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10.01.2020

Vor zehn Jahren: Das Katastrophen-Beben von Haiti

Das verheerende Erdbeben in Haiti vom 12. Jänner 2010 jährt sich zum zehnten Mal. Es verursachte eine der  größten humanitären Katastrophen, die durch Erdbeben hervorgerufen wurden. Schätzungen zufolge waren zwischen 220.000 und 300.000 Todesopfer zu beklagen, Millionen wurden obdachlos, in manchen Regionen des Landes lagen bis zu 90 Prozent der Gebäude in Trümmern.

Mit einer Magnitude von 7,0 (Quelle: USGS) lag das Epizentrum nur 20 Kilometer von der Hauptstadt Port-au-Prince entfernt. Obwohl die Energiefreisetzung weniger als den tausendstel Bruchteil der Magnitude 9,1 - Beben von Sumatra (2004) und Japan (2011) betrug, gab es so viele Todesopfer wie kaum bei einem anderen Beben. Verantwortlich dafür war neben der geringen Herdtiefe (13 km) die unmittelbare Nähe zur Millionenmetropole. Der politisch zerrüttete Karibikstaat war - und ist bis heute - das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Aufgrund der schlechten Bausubstanz- und Bauausführung waren die Gebäude besonders instabil gegenüber Erschütterungseinwirkungen durch Erdbeben.

Vor zehn Jahren: Das Katastrophen-Beben von Haiti
Zerstörungen am Präsidentenpalast von Haiti
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Erdbeben_in_Haiti_2010#/media/Datei:Haiti-2010-quake.png

Haiti hatte in seiner Geschichte schon mehrfach verheerende Beben erlebt, beispielsweise  1842 mit dem Epizentrum bei Cap-Haitien, das auch tausende Leben kostete. Die rekonstruierte Magnitude betrug 8,1. Auch wenn man sich der Erdbebengefahr in dieser Region bewußt ist, besteht oft keine Möglichkeit die Gebäude gegen Erdbeben zu sichern. Aufgrund der Armut werden die meisten Gebäude nur mit einfachsten und billigsten Mitteln ausgeführt.

In vielen Bereichen konnte nach der Katastrophe durch Spendengelder und das Engagement von internationalen Organisationen Hilfe geleistet werden – von der Notversorgung über Programme zur Ernährung und Hausbau, bis hin zu Gesundheits- und Bildungsprojekten. Aber dennoch dauert die menschliche Tragödie in dem durch Korruption zerrütteten Land auch heute, zehn Jahre nach dem verheerenden Erdbeben, vielerorts immer noch an.

 

Tektonischer Hintergrund

Tektonische Ursache für das Haiti-Beben 2010 war die Verschiebung entlang zweier Kontinentalplatten: Die Karibische Platte bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von etwa zwei Zentimetern pro Jahr relativ zur Nordamerikanischen Platte Richtung Osten.

Konkret ereignete sich das Erdbeben an der sogenannten Enriquillo-Plantain Garden Bruchzone, die südlich von Port-au-Prince in West-Ost-Richtung verläuft. Entlang dieser Bruchzone haben sich zwei Kontinentalblöcke seitlich gegeneinander verschoben. Die Bewegung des jenseits der Blattverschiebung liegenden Blockes erfolgte für einen Beobachter nach links,  man spricht deshalb von einer linksseitigen Blattverschiebung. Nach dem Hauptbeben wurde eine signifikante Hebung des Bodens im Bereich des Léogâne-Deltas westlich der Hauptstadt festgestellt.

Vor zehn Jahren: Das Katastrophen-Beben von Haiti

Registrierung des Haiti-Bebens am 12. Jänner 2010 an der seismischen Station CONA am Conrad-Observatorium in Niederösterreich (Fensterlänge etwa 40 Minuten)

Erdbebendienst der ZAMG

Teaserportlet Bebenkarte groß
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Umfeld eines Stollens © ZAMG
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Live-Seismogramm
Historische Erdbeben
Holzschnitt aus der 'Weltchronik' von Hartmann Schedel, 1493. 'Und der Engel nahm das Rauchfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde, und Donner folgten, Getöse, Blitze und Beben.' Offenbarung 8,5 © ZAMG Geophysik Hammerl
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