Glaziologie

Erforschung der Klimakomponente Eis

Eine Änderung des Klimas, besonders von Lufttemperatur, Niederschlag und Strahlung, wirkt sich auf Gletscher über die Änderung der fallenden Schneemenge (Akkumulation) und über die Änderung der oberflächlichen Schmelze (Ablation) aus. Über diese Prozesse sind Klima und Gletscherverhalten direkt gekoppelt. Daher vermessen Glaziologinnen und Glaziologen trotz des großen Aufwandes viele Gletscher weltweit in jährlichen oder sogar saisonalen Abständen.

Längenänderung
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Messungen an über 1800 Gletschern der Erde belegen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts, wie Gletscher auf Klimaschwankungen reagieren.

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Massenbilanz Gletscher
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Unter der Massenbilanz eines Gletschers versteht man die Differenz aus Prozessen, die Masse zuführen, und jenen, die Masse entziehen.

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Massenbilanz Eisschilde
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Die grundsätzliche Idee der Massenbilanz eines Eisschildes unterscheidet sich nicht von der für die wesentlich kleineren Gebirgsgletscher.

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Geophysik
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Geophysikalische Erkundungsmethoden geben von der Oberfläche aus Aufschluss über die Eigenschaften des eisigen Untergrundes.

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Gletschermodellierung
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Auf Grundlage der Gletschermodellierung können Prognosen des zukünftigen Verhaltens der Gletscher erstellt werden.

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Glaziologie: Wissenschaft von Eis und Schnee

Die Glaziologie widmet sich der Erforschung aller Aspekte der Kryosphäre, also der mit Eis und Schnee bedeckten Teile der Erdoberfläche: der kontinentalen Eisschilde und Gebirgsgletscher, des Schelfeises, der Meeresvereisung, des Permafrosts und der saisonalen Schneedecke. Die Ergebnisse der Glaziologie tragen wesentlich zum Verständnis des globalen Klimasystems bei.

Wechselwirkungen mit dem Klima rücken in den Mittelpunkt

Das Beschleunigen und die vertikale Ausdünnung bei gleichzeitigem Rückzug der großen Eisströme der kontinentalen Eisschilde Grönlands und der Antarktis, der weltweite Massenverlust der Gebirgsgletscher, das unvorhersehbare, plötzliche Abreißen mehrerer ausgedehnter Eisschelfe der Antarktischen Halbinsel, der stetige Rückgang der arktischen Meeresvereisung, der Rückgang des alpinen sowie des arktischen Permafrostes und nicht zuletzt der langsame Anstieg des Meeresspiegels sind Folgen einer Klimaänderung, deren Wirkungsprozesse auf die Kryosphäre – einschließlich der zahlreichen Rückkoppelungseffekte – noch unzureichend verstanden werden.

Neben anderen Methoden zur Klimarekonstruktion werden Gletscher – einerseits durch die vertikale Schichtung von Jahrringen in Eisbohrkernen als auch durch die von ihnen geschaffenen Erosionsmuster und Ablagerungen – als Klimaarchive herangezogen, um vergangene Veränderungen des Klimas aus dem Verhalten der Gletscher abzuleiten.

Öffentliche Gletscherdaten – in Österreich und der Welt

Der Zustand aller österreichischen Gletscher wird im Österreichischen Gletscherinventar in Innsbruck quantitativ erfasst, das es für die Jahre 1969, 1997 und teilweise schon für 2006 gibt. Der Gletschermessdienst des Österreichischen Alpenvereins bietet in jährlicher Auflösung Daten zu Längenänderungen von derzeit 96 österreichischen Gletschern. Der Hydrographische Dienst veröffentlicht Massenbilanzdaten von einigen ausgewählten Gletschern in seinen Jahrbüchern, die es mittlerweile auch im Internet gibt.

Gesammelt und veröffentlicht werden die weltweiten Daten von Gletscherfluktuationen vom World Glacier Monitoring Service (WGMS) in den alle zwei Jahre erscheinenden Glacier Mass Balance Bulletins sowie den ausführlicheren, alle fünf Jahre erscheinenden Fluctuations of Glaciers . Aktuelle und vergangene Gletscherzustände wie Flächen- und Höhenmodelle sind zudem aus Gletscherinventaren wie dem World Glacier Inventory oder von Global land ice measurements from space (GLIMS) abrufbar.

 

Literatur:

Benn D.I., Evans D.J.A. (2010): Glaciers & glaciation. 2. Aufl. London: Hodder Education, 816 Seiten, ISBN 9780340905791

Böhm R., Schöner W., Auer I., Hynek B., Kroisleitner C., Weyss G. (2007): Gletscher im Klimawandel. Vom Eis der Polargebiete zum Goldbergkees in den Hohen Tauern. Wien: Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, 111 Seiten, ISBN 987-3200010130

Lemke P., Ren J., Alley R.B., Allison I., Carrasco J., Flato G., Fujii Y., Kaser G., Mote P., Thomas R.H., Zhang T. (2007): Observations: Changes in snow, ice and frozen ground. In: Solomon S., Qin D., Manning M., Chen Z., Marquis M., Averyt K.B., Tignor M., Miller H.L. (Hg.): Climate Change 2007. The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Cambridge, New York: Cambridge University Press, ISBN 9780521705967, 337–384 (PDF-Datei; 8,4 MB)

Post A., LaChapelle E.R. (2000): Glacier Ice. 2. Aufl. Seattle: University of Washington Press, 160 Seiten, ISBN 9780295979106

Winkler S. (2009): Gletscher und ihre Landschaften. Eine illustrierte Einführung. Darmstadt: Primus, 183 Seiten, ISBN 978-3-89678-649-4

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