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15.10.2014

Massenverluste der Gletscher heuer etwas geringer

Massenverluste der Gletscher heuer etwas geringer

@ZAMG/Weyss

Die von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) vermessenen Gletscher in den Hohen Tauern sind heuer weniger stark geschmolzen als im langjährigen Mittel. Kleine Gletscher in höheren Lagen, wie das Kleinfleißkees am Hohen Sonnblick, konnten sogar einen leichten Massengewinn verbuchen. Größere Gletscher, die bis in tiefe Lagen reichen, verloren hingegen auch heuer an Masse, aber etwas weniger als in den letzten Jahren. Die Pasterze am Großglockner verlor heuer im unteren Bereich bis zu 7,5 Meter Eisdicke.

An Österreichs Gletschern wird im Herbst die Massenbilanz des vergangenen Jahres ermittelt. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) untersucht vor allem die Gletscher in den Hohen Tauern. Dazu gehören die Pasterze, Österreichs größter Gletscher, sowie Goldbergkees und Kleinfleißkees im Bereich des Sonnblicks.

Der Sommer entscheidet die Massenbilanz

Nachdem die heißen Sommer 2011 und 2012 zu überdurchschnittlichen Massenverlusten der Alpengletscher führten, folgten 2013 und 2014 zwei freundlichere Jahre für die Gletscher. So war im Vorjahr trotz des heißen Sommers 2013 der Massenverlust der Gletscher weniger stark als im vieljährigen Mittel. Grund dafür war die überdurchschnittlich lange Schneedecke aufgrund des kühlen und feuchten Frühlings.

Der Sommer 2014 zeigte sich nach einem sonnigen und warmen Juni überwiegend nass, kühl und trüb, mit regelmäßigen Neuschnee-Ereignissen in hohen Lagen. Was für Verstimmung bei den Badegästen sorgte, erwies sich als positiv für die Gletscher. Daniel Binder, Gletscherexperte der ZAMG: „Die Massenbilanz alpiner Gletscher wird vor allem vom Verlauf des Sommers entschieden. Eine lang anhaltende Winterschneedecke und Neuschnee-Ereignisse im Sommer schützen das Gletschereis vor der direkten Sonneneinstrahlung und den Sommertemperaturen, was in Summe dann zu einem geringeren Massenverlust der Gletscher führt."

Sonnblick Region: teils leichte Zuwächse

Die noch mit Winterschnee bedeckten Flächen der Gletscher der Sonnblick-Region sind am Ende des Sommers 2014 größer als in den Jahren zuvor. Während sich im Sommer 2012 die Schmelze bis zu den Firnreserven der Gletscher vorgearbeitet hat, wurde in diesem Haushaltsjahr wieder Firn aufgebaut. Das Kleinfleißkees konnte dadurch im vergangenen hydrologischen Haushaltsjahr eine Schneedecke dazugewinnen, die einer Wassersäule von 50 Zentimeter entspricht. Das benachbarte Goldbergkees konnte in den höheren Lagen zwar ebenfalls eine Schneedecke aufbauen, das Schmelzen des Eises an tiefer gelegenen Teilen des Gletschers wog dies jedoch exakt auf. Somit bilanziert das Goldbergkees heuer ausgeglichen.

Pasterze: der große, träge Gletscher

Im Zeitraum zwischen 1969 und 2012 verlor die Pasterze über die gesamte Fläche gemittelt 37 Meter an Eisdicke. Dabei verlor der obere Bereich (das sogenannte Akkumulations- oder Nährgebiet) im Mittel 14 Meter und der untere Bereich (das sogenannte Ablations- oder Zehrgebiet ) im Mittel 67 Meter. Das Zehrgebiet wird vor allem von der tiefer gelegenen Gletscherzunge geprägt, die an der Pasterze in den letzten Jahren regelrecht zerfällt. Die Messungen im Bereich der Gletscherzunge zeigen auch in diesem Jahr hohe Werte, mit bis zu 7,5 Meter vertikalen Eisverlust. ZAMG-Gletscherexperte Daniel Binder: „Größere Gletscher reagieren träger auf klimatische Änderungen wie ihre kleineren Kollegen. An den Daten der Pasterzenzunge kann man beobachten, dass die Gletscheroberfläche ständig abnimmt und gleichzeitig die Fließgeschwindigkeit langsamer wird. Ein Gletscher, der im Gleichgewicht ist, häuft im oberen Bereich die Masse an, die im unteren Bereich verloren geht. Im Falle der Pasterze ist dieses System völlig aus dem Gleichgewicht. Die jährlich gewonnene Masse im oberen Bereich ist viel zu gering, um die Massenverluste der tiefer gelegenen Gletscherzunge zu kompensieren. Der Zerfall der Pasterzenzunge wird sich so lange fortsetzen, bis sich dieses Gleichgewicht wieder eingestellt hat. So wie das in den letzten Jahrzehnten am Kleinfleißkees passiert ist, das sich in höhere Regionen zurückgezogen hat."

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Bilder

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Vergleich Goldbergkees im Sommer 2012 (links) und im Sommer 2014 (rechts): Anhand der Felsen im Vordergrund ist deutlich der Massengewinn in Form von ein bis zwei Meter Schnee in den höher gelegenen Regionen des Gletschers zu erkennen. Quelle: ZAMG.

Die Pasterze im September 2014: Der stetige Zerfall der rechten Zungenhälfte schreitet voran. Das Akkumulationsgebiet (oberer Bereich) mit dem Johannnisberg im Hintergrund ist in eine Föhnmauer gehüllt. Quelle: ZAMG/Weyss

Verlust an Eisdicke pro Jahr auf der Pasterze: Das Schmelzen ist in den letzten Jahren (rechts) deutlich stärker als im Vergleichs-Zeitraum davor (links). Im unteren Bereich verliert die Pasterze derzeit bis zu acht Meter Eisdicke pro Jahr. Quelle ZAMG.

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Web-Links

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

Informationsportal Klimawandel: www.zamg.ac.at/cms/de/klima/informationsportal-klimawandel

Webcam Kleinfleißkees: www.panorama-blick.at/webcam/kleinfleisskees

Webcam Sonnblick: www.sonnblick.net/portal/content/view/166/301/lang,de

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