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31.03.2021

Kräftiges Erdbeben im Südlichen Wiener Becken

Am Dienstag, den 30. März 2021, ereignete sich abends um 18:25 Uhr MESZ ein kräftiges Erdbeben der Magnitude 4,6 im südlichen Wiener Becken in Niederösterreich (47,73°N, 16,15°O). Das Epizentrum lag bei Breitenau am Steinfeld, jeweils fünf Kilometer von Neunkirchen und von Seebenstein entfernt, in einer der aktivsten Erdbebenzonen Österreichs. Die Herdtiefe betrug ungefähr 9 Kilometer.

Das Erdbeben wurde in weiten Teilen Österreichs verspürt, besonders heftig waren die Erschütterungen im Bereich des Epizentrums. Viele Menschen sind erschrocken, einige berichteten, dass es für sie schwierig war, das Gleichgewicht zu halten. Zahlreiche Gegenstände sind umgefallen, Bücher fielen aus den Regalen, Lampen pendelten stark. Dem Erdbebendienst der ZAMG wurden einige leichte Schäden an Gebäuden gemeldet, dabei handelt es sich vor allem um Risse im Verputz an Innen- und Außenwänden. Über größere Schäden ist zur Zeit nichts bekannt.

Wir bedanken uns für die mehr als 11.500 Meldungen aus der Bevölkerung, die uns über das Formular auf der Homepage und unsere neue App QuakeWatch Austria gesendet wurden.

Das Beben wurde auch in Wien deutlich gespürt, besonders Hochhäusern werden verstärkt zu Schwingungen angeregt. Auch in Eisenstadt, Graz und Linz waren die Erschütterungen wahrnehmbar, Ausläufer des Bebens wurden sogar in Prag bemerkt.

Nach Erdbeben dieser Stärke können in den folgenden Tagen oder Wochen mit großer Wahrscheinlichkeit Nachbeben auftreten. Diese nehmen im Regelfall an Stärke und Häufigkeit mit der Zeit ab.

Erdbeben dieser Größenordnung treten in Österreich durchschnittlich alle 5 Jahre auf, wenn auch das letzte mit einer vergleichbaren Magnitude sich erst vor etwa 70 Tagen ereignete, das Beben bei Ardning in der Steiermark (Magnitude 4,5). Das Beben vom 30. März 2021 war das stärkstes Beben in Österreich seit 11. Juli 2000, das bei Ebreichsdorf in Niederösterreich mit einer Magnitude von 4,8 stattfand.

Eine aktive Erdbebenregion

Die Region des südlichen Wiener Beckens ist immer wieder von starken Erdbeben betroffen. Das stärkste Beben der jüngeren Vergangenheit in Ostösterreich vom 16. April 1972 hatte sein Epizentrum bei Seebenstein und richtete beträchtliche Schäden an. In Guntrams und Schwarzau stürzten zwei ältere Gebäude ein. Zahlreiche Kamine und Gesimse in der Region stürzten ein, die parkende Autos beschädigten und bei Wiener Neustadt eine Bundesstraße blockierten. Im Dom von Wiener Neustadt fielen während eines Gottesdienstes Mauerteile herab. 800 Feuerwehreinsätze wurden in Wien gezählt, zwanzig Meter der Balustrade an der Universität Wien fielen herab. Mit einer Magnitude von 5,3 wurde etwa 10 Mal so viel Energie freigesetzt wie beim aktuellen Erdbeben bei Breitenau am Steinfeld.

Die Bruchzone im Wiener Becken

Das Wiener Becken ist ein geologisch junges tektonisches Einbruchsbecken und Sedimentbecken im Nahtbereich zwischen Alpen, Karpaten und der Pannonischen Tiefebene. Die Ursache der Bebentätigkeit im südlichen Wiener Becken ist die horizontalen Verschiebung entlang der Mur-Mürztal-Störung, die bewirkt, dass der östliche Krustenteil nach Osten gedrängt wird.  Eine markante Tiefenstörung erstreckt sich von Seebenstein über Wiener Neustadt, Ebreichsdorf und Schwadorf nach Marchegg. An den Bruchlinien dieses Störungssystems kommt es durch die kontinuierlichen Verschiebungsraten zu einem Spannungsaufbau, der durch Erdbeben wieder gelöst wird.

Berechnungen zufolge weist das aktuelle Erdbeben mit einer Magnitude von 4,6 im Untergrund eine Bruchlänge von etwa einem Kilometer bei einem relativen Verschiebungsbetrag von zehn Zentimetern auf.  

 

Kräftiges Erdbeben im Südlichen Wiener BeckenShakeMap des Erdbebens in Breitenau am Steinfeld am 30. März 2021 um 18:25 Uhr mit einer Magnitude von 4,6. Der Erdbebenherd lag in einer Tiefe von ungefähr 9 Kilometern. Bei dieser Karte handelt es sich um eine Abschätzung der von einem Beben erzeugten Bodenbewegung und den damit verbundenen Auswirkungen, die beinahe in Echtzeit erstellt wird. ©ZAMG

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Historische Erdbeben
Holzschnitt aus der 'Weltchronik' von Hartmann Schedel, 1493. 'Und der Engel nahm das Rauchfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde, und Donner folgten, Getöse, Blitze und Beben.' Offenbarung 8,5 © ZAMG Geophysik Hammerl
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