In der Bodenkarte von 6.1.2010 06 UTC sieht man zunächst nur eine zyklonale Ausbuchtung der 1010 hPa Isobare über dem Golf von Biskaya und Spanien. Bis 18 UTC hatte sich rasch ein eigenständiges Tiefdruckgebiet südwestlich der Iberischen Halbinsel gebildet. Im Bereich des Tiefdruckwirbels ist im Satellitenbild sehr schön zellulare Bewölkung zu sehen, die auf Gebiete mit labilen Luftmassen hindeutet (sehr kalte Luft in der Höhe über dem warmen Meer).
Wohin zog Tief Daisy in den nächsten Tagen?
Tief Daisy blieb zunächst kurz ortsfest und intensivierte sich noch, ehe es im Laufe des 7.1.2010 nordostwärts über die Balearen bis in den Golf von Genua zog. Auf diesem Wege wurde das Tief noch stärker, und am 8.1.2010 war der Kerndruck in der Früh auf 995 hPa gesunken. Über dem Golf von Genau blieb das Kerntief zunächst stationär, allerdings spaltete sich ein Randtief Richtung obere Adria ab, deren Okklusion (violett gekennzeichnete Front auf den Bodenkarten 8.1.2010 12 und 18 UTC sowie 9.1.2010 00 UTC) am 8.1.2010 über Österreich zog. Diese Schneefälle hatten nicht den typischen Aufgleitcharakter, d.h. gleichmäßigen Schneefall wo sich warme Mittelmeerluft in der Höhe über die bodennahe Kaltluft schiebt, sondern waren eher konvektiver Natur in Form von Schneeschauern.
Ein weiteres Frontensystem bildet sich aus
Etwa zur gleichen Zeit wurde an der Rückseite von Haupttief Daisy kalte Luft in das westliche Mittelmeer gesteuert. Dies führte zu einer Neubildung eines weiteren Frontensystems, das am 9.1.2010 Österreich überquerte. Tief Daisy verlagerte sich bis zum 11.1.2010 ostwärts bis zum Schwarzen Meer und die südliche Ukraine. Wir Meteorologen sprechen hier von einer Vc-Lage (Verlagerung des Bodentiefs von der Adria ostwärts über den Balkan bis zum Schwarzen Meer). Durch den Wind aus Ost in der Höhe am nördlichen Rand der Tiefdruckgebiete wurden in mittleren Höhen recht milde Luftmassen (knapp über dem Gefrierpunkt) herangeführt, und somit kam es an diesem Tag nur noch teilweise zu Schneefall, oft gab es Eiskörner und Regen, der am kalten Boden regional gefror und Glatteis verursachte. Im Vergleich dazu hätte eine Vb-Lage (Verlagerung des Bodentiefs von der Adria nordostwärts über Ungarn bis nach Polen) aufgrund der Zufuhr kalter Luft aus Nordost einen höheren Schneeanteil am Gesamtniederschlag gebracht.
© ZAMG 2010