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09.06.2015

Schafskälte: oft verlässlich, derzeit nicht in Sicht

Schafskälte: oft verlässlich, derzeit nicht in Sicht

©ZAMG

Die Schafskälte - ein markanter Kälteeinbruch im Juni - ist nach Auswertungen der ZAMG eine der verlässlichsten Temperaturschwankungen. Für heuer ist vorerst noch keine Schafskälte in Sicht. In den nächsten Tagen ist es sommerlich, mit Sonne, Wärme und teils kräftigen Gewittern.

Als Schafskälte werden Kälteeinbrüche im Juni bezeichnet, die bis ins Mittelgebirge Schnee bringen. Für die zu dieser Zeit oft frisch geschorenen Schafe auf den Almen stellen derartige Wetterlagen eine Gefahr dar. Die Schafskälte ist in den Klimadaten Österreichs deutlich zu erkennen, wie eine Untersuchung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zeigt: „Wir haben für die letzten rund 140 Jahre untersucht, wann im Jahr besonders starke Schwankungen der Temperatur typisch sind", erklärt Michael Hofstätter von der ZAMG, „die markanteste Abweichung zu niedrigeren Temperaturen kommt dabei Mitte Juni vor. Zu dieser Zeit hat sich der europäische Kontinent meist schon stark erwärmt, die Meeresoberflächen nördlich von Europa sind aber noch sehr kalt. Mit einer kräftigen Nordströmung kann daher innerhalb kurzer Zeit polare Kaltluft bis zu den Alpen vorstoßen, mit Schnee zumindest bis ins Mittelgebirge."

Sonnig, heiß und teils kräftige Gewitter

Für heuer zeichnet sich vorerst noch keine Schafskälte ab. Im Gegenteil: In den nächsten Tagen ist es überdurchschnittlich warm, bei einer Mischung aus Sonne, Wolken und teils kräftigen Regenschauern und Gewittern. Stellenweise sind auch Unwetter möglich, mit Starkregen, Hagel und Sturmböen. Alle Wetterwarnungen für Österreich finden Sie auf www.zamg.at/warnungen, für Europa auf www.meteoalarm.eu.

Martini, Hundstage und Weihnachtstauwetter

Die Untersuchung der ZAMG zeigt neben der Schafskälte noch einige andere typische Singularitäten. Singularitäten sind Wetterlagen, die zu bestimmten Zeiten im Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit auftreten und für einige Tage ungewöhnlich kaltes oder warmes Wetter bringen. Sehr häufig kommen zum Beispiel markante Wärmeperioden um den 1. April und um den 11. November vor. Eine Tatsache, die teilweise auch in Bauernregeln überliefert ist. Zum Beispiel in „Bringt Allerheiligen einen Winter, so bringt Martini (11.11.) einen Sommer". Die Hundstage (große Hitze im August) und das Weihnachtstauwetter sind dagegen schwächer ausgeprägt und treten nur unregelmäßig auf, wie die Untersuchung der ZAMG zeigt.

Web-Links

ZAMG Warnungen Österreich: www.zamg.at/warnungen

ZAMG Warnungen Europa: www.meteoalarm.eu

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

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Typische Wärme- und Kälteperioden im Laufe eines Jahres: Die Untersuchung der ZAMG zeigt, wann im Laufe eines Kalenderjahres markante Abweichungen von der durchschnittlichen Temperatur sehr häufig vorkommen. Quelle ZAMG.
Link zum Bild in Originalgröße

Wissenschaftlicher Hintergrund zur Abbildung

Die Abbildung zeigt Abweichungen (Anomalien, also Kälte- und Wärmeepisoden) der Lufttemperatur an der Station Hohe Warte über ein Kalenderjahr. Die Anomalien beziehen sich dabei auf einen mittleren Jahresgang der Temperatur. Die ursprünglichen Tagesdaten stammen aus dem Zeitraum 1872-2011 und wurden (a) trendbereinigt und (b) normalisiert, d.h. der Jahresgang der Temperatur und der Schwankung der Temperatur wurde aus den Daten herausgerechnet (auch der langfristige Trend), um die Temperaturabweichungen bspw. Zwischen Sommer und Wintermonaten gleichwertig gegenüberstellen zu können.

Die Werte links stellen somit einen standardisierten Temperaturwert dar (+/- 1,2,3,4,.. mal die Standardabweichung). Am einfachsten sind die hohen Abweichungen als extrem warme Anomalien (zum durchschnittlichen Jahresgang) bzw. als extrem kalte Anomalien zu interpretieren. (So wie eben die Schafskälte eine solche Anomalie ist).
Die rote und blaue Linie zeigt dabei ein sogenanntes Signifikanz-Niveau auf. Alle Anomalien die darunter bzw. darüber liegen sind als systematisch und nicht zufällig einzustufen.

Die Daten entstanden im Rahmen von Arbeiten der ZAMG-Klimaforschung: Hiebl J., Hofstätter M. (2012): No increasing multi-day regional temperature variability in Austria following climate warming. Climatic Change, doi:10.1007/s10584-011-0389-x

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