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14.08.2012

Spektakulärer Gletschersee-Ausbruch in Grönland

ZAMG-Klimatologe Gernot Weyss beobachtet und dokumentiert bei Messungen in Grönland den Ausbruch eines Gletschersees. Durch das Schmelzen der Gletscher entstehen immer mehr Seen, die Bedrohung für die Täler darstellen. ZAMG ist an internationalen Projekten in Grönland und Kirgisien zu Ursachen und Gefahrenabschätzung von Gletschersee-Ausbrüchen beteiligt.

Gernot Weyss, Klimatologe der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wurde bei Messungen am A.P. Olsen Ice Cap im Nordosten von Grönland Zeuge eines spektakulären Naturereignisses: “Wir waren am Gletscher, um unsere Messstationen zu kontrollieren. Plötzlich durchbrach der vom Gletscher aufgestaute See seine natürliche Staumauer. Unglaubliche Wassermassen schossen mit lautem Getöse und einer riesigen Flutwelle durch das Store Sødal Richtung Zackenberg. Bei der über 38 Kilometer entfernten dänischen Forschungsstation Zackenberg wurden alle Messeinrichtungen im Flussbett mitgerissen. Seit dem ersten bekannten Ausbruch des Gletschersees im Jahr 2005 ist das die größte Flutwelle.“

Diese Ausbrüche finden durchschnittlich ein Mal pro Jahr statt und dauern ein bis zwei Tage. Die Wahrscheinlichkeit einen Ausbruch zu beobachten, ist daher verschwindend klein. Während des Ausbruchs donnern 5 bis 10 Millionen Kubikmeter Wasser ins Tal.

Schmelzende Gletscher bedrohen Täler

Derartige Ereignisse werden häufiger. Die Temperatur auf der Erde steigt, und die Gletscher schmelzen. Das Schmelzwasser staut sich oft an natürlichen Hindernissen wie dem Eis der Gletscher oder Gletschermoränen zu Seen. Hält so eine natürliche Staumauer dem Druck des Wassers nicht mehr stand, stürzt der gesamte See als gewaltige Flutwelle ins Tal. Das wird als GLOF (glacial lake outburst flood) bezeichnet, also frei übersetzt Gletschersees-Ausbruch.

ZAMG erforscht die Ursachen der Ausbrüche und die Möglichkeiten zur Abschätzung der Gefahren

Die ZAMG hat im Frühjahr 2012 ein umfangreiches Netzwerk von geophysikalischen Beobachtungsstationen in Nordost-Grönland am A.P. Olsen Ice Cap errichtet, um gemeinsam mit dänischen Kollegen das Wissen über die Ursachen der Gletscherseeausbrüche zu verbessern. Es wird vermutet, dass kleine Risse und Sprünge im Gletschereis sich innerhalb weniger Stunden zu riesigen Abflusskanälen im Eis ausweiten. Ziel ist, die Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge so gut zu verstehen, dass eine genaue Vorhersage der Ausbrüche möglich wird. In einem weiteren Projekt (EU Projekt EURAS-CLIMPACT) versucht die ZAMG in Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnern die Gefahren für die Tallagen durch derartige Gletschersee-Ausbrüche abzuschätzen.

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Bilder (Quelle ZAMG/Weyss)

Vor Ausbruch des Gletschersees
(A.P. Olsen Ice Cap in Nordost-Grönland, Quelle ZAMG/Weyss.)

Nach Ausbruch des Gletschersees
(A.P. Olsen Ice Cap in Nordost-Grönland, Quelle ZAMG/Weyss.)

Ausbruch am Gletschertor
(A.P. Olsen Ice Cap in Nordost-Grönland, Quelle ZAMG/Weyss)

Querung des Flusses nach Ausbruch des Gletschersees
(A.P. Olsen Ice Cap in Nordost-Grönland, Quelle ZAMG/Weyss)

Messstation für GPS und passive Seismik mit autarker Stromversorgung mittels Windgenerator und Solar
(A.P. Olsen Ice Cap in Nordost-Grönland, Quelle ZAMG/Weyss)

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Web-Links

Informationsportal Klimawandel der ZAMG:
www.zamg.ac.at/cms/de/klima/informationsportal-klimawandel

Projekt-Website zu Gletschersee-Ausbrüchen:
www.bth.se/dsn/eurasclimpact.nsf/pages/home

Die ZAMG bei Facebook:
www.facebook.com/zamg.at

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