis 20 Prozent weniger Sonnenstunden als im vieljährigen Mittel.“

Die höchste Temperatur wurde in Langenlois (NÖ) gemessen, mit 27,4 °C am 6. Oktober. Das ist hier der dritthöchste Oktoberwert in der 48jährigen Messgeschichte. Am 19. und am 20. Oktober verzeichnete die ZAMG an einigen Messstationen neue Oktoberrekorde. In Reutte zum Beispiel gab es mit 27,1  °C den höchsten Wert seit Messbeginn im Jahr 1936. Die tiefste Temperatur des Monats an einem bewohnten Ort wurde am 30. in Zeltweg (St, 678 m) gemessen, mit minus 14,0° C.

Der Wintereinbruch gegen Ende des Monats war nicht nur im Flachland ungewöhnlich. Alexander Orlik: „In Wien auf der Hohen Warte gab es eine Schneedecke von mindestens 1 cm Höhe seit 1940 mit heuer nur vier Mal, in Innsbruck-Flughafen seit 1951 nur acht Mal.“

Die vorläufige Niederschlagsbilanz fällt in vielen Regionen überdurchschnittlich aus. So gab es in Tirol, Salzburg, in der Obersteiermark, im Burgenland und im Weinviertel rund 25 bis 75 Prozent mehr Niederschlag als im Mittel. In Teilen von Vorarlberg, Kärnten und der Südsteiermark waren es sogar 100 Prozent mehr als in einem durchschnittlichen Jahr. Ein Niederschlagsdefizit von 25 bis 40 Prozent gab es punktuell im Inn-, Mühl- und Waldviertel.

Der Oktober 2012 im Detail

Temperatur

Die Gesamtbilanz der Oktobertemperatur ist für Österreich im Vergleich zum Mittel 1971-2000 ausgeglichen bis leicht überdurchschnittlich. Von Lofer bis Wien lagen die Oktobermittel 2012 zwischen 0 und 0,5° C über dem klimatologischen Mittel. Stellenweise war es im Mühl- und Waldviertel mit einer Abweichung von minus 0,2 bis minus 0,7° C kühler als das vieljährige Mittel. In Vorarlberg, in Teilen Nordtirols, in Osttirol, Kärnten, der Südsteiermark und im Nordburgenland betrug die Abweichung zum Mittel 0,5 bis 1,0° C. Prutz (T) war mit einer Abweichung von minus 1,0° C (Oktobermittel 2012 6,3° C) der relativ kälteste Ort des Landes. Die höchsten positiven Abweichungen zum vieljährigen Mittel gab es diesmal auf den Bergen. Die mittlere Oktobertemperatur war auf der Villacher Alpe (K) um 1,9° C höher als der Normalwert, der hier bei 2° C liegt. Aber auch am Sonnblick, dem Brenner oder der Rax war es um 1,5 bis 1,9° C wärmer als im Durchschnitt. Die höchste Temperatur wurde am 6. Oktober mit 27,4° C in Langenlois (NÖ) erzielt. Dies ist der dritthöchste Oktoberwert in der 48 jährigen Messgeschichte des Ortes. Neue Temperaturrekorde wurden an einigen Wetterstationen in diesem Oktober erzielt. So wurde in Reutte (T) z.B. am 19. Oktober ein Tagesmaximum von 27,1° C gemessen. Das ist der höchste Oktoberwert seit Messbeginn im Jahr 1936. Mit dem Wintereinbruch zum Monatsende sank die Temperatur beträchtlich. Nur elf Tage später fiel die Temperatur in Reutte auf minus 5,7° C. Die tiefste Temperatur Österreichs wurde am 29. Oktober mit -17,2° C am Sonnblick (S, 3109) gemessen. Nur wenig wärmer war es am kältesten bewohnten Ort des Landes. In Zeltweg (St, 678 m) fiel die Temperatur in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober auf -14° C.

Niederschlag

Die Niederschlagsmengen waren in diesem Oktober ausgeglichen bis überdurchschnittlich. In den südlichen Regionen Oberösterreichs und im westlichen Niederösterreich fiel etwa so viel Niederschlag, wie in einem durchschnittlichen Oktober fällt. Niederschlagsdefizite von 25 bis 40 Prozent gab es punktuell im Inn-, Mühl- und Waldviertel. In Tirol, Salzburg, in der Obersteiermark, im Burgenland und im Weinviertel summierte sich rund 25 bis 75 Prozent mehr Niederschlag als im Mittel. Rund 100 Prozent mehr Niederschlag als im klimatologischen Mittel fiel in Vorarlberg, speziell im Rheintal, am Arlberg, in Kärnten und der Südsteiermark. Die größte Tagesniederschlagsmenge wurde am 15. Oktober am Loiblpass (K) mit 115 mm registriert. Die geringste Monatsniederschlagssumme kam in Krems (NÖ) mit nur 18 mm zusammen.

Schnee

Für viele Flachlandregionen war der frühe Wintereinbruch und gleichzeitiger Bildung einer Schneedecke ungewöhnlich. Zuletzt lag in einem Oktober im Jahr 2003 in ganz Österreich eine Schneedecke. Die Höhe der Schneedecke ist mit 2 cm in Wien bis 22 cm in Krimml (S) für Oktober aber nicht außergewöhnlich. Auf den Bergen und in den hochalpinen Tälern Tirols und Salzburgs summierte in diesem Oktober eine Schneedecke mit Schneehöhen von 30 bis 60 cm.

