Geophysik / News / 2014: 800 Erdbeben in Österreich gemessen

30.12.2014

2014: 800 Erdbeben in Österreich gemessen

2014: 800 Erdbeben in Österreich gemessen

©ZAMG

Im Jahr 2014 wurden mit dem Stationsnetz des Österreichischen Erdbebendienstes der ZAMG weltweit rund 8.800 seismische Ereignisse registriert. 800 Erdbeben wurden in Österreich lokalisiert, davon wurden 45 von der Bevölkerung verspürt. Außerdem wurden sechs Erdbeben aus dem angrenzenden Ausland in Österreich wahrgenommen.

Die Zahl der gefühlten Erdbeben war 2014 etwas geringer als in den Vorjahren. Besonders im zweiten Halbjahr gab es heuer vergleichsweise weniger fühlbare Erdbeben. Die Zahl der Beben 2014 lag aber immer noch leicht über dem langjährigen Durchschnitt, bezogen auf den Zeitraum seit dem Jahr 2000.

Die meisten Erdbeben in Niederösterreich

In Niederösterreich ereigneten sich in diesem Jahr 17 gefühlte Erdbeben, zwölf in der Steiermark, sieben in Kärnten, sechs in Tirol und jeweils eines in Oberösterreich, Vorarlberg und im Burgenland. In Salzburg und in Wien wurden nur Beben aus umliegenden Regionen verspürt. Das Bundesland Tirol hatte in der Vergangenheit stets die Statistik angeführt, wies aber heuer um rund 50 Prozent weniger gefühlte Beben auf als in den letzten zehn Jahren.

Von den Erdbeben aus dem benachbarten Ausland wurde eines aus Südtirol in Teilen Tirols deutlich verspürt. Ein Beben aus Ungarn sowie zwei leichte Erdbeben aus Bayern wurden ebenfalls in Österreich wahrgenommen. In Kärnten und der Steiermark konnten außerdem zwei Beben mit Epizentrum in Slowenien von der Bevölkerung verspürt werden.

Mehr als 3.000 Wahrnehmungsberichte aus der Bevölkerung

Im Jahr 2014 war die Zahl der eingelangten Wahrnehmungsberichte über das Internet-Wahrnehmungsformular der ZAMG (www.zamg.at/bebenmeldung) mit etwa 3.300 deutlich niedriger als im Vorjahr. Der Grund dafür liegt in der geringeren Anzahl stark fühlbarer Erdbeben. 2013 gab es mehr als 14.000 Berichte bei 67 verspürten Beben.

Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung geben Auskunft über die Stärke der Fühlbarkeit von Erdbeben und ermöglichen die Ermittlung des Intensitätsgrades auf der Europäischen Makroseismischen Skala (EMS-98 - siehe Weblinks). Der Österreichische Erdbebendienst bedankt sich bei der Bevölkerung für die zahlreichen Meldungen.

Die stärksten Erdbeben in Österreich im Jahr 2014

Zu den verwendeten Begriffen:

Magnitude: Die Magnitude ist ein logarithmisches Maß der am Erdbebenherd freigesetzten Schwingungsenergie, welche aus den aufgezeichneten Seismogrammen ausgewertet wird. Früher auch Richter-Skala genannt. Weitere Informationen ->hier

Intensität: Beschreibt die Auswirkungen eines Bebens an der Erdoberfläche. Dafür wird die 12-teilige Europäische Makroseismische Skala 1998 (EMS-98) verwendet.
->hier

Hartberg, 3. Februar 2014

Am 3. Februar um 07:01 Uhr MEZ ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 2,8 etwa 8 km nördlich von Hartberg, Steiermark, das zum Teil heftig verspürt wurde. Es sind etwa 230 Wahrnehmungsberichte eingegangen, die Erschütterungen wurden vereinzelt bis Graz und Feldbach wahrgenommen. Die Intensität im Epizentrum betrug 4-5 Grad auf der 12-stufigen Europäischen Makroseismischen Skala (EMS-98).

Pregarten, 9. Februar 2014

Durch das Erdbeben vom 9. Februar um 16:04 Uhr MEZ, das sich im Raum Pregarten in Oberösterreich ereignete, wurden viele Menschen erschreckt. Es konnten eine plötzliche, kräftige Erschütterung und Geräusche ähnlich wie bei einer Explosion wahrgenommen werden. Der relativ seichte Bebenherd befand sich in einer Tiefe von etwa sechs Kilometern. Die Magnitude betrug 2,8, die Intensität erreichte 4-5 Grad auf der EMS-98.

