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29.06.2012

Sechstwärmster Juni seit Messbeginn

Sechstwärmster Juni seit Messbeginn

© Meteopics J. Gusenbauer

Noch fehlt ein wichtiger Teil in der Bilanz des Juni 2012: Am Samstag, 30. Juni, könnte der bisherige Allzeit-Juni-Hitze-Rekord übertroffen werden. Er stammt aus dem Jahr 2000 mit 37,2 Grad in Lutzmannsburg (Bgld.), Langenlebarn (Nö) und Unterretzbach (Nö).

Aber auch mit den bisher vorliegenden Daten lässt sich bereits eine erste interessante Monats-Bilanz ziehen. Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): „Wir haben einen der wärmsten Juni der Geschichte erlebt. Betrachtet man die Mitteltemperatur des gesamten Monats, ist das Platz sechs seit Beginn der Aufzeichnungen vor rund 250 Jahren.“

Beachtlich sind auch die Ergebnisse der Niederschlagsmessungen der ZAMG. So regnet es während der Unwetter am 21. Juni am Präbichl (Stmk) in nur elf Stunden 90 Millimeter. Das entspricht hier der durchschnittlichen Regenmenge eines halben Juni-Monats. In vielen Regionen war der Juni 2012 deutlich feuchter als im vieljährigen Mittel. Im Norden des Weinviertels ging die seit November dauernde Trockenperiode zu Ende. Nur 40 bis 75 Prozent der normalen Regenmenge fiel in diesem Juni im Gebiet vom Marchfeld über das Grazer Becken bis Unterkärnten.

Im Großteil Österreichs brachte der Juni 2012 auch zehn Prozent mehr Sonnenstunden als im vieljährigen Mittel. Nur in Vorarlberg gab es etwas weniger Sonnenschein als in einem durchschnittlichen Juni.

ZAMG: Der Juni 2012 im Detail

Temperatur

Mit einer mittleren Abweichung zum Normalwert 1971-2000 von 2,5° C ist der Juni 2012 einer der wärmsten der instrumentellen Klimageschichte Österreichs. Nur fünf Junimonate waren in der Vergangenheit wärmer. Zwei davon zu Beginn des 19. Jahrhunderts und drei zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Etwa 2,5 bis 3° C wärmer war es in Osttirol, Kärnten, im südlichen Salzburg, der Steiermark und in Niederösterreich östlich von Wien. In den anderen Landesteilen lag die Abweichung zum vieljährigen Mittel zwischen 2 und 2,5° C. Zum Höhepunkt der Hitzewelle, die vom 15. bis zum 22. Juni andauerte, wurden an der Wetterstation der ZAMG in Bad Deutschaltenburg am 20. Juni 36,0° C gemessen. Das ist der bisher höchste Wert des Monats. Die Hitzewelle der kommenden Tage könnte aber eine noch höhere Temperatur bringen, möglicherweise sogar einen Allzeit-Juni-Rekord. Die absolut tiefste Temperatur abseits der Bergstationen trat am 14. Juni in Obergurgl (T) mit 0° C auf.

Niederschlag

Im nördlichen Weinviertel geht mit diesem Juni eine seit November andauernde unterdurchschnittliche Niederschlagsperiode zu Ende. Mit 18 Regentagen und 120 mm Niederschlag verzeichnet die Wetterstation der ZAMG in Poysdorf (NÖ) nicht nur wieder ein deutliches Plus (+100 % zum klimatologischen Mittel), sondern ist auch die relativ niederschlagsreichste Wetterstation ganz Österreichs. Aber nicht nur das nördlichen Weinviertel zeigt eine positive Niederschlagsbilanz. Weite Teile des Bundesgebietes erhielten deutlich mehr Niederschlag als das Langzeitmittel. In Oberösterreich, in großen Teilen Niederösterreichs und der Obersteiermark, in Vorarlberg, im Tiroler Oberland und um die Hohen Tauern fiel rund 150 % der mittleren Niederschlagsmengen. Die absolut größte Niederschlagssumme in diesem Juni wurde in Alberschwende (V) mit 320 mm gemessen. Ein Großteil der Niederschläge ging als Starkregen im Zuge von Gewittern nieder. Am Präbichl (St) wurden binnen drei Stunden 60 mm und innerhalb von 11 Stunden 90 mm gemessen. Aber auch an vielen anderen Wetterstationen wurden erhebliche Niederschlagsintensitäten registriert. Diese großen Regenmengen in kurzen Zeiträumen führten zum Teil zu starken Murenabgängen und Überflutungen.

