Lufttemperatur

Verglichen mit anderen Regionen der Erde ist der Alpenraum stärker von der globalen Erwärmung betroffen.

Es wird weiter wärmer

Um das zukünftige Klima im Alpenraum abschätzen zu können, ist man auf die Simulationsergebnisse globaler und regionaler Klimamodelle angewiesen. Die Modellergebnisse zeigen dabei eine Fortsetzung des gegenwärtigen Trends zu höheren Temperaturen.

Im Alpenraum hat der globale Klimawandel in den letzten 50 Jahren zu einem stärkeren Temperaturanstieg geführt als in vielen anderen Gebieten der Erde (vgl. Artikel Klimavergangenheit - Lufttemperatur). Für eine grobe Abschätzung der Klimazukunft im Alpenraum können Simulationsergebnisse aus der aktuellen Generation von globalen Klimamodellen verwendet werden. Diese, auch für den sechsten Sachstandbericht des IPCC herangezogenen Modelle, zeigen für ganz Europa einen Temperaturanstieg zwischen +2,0 bis +5,0 °C bis 2100 im Vergleich zum vorindustriellen Niveau Mitte des 19. Jahrhunderts. 

Globale Zirkulationsmodelle können aufgrund ihrer sehr groben räumlichen Auflösung nur eine erste Abschätzung über die Klimaentwicklung im Alpenraum liefern. Für umfangreichere Untersuchungen nützt man Modellergebnisse aus regionalen Klimamodellen. Im Folgenden werden Modellierungsergebnisse aus der aktuellen EURO-CORDEX Initiative vorgestellt (Jacob et al., 2014).

Regionale Klimamodellsimulationen bis 2100 im Alpenraum

In Abbildung 1 ist der projizierte Temperaturverlauf für den Alpenraum, jeweils für drei Emissionsszenarien und für die Jahresmitteltemperatur sowie die saisonalen Mitteltemperaturen dargestellt. Bis etwa zur Mitte des 21. Jahrhunderts ist mit einem Temperaturanstieg im österreichischen Alpenraum von 1,0 bis 2,0 °C zu rechnen, in Bezug auf die Periode 1981-2010 (Kotlarski et al., 2022). Je nach Emissions-Szenario liegt der Anstieg bis 2100 zwischen +1,0° (RCP2.6) und +4,0° (RCP8.5). Ein sehr ähnliches Bild zeigt sich in der jahreszeitlichen Betrachtung. Einzig im Sommer zeigt sich eine etwas stärkere Erwärmung im Extremszenario (RCP8.5) von +4,5°C.

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Abb. 1: Projektionen für die Änderung der Lufttemperatur für das Jahresmittel als auch auf saisonaler Basis bezogen auf die Periode 1981-2010 für drei Emissionsszenarien (RCP2.6, RCP4.5 und RCP8.5); die blassen Linien stellen einzelne Modellläufe dar, die dicken Linien den geglätteten (11 Jahre) Mittelwert über alle Modelle für das jeweilige Szenario. (Kotlarski et al., 2022; modifiziert).

Eine räumliche Analyse der zukünftigen Temperaturänderung ist in Abbildung 2 für Winter und Sommer dargestellt. Wie schon in Abbildung 1 ersichtlich, zeigt sich ein deutlicher Unterschied der generellen Erwärmung in Abhängigkeit des Emissionsszenarios. Unabhängig davon werden jedoch räumliche Muster der Erwärmung sichtbar. Im Winter zeigt sich ein etwas stärkerer Temperaturanstieg im Alpenbogen, und hier besonders südlich des Alpenhauptkamms, im Vergleich zu den umliegenden Flachländern. Dieser Effekt ist wahrscheinlich durch einen Rückkoppelungsmechanismus durch eine kürzere Schneedecke und einer damit einhergehenden stärkeren Erwärmung zu erklären. Im Sommer zeigt sich ein ähnliches Muster, wobei die Westalpen von einer stärkeren Erwärmung gekennzeichnet sind. Des Weiteren ist ein großräumiges Gefälle des Temperaturanstiegs von Südwesten Richtung Nordosten festzustellen.

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Abb. 2: Mittlere Änderung der Lufttemperatur für Winter und Sommer für das Ende des 21. Jahrhunderts (2070-2099) bezogen auf die Periode 1981-2010 für drei Emissionsszenarien (RCP2.6, RCP4.5 und RCP8.5); dargestellt ist der Mittelwert über alle Klimasimulationen im jeweiligen Emissionsszenario. (Kotlarski et al., 2022; modifiziert).

 

Literatur:

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Kotlarski S., Gobiet A., Morin S., Olefs M., Rajczak J., Samacoïts R. (2022): 21st Century alpine climate change. Climate Dynamics. https://doi.org/10.1007/s00382-022-06303-3

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