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23.03.2020

Starkes Erdbeben bei Zagreb

Starke Schäden und Verletzte durch ein Erdbeben der Magnitude 5,4

 

Die kroatische Hauptstadt Zagreb wurde am Sonntag, den 22. März 2020 um 06:24 Uhr MEZ von einem starken Erdbeben der Magnitude 5,4 erschüttert. Das Epizentrum lag 7 km nordöstlich der Stadt (45,87°N, 16,02°O – EMSC, European-Mediterannean Seismological Centre), etwa 90 km von der österreichischen Staatsgrenze entfernt. Die Tiefe des Bebens betrug rund 10 km.

Etwa eine halbe Stunde später, um 07:01 Uhr MEZ, ereignete sich ein starkes Nachbeben der Magnitude 5,0. Vor allem in den Stunden danach folgten viele weitere Nachbeben, die teilweise von der Bevölkerung verspürt wurden. Es ist noch längere Zeit mit hoher seismischer Aktivität in diesem Gebiet zu rechnen.

Auswirkungen

Wegen der hohen Magnitude kam es vor allem in der Altstadt von Zagreb zu schweren Schäden. Zahlreiche Gebäude wurden beschädigt, Teile von Hausfassaden stürzten auf die Straßen und beschädigten zahlreiche Autos. Vor allem ältere Bauwerke waren betroffen, aber auch Spitäler, das kroatische Parlamentsgebäude und die Kathedrale der Stadt. Viele Bewohner flüchteten aus Angst auf die Straße. Weiters kam es zu Stromausfällen. Nach Medienberichten wurden eine Jugendliche getötet und 26 Personen verletzt, 18 davon schwer.

Das Erdbeben wurde in Richtung Südosten bis mindestens Albanien und Nordmazedonien verspürt und konnte auch in Nord- und Mittelitalien wahrgenommen werden. Aus Österreich sind beim Erdbebendienst der ZAMG mehr als 2000 Wahrnehmungsberichte aus allen Bundesländern mit Ausnahme Vorarlbergs eingetroffen. Vor allem im Südosten der Steiermark und in Kärnten wurden die Erschütterungen zum Teil deutlich verspürt. Die Berichte aus den weiter entfernt liegenden Städten z. B. Salzburg, Linz und Wien stammen überwiegend aus höheren Stockwerken. Auch das stärkste Nachbeben um 07:01 Uhr MEZ wurde in zahlreichen Orten Österreichs wahrgenommen.

Starkes Erdbeben bei Zagreb

Orte mit Wahrnehmungsberichten aus Österreich zum Erdbeben vom 22. März 2020 um 06:24 Uhr MEZ mit Epizentrum bei Zagreb (Kroatien)

Erdbebengefährdung in der Region

Im Gebiet um Zagreb ist die Erdbebengefährdung deutlich höher als in Österreich, trotzdem treten nur relativ selten starke Erdbeben auf. Das aktuelle Ereignis war das stärkste Beben in Kroatien seit dem Jahr 1880. Damals ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 6,3 mit Epizentrum ebenfalls nördlich von Zagreb, bei dem ein Mensch ums Leben kam und viele Gebäude zerstört wurden – unter anderem wurde der Dom damals schwer beschädigt. Schon viel länger zurück liegt das Katastrophenbeben von Dubrovnik im Süden des Landes im Jahr 1667, das tausende Menschenleben forderte und nach dem die Stadt wieder aufgebaut werden musste.

Atomkraftwerk Krško

Etwa 40 km nordwestlich von Zagreb liegt das Atomkraftwerk Krško in Slowenien. Es ist bautechnisch auf Beschleunigungen von mindestens 30% g (g = Erdbeschleunigung 9,81 m/s²) ausgelegt. Die infolge des Erdbebens vom 22. März 2020 dort aufgetretenen Bodenbeschleunigungen dürften etwa 5% g betragen haben. Damit lagen sie weit unter dem Design des AKWs, es bestand also keine Gefahr. In Zagreb selbst waren die Bodenbeschleunigungen durch das Erdbeben natürlich viel größer, was zu den ausgeprägten Schäden - vorwiegend an alter Bausubstanz - geführt hat.

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Umfeld eines Stollens © ZAMG
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Live-Seismogramm
Historische Erdbeben
Holzschnitt aus der 'Weltchronik' von Hartmann Schedel, 1493. 'Und der Engel nahm das Rauchfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde, und Donner folgten, Getöse, Blitze und Beben.' Offenbarung 8,5 © ZAMG Geophysik Hammerl
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