Kapitel 3: Detailinformationen - Verstärkung des Niederschlags im Katastrophengebiet

Sehr labile Luftmassen über Madeira

Über weiten Teilen des Tages herrschte über Madeira eine Südwestströmung, mit der feucht-warme Luftmassen herangeführt wurden. In der Abbildung sieht man rote Isolinien, die Linien gleicher äquivalentpotentieller Temperatur darstellen. Die äquivalentpotentielle Temperatur ist ein Maß für den Feuchtegehalt und Wärmeinhalt einer Luftmasse. Je größer dieser Wert ist, desto labiler, also gewitterträchtiger ist eine Luftmasse, je kleiner dieser Wert ist, desto stabiler ist die Luftmasse, das heißt Gewitter und Regenschauer können sich nicht bilden. In Madeira und südwestlich davon ist die Luftmasse mit sehr hohen Werten der äquivalentpotentiellen Temperatur anzutreffen (rot eingefärbte Fläche in der Abbildung). Dies bedeutet, dass die Luftmasse sehr labil und somit anfällig für heftige Regenschauer war. Diese Labilität war einer der Gründe für die Verstärkung der frontalen Regenfälle in dieser Region.

Berge verstärkten den Regen

Der zweite Grund ist in der Topografie der Insel zu finden, die in etwa West - Ost gerichtet im Atlantik liegt und in deren Mitte sich eine markante Gebirgskette befindet. Im Zuge der Südwestströmung (Luft wird von Südwesten nach Nordosten transportiert) stellten die Berge auf der Insel ein Hindernis für die anströmende Luftmasse dar. Die Luft staute sich an den Berghängen und wurde zum Aufsteigen gezwungen. Diese Art der erzwungenen Hebung ist ein maßgeblicher Faktor für die Niederschlagsverstärkung und führte in der Folge zu punktuell enormen Regenmengen.

In Summe fielen laut Portugiesischem Wetterdienst am Pico Arieiro zwischen 02:40 und 17:10 Uhr 387 mm Regen, das entspricht pro Quadratmeter knapp 39 Kübeln vollgefüllt mit jeweils 10 Litern Wasser; alleine in dem Zeitfenster zwischen 11 Uhr und 12 Uhr Ortszeit wurden 67mm Regen gemessen. Die Beobachtungen von Funchal sind derzeit nur fragmentarisch vorhanden, da die Katastrophe auch Leitungen zerstört hat. In der Zeit zwischen 3 Uhr und 11 Uhr Ortszeit wurden etwa 116 mm Regen aufgezeichnet, nach 11 Uhr waren aber wetterbedingt keine Niederschlagsdaten mehr verfügbar. Daher kann auch an dieser Station von höheren Regenmengen ausgegangen werden.