Zu trockene Regionen wurden im Juni 2012 in Österreich aber auch beobachtet. Entlang des Alpenostrandes, vom Marchfeld bis ins Grazer Becken und in Unterkärnten summierten sich nur etwa 40 bis 75 % der mittleren Niederschlagmengen. Bernstein ist mit einer Monatsniederschlagssumme von 48 mm und einer Abweichung zum Langzeitmittel von -60 % der relativ trockenste Ort des Landes. Am absolut geringsten fiel die Niederschlagsmenge mit 37 mm in Bad Deutschaltenburg aus.

Sonne

Die Sonne zeigte sich im Juni 2012 österreichweit in etwa um 10 % länger als im Vergleich zum mittel 1991-2010. Einzig in Vorarlberg liegt die Sonnenscheindauer mit etwa 5 bis 10 % unter dem Normalwert. Mit rund 270 Stunden schien die Sonne in Güssing (B) am absolut längsten. Mit einem Plus von 30 % zum Klimamittel zeigte sich die Sonne in Friesach (K, 235 h) relativ am längsten.

ZAMG: Der Juni 2012 in der Bundesland–Übersicht

Vorarlberg

In Vorarlberg lag das Junimittel um 1,9° C (Bregenz) bis 2,5° C (Schoppernau) über den vieljährigen Mittelwerten. In Feldkirch war es mit einem Junitemperaturmittel von 18,4° C am absolut wärmsten. Am 16. Juni wurde in Bludenz mit 33° C das absolute Monatsmaximum der Lufttemperatur erzielt (könnte Samstag 30. Juni noch übertroffen werden). Am 14. Juni zeigte das Thermometer in Warth mit 1,8° C den absoluten Tiefstwert von Vorarlberg. Mit 185 mm Niederschlag an der ZAMG-Wetterstation Rohrspitz und 320 mm in Alberschwende lag die Junisumme um 1 bis 60 % über dem klimatologischen Mittel. Die Sonne zeigte sich mit 220 in Rohrspitz am längsten, in Brand mit 150 Stunden am kürzesten.

Tirol

Punktuell sind die Junitemperaturmittel in Tirol um 3 bis 3,5° C über dem Mittel 1971-2000. So z.B. an der ZAMG-Wetterstation in Steinach mit einem Monatsmittel von 15,9° C und einer positiven Abweichung von 3,5° C. Im Mittel lag die Temperatur im Juni 2012 in Tirol um 2,5° C über dem Langzeitmittel. Die höchste Temperatur wurde am 16. Juni mit 34,2° C in Imst erreichte (könnte Samstag 30. Juni noch übertroffen werden). In Obergurgl war es, abgesehen von den Bergstationen, am 14. mit 0° C am kältesten. Die Niederschlagssumme im Juni lag in ganz Nordtirol mit 10 bis 65 % über den Normalwerten. Nur in Osttirol, entlang der Drau lag die Niederschlagsausbeute rund 10 % unter dem Mittel 1970-2000. Mit etwa 240 Stunden zeigte sich die Sonne in Lienz am längsten.

Salzburg

In den inneralpinen Regionen im Süden, reichte die Abweichung zum klimatologischen Mittel von +2,5 bis 3,3° C. So warm war es in diesem Bereich Salzburgs im Juni im Verlauf der instrumentellen Klimageschichte nur selten. Die Rauriser Temperaturzeitreihe der ZAMG, die bis ins Jahr 1876 zurückreicht, zeigt, dass es nur noch im Juni 2003 wärmer war. Damals betrug das Junimittel 17,3° C, heuer lag es bei 16,0° C. Im Flachgau war es mit einer Abweichung von rund 2° C vergleichsweise etwas kühler. Am 18. Juni wurde in St.Johann/Pongau mit 33,3° C das absolute Monatsmaximum der Lufttemperatur erzielt (könnte Samstag 30. Juni noch übertroffen werden). Mit 93 mm Niederschlag in Saalbach und 297 mm in Kolomannsberg lag die Junisumme um 5 bis 73 % über dem klimatologischen Mittel. Die Sonne zeigte sich mit etwa 230 in St. Michael/Lungau am längsten, in Kolm-Saigurn mit 150 Stunden am kürzesten.

Oberösterreich

Die Temperaturabweichung zum Normalwert reichte in Oberösterreich von +1,7° C in Kollerschlag bis +2,9° C in Windischgarsten. Bundeslandweit war es um 2,2° C wärmer als das Mittel 1971-2000. Am 18. Juni wurde in Windischgarsten mit 33,4° C das absolute Monatsmaximum der Lufttemperatur erzielt (könnte Samstag 30. Juni noch übertroffen werden). Die teils heftigen Gewitter waren maßgeblich dafür verantwortlich, dass es flächendeckend um etwa 40 % mehr regnete als im Mittel. In Ried im Innkreis betrug der Überschuss zum klimatologischen Mittel 90 %. Insgesamt fiel hier eine Niederschlagsmenge von 200 mm. Am längsten zeigte sich die Sonne an der ZAMG-Wetterstation in Enns mit 250 Stunden und am Feuerkogel mit 180 Stunden am kürzesten.