Erdbebenserie bei Loosdorf, 17. März 2014

Am späten Nachmittag des 17. März wurden um 17:09 Uhr MEZ viele Personen im Raum Loosdorf, NÖ, von einem Erdbeben überrascht, das eine Magnitude von 2,5 aufwies. Es wurde deutlich mit einer Intensität von 4 Grad verspürt. Noch am selben Abend um 21:33 Uhr folgte das wesentlich stärkere Hauptbeben mit einer Magnitude von 3,2. Viele Menschen erschraken durch die Erschütterungen und im Bereich des Epizentrums wurden umgefallene Gegenstände sowie Haarrisse im Verputz gemeldet. Die Intensität betrug knapp 5 Grad auf der EMS-98. Zu diesem Beben sind mehr als 800 Wahrnehmungsberichte beim Österreichischen Erdbebendienst eingelangt, davon stammten über 200 aus St. Pölten.

Am 27. März folgte ein schwaches Nachbeben, das nur vereinzelt wahrgenommen wurde. Ein weiteres Beben am 28. März um 22:03 Uhr MEZ (Magnitude 2,2) wurde wieder von vielen Personen verspürt, die Intensität erreichte 4 Grad auf der EMS-98. Den Abschluss der Serie bildeten zwei nur leicht gefühlte Nachbeben am 19. Mai und am 13. September.

Das stärkste Erdbeben des Jahres: Kindberg, 17. April 2014

Am 17. April wurden von der Bevölkerung rund um Kindberg in der Steiermark drei Erdbeben wahrgenommen. Eine Erdbebenserie von mehr als 40 Ereignissen begann am Nachmittag mit einem sehr schwachen Beben der Magnitude 0,8 um 16:52 Uhr MESZ, das nur mit dem seismischen Messnetz des Österreichischen Erdbebendienstes registriert, aber nicht verspürt wurde. Drei Minuten später ereignete sich ein starkes Beben der Magnitude 3,5, das deutlich gefühlt wurde. Wenige Minuten später, um 16:59 Uhr, folgte der kräftige Hauptstoß mit einer Magnitude von 4,1. Die Erschütterungen wurden in weiten Teilen Österreichs bemerkt. Aus den Bundesländern Steiermark, Burgenland, Niederösterreich und Oberösterreich wurden persönliche Beobachtungen in mehr als 650 Wahrnehmungsberichten beschrieben. Einige Personen berichteten über entstandene Haarrisse im Verputz und umgefallene Gegenstände. Die Intensität erreichte 5 Grad (EMS-98).

Von den dutzenden Nachbeben konnte nur eines leicht verspürt werden, es ereignete sich in den späten Abendstunden um 21:46 Uhr mit einer Magnitude von 2,0 und einer Intensität von 3 Grad (EMS-98).

Wiener Neustadt, 8. Juni 2014

Etwa 5 km westlich von Wiener Neustadt (47,81°N, 16,17°O) ereignete sich am 8. Juni kurz vor Mitternacht (23:57 Uhr MESZ) ein Erdbeben, das viele Personen aus dem Schlaf riss. Die Bevölkerung berichtete über eine deutlich fühlbare Erschütterung. Vereinzelt wurden auch umgefallene Gegenstände gemeldet. Das relativ seichte Beben mit einer Herdtiefe von etwa 5 km wies eine Magnitude von 2,7 und eine Intensität von 4-5 Grad (EMS-98) auf.

------------------------------

Erdbeben 2014: Epizentralintensität (Intensität an der Erdoberfläche über dem Bebenherd) aller von der Bevölkerung verspürten Beben. Graue Punkte: Epizentren der instrumentell registrierten Beben. Quelle ZAMG.
Link zum Bild in Originalgröße

Erdbeben 2014 im Bundeslandvergleich: Die Graphik zeigt, wie viele verspürte Erdbeben sich in den einzelnen Bundesländern bzw. im angrenzenden Ausland im Jahr 2014 ereignet haben. Quelle ZAMG.
Link zum Bild in Originalgröße

------------------------------

Web-Links

Aktuelle Erdbeben: www.zamg.at/cms/de/geophysik/erdbeben/aktuelle-erdbeben

Die EMS-98 ( Europäische Makroseismische Skala ):
www.zamg.at/cms/de/geophysik/erdbeben/lehrmaterialien/faqs-zu-erdbeben/intensitat

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

Teaserportlet Bebenkarte groß
Karten und Listen seismischer Aktivität

Aktuelle Erdbeben… mehr  •••

Umfeld eines Stollens © ZAMG
Angewandte Geophysik

Angewandte Geophysik… mehr  •••

Live-Seismogramm
Historische Erdbeben
Holzschnitt aus der 'Weltchronik' von Hartmann Schedel, 1493. 'Und der Engel nahm das Rauchfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde, und Donner folgten, Getöse, Blitze und Beben.' Offenbarung 8,5 © ZAMG Geophysik Hammerl
Magnetik
Willkommen bei der Magnetik der geophysikalischen Abteilung der ZAMG. © ZAMG Geophysik
Conrad Observatorium
Willkommen am Conrad Observatorium. © Gerhard Ramsebner