Sonne

Beständiger Hochdruckeinfluss im letzten Monatsdrittel bescherten Österreich typisches Herbstwetter. Trübes nebelig-feuchtes Wetter war im Flachland und den Beckenlagen vorherrschend wohingegen in den alpinen Regionen sonniges und außergewöhnlich warmes Wetter anzutreffen war. Dies zeigt sich auch in der Oktoberstatistik des Sonnenscheins. Am Feuerkogel (OÖ) schien die Sonne mit 175 Stunden um ein Viertel Länger als im Mittel und somit am relativ längsten in ganz Österreich. Aber auch am Schöckl (St), in Mariazell (St) oder auf der Kanzelhöhe (K) zeigte sich die Sonne um 15 bis 25 Prozent länger als im Vergleich zum vieljährigen Mittel. Im Donauraum, sowie in den Beckenregionen und im Flachland lag die Sonnenausbeute um 5 bis 20 Prozent unter den vieljährigen Mittelwerten. Am relativ trübsten war es mit einer negativen Abweichung von 21 Prozent und einer Sonnenscheindauer von 90 Stunden in Amstetten (NÖ). Am absolut längsten schien die Sonne in diesem Oktober am Patscherkofel (T, 2247) mit insgesamt 190 Stunden.

Der Oktober 2012 in der Bundesland–Übersicht

Vorarlberg

Niederschlagsabweichung plus 75 %, Temperaturabweichung plus 0,6° C, Abweichung der Sonnenscheindauer plus 3 %.

Monatshöchstwert 26,6° C in Fraxern am 19., Monatstiefstwert minus 9,9° C in Mittelberg (1203 m) am 30.

Höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur 10,5° C in Feldkirch (Abweichung plus 1,5° C).

Tirol

Niederschlagsabweichung plus 50 %, Temperaturabweichung plus 0,6° C, Abweichung der Sonnenscheindauer minus 1 %.

Monatshöchstwert 27,1° C in Reutte am 19., Monatstiefstwert minus 14,0° C in Galtür (1577 m) am 30.

Höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur 9,9° C in Jenbach (Abweichung plus 0,9° C).

Salzburg

Niederschlagsabweichung plus 30 %, Temperaturabweichung plus 0,2° C, Abweichung der Sonnenscheindauer minus 3 %.

Monatshöchstwert 25,9° C in Salzburg Freisaal am 6., Monatstiefstwert minus 12,0° C in St. Michael im Lungau (1052 m) am 30.

Höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur 9,3° C in Salzburg Flughafen (Abweichung minus 0,1° C).

Oberösterreich

Niederschlagsabweichung minus 15 %, Temperaturabweichung minus 0,1° C, Abweichung der Sonnenscheindauer minus 5 %.

Monatshöchstwert 25,4° C in Kremsmünster am 6., Monatstiefstwert minus 8,4° C in Windischgarsten (600 m) am 30.

Höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur 9,5° C in Linz (Abweichung plus 0,1° C).

Niederösterreich

Niederschlagsabweichung plus 5 %, Temperaturabweichung plus 0,3° C, Abweichung der Sonnenscheindauer minus 5 %.

Monatshöchstwert 27,4° C in Langenlois am 6., Monatstiefstwert minus 8,3° C in Lunz am See (612 m) am 30.

Höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur 10,2° C in Gumpoldskirchen (Abweichung plus 0,5° C).

Wien

Niederschlagsabweichung plus 30 %, Temperaturabweichung plus 0,2° C, Abweichung der Sonnenscheindauer minus 5 %.

Monatshöchstwert 26,4° C in Stammersdorf am 6., Monatstiefstwert minus 2,6° C auf der Jubiläumswarte (450 m) am 30.

Höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur 11,5° C in Wien-Innere Stadt (Abweichung minus 0,1° C).

Burgenland

Niederschlagsabweichung plus 40 %, Temperaturabweichung plus 0,5° C, Abweichung der Sonnenscheindauer minus 5 %.

Monatshöchstwert 25,9° C in Andau am 1., Monatstiefstwert minus 6,2° C in Bad Tatzmannsdorf (347 m) am 30.

Höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur 10,8° C in Neusiedl am See (Abweichung plus 0,9° C).

Steiermark

Niederschlagsabweichung plus 40 %, Temperaturabweichung plus 0,3° C, Abweichung der Sonnenscheindauer plus 3 %.

Monatshöchstwert 23,6° C in Wagna am 4., Monatstiefstwert minus 14,0° C in Zeltweg (678 m) am 30.

Höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur 10,4° C in Bad Radkersburg (Abweichung plus 1,0° C).

Kärnten

Niederschlagsabweichung plus 60 %, Temperaturabweichung plus 0,9° C, Abweichung der Sonnenscheindauer minus 1 %.

Monatshöchstwert 23,5° C in St. Andrä im Lavanttal am 4., Monatstiefstwert minus 9,8° C in Bad Bleiberg (909 m) am 30.

Höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur 9,7° C in Villach (Abweichung plus 1,2° C).

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Anmerkungen

* Die Bezeichnung „vieljähriges Mittel“ betrifft die Klimaperiode 1971-2000, bei der Sonnenscheindauer den Zeitraum 1991-2010.

* Die Daten setzen sich aus den Messungen bis zum gestrigen Tag und den Vorhersagen für die restlichen Tage des Monats zusammen. Die endgültige Monatsbilanz ist ab der zweiten Woche des Folgemonats auf www.zamg.at abrufbar.

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Grafiken

 

Oktober 2012: Abweichung der Temperatur vom vieljährigen Mittel 1971-2000 (Quelle ZAMG).
Link zum Bild in Originalgröße

Oktober 2012: Abweichung des Niederschlags vom vieljährigen Mittel 1971-2000 (Quelle ZAMG).
Link zum Bild in Originalgröße

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Web-Links

Infos zur ZAMG: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

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