Eisschilde
Die trägen Giganten
Zum Typ der dem Relief übergeordneten Vergletscherung gehören die mächtigsten Eismassen der Erde. Als kontinentaler Eisschild oder Inlandvereisung werden die gigantischen Gletscher der Antarktis und Grönlands bezeichnet. Aufgrund ihrer enormen Größe bestimmen die Eisschilde den Zustand des globalen Klimas mit.
- Antarktis
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Laut dem letzten IPCC Bericht (IPCC, 2021) verliert die Antarktis aktuell an Masse und hat auch in den letzten 30 Jahren an Masse verloren.
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- Regionen der Antarktis
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Um realistische Zukunftsszenarien zu entwickeln, ist das Prozessverständnis, das die einzelnen antarktischen Regionen prägt, essenziell.
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- Grönland
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Das vollständige Abschmelzen des zweitgrößten Eisschildes hätte weitreichende Folgen für das Weltklima und den Meeresspiegel.
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Die enormen Eispanzer der Antarktis und Grönlands
Die mächtigen Eisdecken der Antarktis und Grönlands bewegen sich im zentralen Akkumulationsgebiet mit nur einige Zentimetern bis wenigen Meter pro Jahr extrem langsam. Sie sind nicht auf die Gebirgstäler beschränkt, sondern nehmen praktisch die gesamte Landoberfläche ein und werden lediglich von einzelnen Gebirgsgipfeln, so genannten Nunataks, überragt. Die Maximaltiefen findet man im zentralen Akkumulationsgebiet der Eismasse. An den Randzonen bilden sich schmale Zungen (Eisströme, Ausflussgletscher), ähnlich denen der Talgletscher, die ins Meer kalben, in ein Eisschelf münden oder am Festland enden.
Vier statt zwei Eisschilde in den Kaltzeiten
Im Erdzeitalter des Pleistozäns gab es vier große Eisschilde auf der Erde. Neben den heute noch existenten konnte man großflächige Vereisungen in Nordamerika und Nordeurasien nachweisen. Die verbliebenen Eismassen der Antarktis und Grönlands könnten theoretisch den Meeresspiegel um 60 bis 70 m erhöhen (Tab. 1). Dabei liefern nur die Eismassen auf dem Festland über Meeresniveau einen Beitrag zum eustatischen Meeresspiegelanstieg. Nach Abzug der Eisdecke würde theoretisch die tiefste Stelle der Antarktis etwa 2.500 m und Grönlands etwa 200 m unter dem heutigen Meeresspiegel liegen. Dabei ist aber nicht berücksichtigt, dass das Verschwinden der Eismassen eine Hebung der Landoberfläche zur Folge hat (isostatischer Ausgleich).
Tab. 1: Tab. 1: Eckdaten zu den Eisschilden der Antarktis und Grönlands, und zusätzlich ein Größenvergleich zu Österreich, zu Deutschland und zur EU.
(AE…Fläche Eisschild, AÖ…Fläche Österreichs, AD…Fläche Deutschlands, AEU…Fläche der EU).
Antarktis | Grönland | |
AE [km²] | ~12,8x106 | ~1,7x106 |
AE / AÖ | 158.6 | 20,4 |
AE / AD | 36 | 5 |
AE / AEU | 3 | 0,4 |
Maximale Eisdicke [m] | >4000 | >3000 |
Eisvolumen [km³] | 26x106 | 2,9x106 |
potenzieller Meeresspiegelanstieg [m] | ~58 | ~7,4 |
Forschungsbedarf bei der Bestimmung der Massenbilanzen
Die gegenwärtige und vor allem zukünftige Bestimmung der Massenbilanz der Eisschilde birgt große Unsicherheiten. Neben den Unsicherheiten der Klimamodelle selbst sind die geringe Datendichte und ein noch unvollständiges Prozessverständnis entscheidender Vorgänge dafür verantwortlich. Die gegenwärtigen Massenbilanzen der Antarktis und Grönlands sind nach den wissenschaftlichen Untersuchungen der letzten Jahre negativ.