Niederösterreich

Das östliche Weinviertel sowie das Marchfeld waren in diesem Juni die wärmsten Regionen des Bundeslandes. Im Mittel lag die Lufttemperatur in Niederösterreich um 2,3° C über dem dreißigjährigen Mittel. In Groß-Enzersdorf war es mit einer positiven Abweichung zum vieljährigen Mittel von 3,1° C der relativ wärmste Ort des Bundeslandes. Am 20. Juni wurde in Bad Deutsch-Altenburg mit 36° C das absolute Monatsmaximum der Lufttemperatur erzielt (könnte Samstag 30. Juni noch übertroffen werden). Niederösterreich war in diesem Juni von Gewittern, Starkregen und Hagel besonders betroffen. An der ZAMG-Wetterstation am Hirschenkogel z.B. fiel am 20. Juni binnen drei Stunden eine Niederschlagmenge von 98 mm. Die Niederschlagbilanz fällt mit einem Plus zum Normalwert von 30 % für Niederösterreich im Mittel positiv aus. Um 10 bis 100 % mehr Niederschlag als im Mittel erhielten das Wald-, Most-, und Teile des Wein und Industrieviertel. Die Niederschlagsbilanz blieb im Wiener Becken um 10 bis 30 % im Minus. Die Sonnenscheindauer im Juni 2012 entsprach in etwa dem klimatologischen Mittel.

Wien

In Wien lag das Junimittel um 2,6°C über dem Mittel 1971-2000. Die Wiener Innenstadt ist, wie so oft, mit einem Junimittel vom 21,7° C der im Mittel absolut wärmste Ort des Bundesgebietes. Am 20. Juni wurde im Zentrum der Stadt mit 35,2° C das absolute Monatsmaximum der Lufttemperatur erzielt (könnte Samstag 30. Juni noch übertroffen werden). Die Niederschlagmenge, die im Juni 2012 in Wien fiel, entsprach im etwa dem Langzeitmittel. Auch die Sonne zeigte sich mit etwa 240 Stunden im Juni durchschnittlich lange.

Burgenland

Das Burgenland ist das einzige Bundesland, in dem die Niederschlagsmengen flächendeckend unter dem Langzeitmittel liegen. Das Niederschlagsdefizit lag im Burgenland zwischen 10 % im Norden und 60 % im Süden. Im Mittel war es im Juni 2012 um 2,6° C wärmer als das klimatologische Mittel. Mit 35,3° C wurde am 20. Juni an der ZAMG-Wetterstation in Neusiedl/See die bisher höchste Junitemperatur erzielt (könnte Samstag 30. Juni noch übertroffen werden). Mit rund 270 Sonnenstunden ist Güssing der sonnigste Ort des Bundesgebietes.

Steiermark

Sehr warm war es im Juni 2012 in der gesamten Steiermark. Die Temperaturabweichungen reichen von +2° C in Graz bis +3° C in Murau und Bad Gleichenberg. Am 18. Juni wurde in Hall bei Admont mit 33,4° C das absolute Monatsmaximum der Lufttemperatur erzielt (könnte Samstag 30. Juni noch übertroffen werden). Trocken blieb es in der Südsteiermark. Nur etwa 50 bis 75 % der mittleren Niederschlagsmengen registrierte die ZAMG in dieser Region auf. In den anderen Landesteilen war die gesamte Niederschlagsausbeute mit 100 bis 194 % der Normalwerte überdurchschnittlich. Der Großteil der Niederschläge fiel im Zuge heftiger Gewitter, die Starkregen und Hagel mit sich führten. Am längsten zeigte sich die Sonne in Leibnitz mit 280 Stunden und am Präbichl mit 180 Stunden am kürzesten. Im Vergleich zum klimatologischen Mittel schien die Sonne landesweit um rund 10 % länger.

Kärnten

Die Temperaturabweichung zum Normalwert reichte in Kärnten von +2,1° C in Mallnitz bis +3,3° C in Fresach. Bundeslandweit war es um 2,8° C wärmer als das Mittel 1971-2000. Südlich der Drau, im Klagenfurter Becken und im Lavanttal blieb es in diesem Juni mit einem Defizit von 45 bis 25 % deutlich zu trocken. Im restlichen Kärnten registrierte die ZAMG eine ausgeglichene bis überdurchschnittliche Niederschlagsbilanz. In Villach wurde am 20. Juni mit 33,8° C die höchste Temperatur des Bundeslandes gemessen (könnte am Samstag 30. Juni noch übertroffen werden). In Feistritz/Bleiburg zeigte sich mit 270 Stunden die Sonne am längsten.

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