Geophysik / News / Polarlicht über Österreich

18.03.2015

Polarlicht über Österreich

Polarlicht über Österreich

©ZAMG/Scheer

Einer der stärksten Sonnenstürme der letzten Jahre sorgte in Teilen von Mitteleuropa für ein Polarlicht. Der Sonnensturm wurde im Conrad-Observatorium der ZAMG gemessen, und das Nordlicht war unter anderem am Sonnblick-Observatorium in den Hohen Tauern sichtbar.

In der Nacht auf Mittwoch war in einigen Regionen Mitteleuropas ein seltenes Naturschauspiel zu sehen: Ein Nordlicht sorgte am Nachthimmel für ungewöhnliche Farberscheinungen. Auch der Wettertechniker der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Sonnblick-Observatorium, Hermann Scheer, beobachtete das Nordlicht: „Ich wusste von dem starken Sonnensturm und der hohen Wahrscheinlichkeit für ein Nordlicht. Kurz nach 21 Uhr war dann auch wirklich mit freiem Auge ganz schwach die Verfärbung am Himmel erkennbar. Daraufhin habe ich die Kamera auf den entsprechenden Lichtbereich eingestellt und konnte einige Fotos vom Nordlicht über dem Sonnblick machen."

Stärkster Sonnensturm des aktuellen Sonnenzyklus

Der Grund für das Nordlicht über Mitteleuropa war ein ungewöhnlich heftiger Sonnensturm, sagt der Geomagnetik-Experte der ZAMG Roman Leonhardt: „Das war der schwerste Sonnensturm des momentanen Sonnenzyklus, der 2008 begonnen hat und jetzt sein Maximum erreicht. Von einem Sonnensturm spricht man, wenn bei einem der regelmäßigen Ausbrüche auf der Sonne große Mengen geladener Teilchen ins Weltall geschleudert werden. Erreicht dieses Plasma die Erde, deformiert es unser Magnetfeld. Dabei können Nordlichter entstehen und in Extremfällen auch Störungen in der Telekommunikation und in Stromnetzen. Der momentane Sonnensturm ist übrigens noch nicht zu Ende. Nordlichter sind dann aber eher nur noch im Norden Europas zu erwarten."

Sonnenstürme und Erdmagnetfeld: zum Teil noch unerforscht

Die Auswirkung von Sonnenstürmen, die sogenannte Geoeffektivität, hängt davon ab, wie genau die geladenen Teilchen auf das Erdmagnetfeld treffen. Die Geoeffektivität ist bisher nicht vorherzusagen und kann erst durch Messungen beim Eintreffen des Sonnensturmes auf der Erde bestimmt werden.

Die ZAMG betreibt eines der weltweit modernsten Observatorien zur Messungen und Erforschung des Erdmagnetfeldes und zahlreicher weiterer geophysikalischer Eigenschaften. Das Conrad-Observatorium befindet sich in Niederösterreich, ca. 50 Kilometer südwestlich von Wien und ist größtenteils unterirdisch angelegt. Aktuelle Magnetfeldmessungen finden Sie auf der Website des Observatoriums, unter www.conrad-observatory.at .

Das Magnetfeld und seine Schwankungen: 200 Jahre Messungen an der ZAMG

Das Magnetfeld der Erde entsteht durch Dynamo-Prozesse im Erdkern und bildet einen Schutzschirm gegen energiereiche kosmische und solare Strahlung. Dieses Feld schwankt in Stärke und Richtung auf unterschiedlichsten Zeitskalen, von Sekunden bis Jahrmillionen. Die bedeutendsten Schwankungen sind vollständige Umkehrungen des Erdmagnetfeldes bei denen die Feldstärke um über 90 Prozent abnimmt und vorübergehend sehr komplexe Feldzustände auftreten. Solche starken Änderungen gab es häufig in der Erdgeschichte, die letzte Feldumkehr vor 774 000 Jahren. Aber auch das heutige Feld zeigt signifikante Änderungen und Schwankungen.

Seit etwa 200 Jahren werden diese Feldvariationen durch weltweit verteilte erdmagnetische Observatorien bestimmt. In Österreich wurden diese Variationen von Beginn an durch die ZAMG aufgezeichnet, ursprünglich gegründet als „Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus". Am Conrad Observatorium in Niederösterreich werden diese Messungen mit extrem hoher Genauigkeit fortgesetzt.

Durch die lange Zeitreihe an magnetischen Messungen wurden einige Besonderheiten des Erdmagnetfeldes erkannt. Auffallend ist ein signifikanter Abfall der Magnetfeldstärke seit dem 18. Jahrhundert. Das Dipolmoment des Erdmagnetfeldes nahm in diesem Zeitraum um mehr als 10 Prozent ab. Auch die Richtung des Magnetfeldes änderte sich deutlich, zum Beispiel die Deklination (Unterschied zwischen geografischer und magnetischer Nordrichtung) in Europa um etwa 20 Grad. Die Messungen am Conrad Observatorium dienen auch dazu, die Ursachen und Konsequenzen dieser Veränderungen zu hinterfragen.

------------------------------

Nordlicht über Österreich: Fotografiert vom ZAMG-Wettertechniker am Sonnblick-Observatorium Hermann Scheer. Quelle ZAMG/Scheer.
Link zum Bild in Originalgröße

Nordlicht über Österreich: Fotografiert vom ZAMG-Wettertechniker am Sonnblick-Observatorium Hermann Scheer. Quelle ZAMG/Scheer.
Link zum Bild in Originalgröße

Nordlicht über Österreich: Aufnahme einer Webcam vom Kleinfleißkees in den Hohen Tauern. Rechts am Berggrat ist das Sonnblick-Observatorium der ZAMg erkennbar. Quelle foto-webcam.eu.
Link zum Bild in Originalgröße

satmag1_2015-03-17-1_zamg

Am Conrad-Observatorium wurde der kräftige Sonnensturm gemessen. Quelle ZAMG.
->Link zu den Live-Daten

------------------------------

Web-Links

Direktlink zu den Magentfeldmessungen:www.conrad-observatory.at/cmsjoomla/de/magnetik-ueberblick/geomagnetic-activity

Conrad-Observatorium: www.conrad-observatory.at und www.facebook.com/ConradObservatory

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

Teaserportlet Bebenkarte groß
Karten und Listen seismischer Aktivität

Aktuelle Erdbeben… mehr  •••

Umfeld eines Stollens © ZAMG
Angewandte Geophysik

Angewandte Geophysik… mehr  •••

Live-Seismogramm
Historische Erdbeben
Holzschnitt aus der 'Weltchronik' von Hartmann Schedel, 1493. 'Und der Engel nahm das Rauchfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde, und Donner folgten, Getöse, Blitze und Beben.' Offenbarung 8,5 © ZAMG Geophysik Hammerl
Magnetik
Willkommen bei der Magnetik der geophysikalischen Abteilung der ZAMG. © ZAMG Geophysik
Conrad Observatorium
Willkommen am Conrad Observatorium. © Gerhard Ramsebner