Geophysik / News / Neue Entdeckung bei Stonehenge mit österreichischer Beteiligung

22.06.2020

Neue Entdeckung bei Stonehenge mit österreichischer Beteiligung

Neue Entdeckung bei Stonehenge mit österreichischer Beteiligung

©LBI Arch Pro

In der Nähe von Stonehenge wurde eine mehr als 4.500 Jahre alte Kreisanlage mit einem Durchmesser von mehr als zwei Kilometern entdeckt. Sie besteht aus mehr als 20 Schächten mit jeweils zehn Metern Durchmesser.

An dem internationalen archäologischen Projekt, das zur Entdeckung des Schachtkreises führte, waren aus Österreich Teams des LBI ArchPro und der Abteilung für Angewandte Geophysik der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) beteiligt.

Stonehenge in England zählt zu den bekanntesten archäologischen Stätten der Erde. Auch in der Umgebung von Stonehenge befinden sich einige „Henges" genannte Monumente. Diese Henges stammen aus der Jungsteinzeit und bestehen aus runden oder ovalen Flächen, die durch einen Erdwall und einen Graben umgeben sind und im inneren Bereich oft auch Steinkreise haben.

20 Schächte mit jeweils 10 m Durchmesser und 5 m Tiefe

Im Rahmen eines internationalen Forschungsprojekts wurden vor kurzem in der Nähe von Stonehenge neue großangelegte prähistorische Bauten entdeckt. Analysen des Bodens brachten Hinweise auf über 20 massive prähistorische Schächte, jeder davon mit einem Durchmesser von mehr als zehn Metern und einer Tiefe von fünf Metern. Diese Schächte bilden einen Kreis mit einem Durchmesser von mehr als zwei Kilometern und einer Fläche von mehr als drei Quadratkilometern. Diese Schächte umfassen Durrington Walls, eines der größten Henge-Denkmäler Großbritanniens sowie den berühmten, kleineren prähistorischen Kreis in Woodhenge.

Archäologischer Blick in die Erde mit Bodenradar und Magnetfeldmessungen

Maßgeblich beteiligt an den neuen Entdeckungen in der Nähe von Stonehenge waren österreichische Teams des LBI ArchPro und der Abteilung für Angewandte Geophysik der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) . Die Forscherinnen und Forscher arbeiteten unter anderem mit Bodenradar und Magnetfeldmessungen sowie mit spezieller Software zur Auswertung und Visualisierung der Daten. Diese geophysikalischen Methoden ermöglichen großflächige archäologische Untersuchungen ohne Ausgrabungen. Anhand der Auswertungen können dann gezielt einzelne Bereiche mit Grabungen untersucht werden.

Über 4.500 Jahre alt und in Größe und Struktur einzigartig

Analysen der neu entdeckten Schächte ergeben ein Alter von mehr als 4.500 Jahren, was auch dem Alter von Durrington Walls entspricht. Der Zweck dieses riesigen Kreises mit Schächten ist nicht klar. Es könnte eine Art Grenze zu einem heiligen Gebiet gewesen sein. In der Jungsteinzeit, in der sich auch die ersten Bauern in Großbritannien ansiedelten, entstanden viele dieser kunstvollen und teils sehr großen Bauten und Anlagen, einschließlich des großen Steinkreises in Stonehenge. Aber die Fläche und Struktur dieses neu entdeckten Schachtkreises von Durrington ist einzigartig."

Hinweis auf Vermessungsmethoden über große Distanzen

Der Schachtkreis lieferte neben seiner Größe noch andere überraschende Eigenschaften. Die Grenze scheint absichtlich so angelegt worden zu sein, dass er weiteres prähistorisches Denkmal einschließt, das Larkhill Causewayed Enclosure. Diese Anlage wurde mehr als 1.500 Jahre vor dem Henge in Durrington gebaut. Der Abstand von etwa 800 Metern zu dieser Anlage scheint ein Kriterium beim Bau des Schachtkreises gewesen zu sein. Die sehr sorgfältige Planung dieser Anlage auf einer derartig großen Fläche ist überraschend und könnte ein Beweis sein, dass die Menschen schon damals Methoden zur Vermessung über relativ große Distanzen kannten.

Spekulation um Aufgabe des Schachtkreises

Das an der Entdeckung des Schachtkreises beteiligte internationale archäologische Team vermutet aufgrund der sehr aufwändigen Bauweise, dass zwischen den Anlagen der Region eine wichtige kosmologische Verbindung bestanden haben muss. Die großen Schächte könnten gegraben worden sein, um eine wichtige, heilige Grenze zu markieren, um entweder Menschen zu den religiösen Stätten zu führen oder sie vor dem Übertreten von verbotenen Grenzen abzuhalten.

Projekt „Stonehenge Hidden Landscapes Project "

Die Forschung an den Schächten in Durrington wurde von der University of Bradford geleitet und von einem Konsortium von Archäologen im Rahmen des „Stonehenge Hidden Landscapes Project" durchgeführt. Zu den Partnern zählen das Ludwig-Boltzmann-Institut für archäologische Prospektion und virtuelle Archäologie, die ZAMG sowie die Universitäten Birmingham, St. Andrews und Warwick, die Trinity Saint David Universität von Wales und das Umweltforschungszentrum der schottischen Universitäten (Universität Glasgow).

---

Die orangen Punkte markieren Positionen der Schächte, die in einem Kreis mit mehr als zwei Kilometern Durchmesser den Henge von Durrington Walls (Nähe Stonehenge, Großbritannien) umschließen. Quelle: Stonehenge Hidden Landscapes Project –>Link zum Bild in Originalgröße

Aus Messungen des Magnetfeldes des Bodens wurden Bilder der Schächte angefertigt. Quelle: LBI Arch Pro –>Link zum Bild in Originalgröße

Die Vermessung des Untergrunds mit geophysikalischen Methoden ermöglicht großflächige archäologische Untersuchungen ohne Ausgrabungen. Das Bild zeigt Messungen im Rahmen eines früheren Projekts bei Stonehenge. Quelle: ZAMG. –>Link zum Bild in Originalgröße

---

Web-Links

Angewandte Geophysik: www.zamg.ac.at/cms/de/geophysik/angewandte-geophysik

ZAMG: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

Teaserportlet Bebenkarte groß
Karten und Listen seismischer Aktivität

Aktuelle Erdbeben… mehr  •••

Umfeld eines Stollens © ZAMG
Angewandte Geophysik

Angewandte Geophysik… mehr  •••

Live-Seismogramm
Historische Erdbeben
Holzschnitt aus der 'Weltchronik' von Hartmann Schedel, 1493. 'Und der Engel nahm das Rauchfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde, und Donner folgten, Getöse, Blitze und Beben.' Offenbarung 8,5 © ZAMG Geophysik Hammerl
Magnetik
Willkommen bei der Magnetik der geophysikalischen Abteilung der ZAMG. © ZAMG Geophysik
Conrad Observatorium
Willkommen am Conrad Observatorium. © Gerhard Ramsebner