20.04.2021
Weiteres kräftiges Erdbeben im südlichen Wiener Becken
Weiteres kräftiges Erdbeben im südlichen Wiener Becken
Am Dienstag, den 20. April 2021, ereignete sich nachts um 00:57 Uhr Lokalzeit ein weiteres starkes Erdbeben der Magnitude 4,4 im südlichen Wiener Becken in Niederösterreich (47,75°N, 16,12°O). Das Epizentrum lag 4 km nordöstlich von Neunkirchen in einer der aktivsten Erdbebenzonen Österreichs. Die Herdtiefe betrug etwa 9 Kilometer. Obwohl das Beben mit einer Magnitude von 4,4 etwas schwächer war, als das Beben am 30. März 2021 (Magnitude 4,6), wurde es ähnlich stark vespürt.
Zahlreiche Meldungen aus der Bevölkerung
Das Erdbeben wurde in weiten Teilen Österreichs verspürt, besonders stark im südlichen Niederösterreich. Viele Menschen wurden durch das Beben aus dem Schlaf geweckt. Im Bereich des Epizentrums wurden auch einige Nachbeben verspürt, das bisher stärkste ereignete sich mit einer Magnitude von 2,9 um 07:16 Uhr MESZ. Dem Erdbebendienst der ZAMG wurden einige leichte Schäden an Gebäuden gemeldet, dabei handelt es sich vor allem um Risse im Verputz an Innen- und Außenwänden. Größere Schäden sind zur Zeit nicht bekannt und nicht zu erwarten.
Der Erdbebendienst der ZAMG dankt der Bevölkerung für die mehr als 14000 Meldungen, die über das Formular auf der Homepage und die neue App QuakeWatch Austria gesendet wurden. Wie auf der Karte zu sehen ist, wurde das Beben nicht nur im Wiener Becken, sondern im gesamten Osten Österreichs von der Bevölkerung verspürt. Abgesehen vom Epizentrum kamen die meisten Wahrnehmungsmeldungen aus dem Westen Wiens, vor allem aus höheren Stockwerken.
Karte der Wahrnehmungsmeldungen für das Erdbeben der Magnitude 4,4 am 20. April 2021 um 00:57 Uhr Lokalzeit.
Nachbebentätigkeit
Nach Erdbeben dieser Stärke treten in den folgenden Wochen Nachbeben mit geringerer Magnitude auf, ähnlich wie nach dem Beben vom 30. März 2021. Bis 20. April, 9:15 Uhr Lokalzeit wurden mehr als 20 Nachbeben aufgezeichnet, von denen einige auch verspürt wurden. Die Nachbeben befinden sich nahe den Epizentren der beiden Hauptbeben, wie in nachfolgender Karte gezeigt wird.
Bebenserie bei Neunkirchen seit dem 30. Mäz 2021
Erdbeben dieser Größenordnung treten in Österreich durchschnittlich alle 5 Jahre auf, auch wenn sich das letzte mit einer vergleichbaren Magnitude erst vor knapp einem Monat (30. März 2021) in derselben Region ereignete.
Eine aktive Erdbebenregion
Die Region des südlichen Wiener Beckens ist immer wieder von starken Erdbeben betroffen. Das stärkste Beben der jüngeren Vergangenheit in Ostösterreich vom 16. April 1972 hatte sein Epizentrum bei Seebenstein und richtete beträchtliche Schäden an. In Guntrams und Schwarzau stürzten zwei ältere Gebäude ein. Zahlreiche Kamine und Gesimse in der Region stürzten herab, wodurch parkende Autos beschädigt wurden und bei Wiener Neustadt eine Bundesstraße blockiert wurde. Im Dom von Wiener Neustadt fielen während eines Gottesdienstes Mauerteile herab. 800 Feuerwehreinsätze wurden in Wien gezählt, zwanzig Meter der Balustrade an der Universität Wien stürzten auf die Straße. Mit einer Magnitude von 5,3 wurde damals etwa 10 Mal so viel Energie freigesetzt wie beim aktuellen Erdbeben bei Breitenau am Steinfeld.
Die Bruchzone im Wiener Becken
Das Wiener Becken ist ein geologisch junges tektonisches Einbruchsbecken und Sedimentbecken im Nahtbereich zwischen Alpen, Karpaten und der Pannonischen Tiefebene. Die Ursache der Bebentätigkeit im südlichen Wiener Becken ist die horizontale Verschiebung entlang der Mur-Mürztal-Störung, die bewirkt, dass der östliche Krustenteil nach Osten gedrängt wird. Eine markante Tiefenstörung erstreckt sich von Seebenstein über Wiener Neustadt, Ebreichsdorf und Schwadorf nach Marchegg. An den Bruchlinien dieses Störungssystems kommt es durch die kontinuierlichen Verschiebungsraten zu einem Spannungsaufbau, der durch Erdbeben wieder gelöst wird.
Intensität der Beben vom 30. März und 20. April 2021 im Vergleich
Das aktuelle Erdbeben mit einer Magnitude von 4,4 in einer Tiefe von etwa 9 km wurde ähnlich stark wie das etwas stärkere Beben vom 30. März verspürt, wie in den aus Modellen gerechneten Intensitätskarten zu sehen ist. Zeitlich nahe aufeinanderfolgene Beben ähnlicher Stärke wurden im Wiener Becken bereits öfter beobachtet, so auch z. B. bei den Erdbeben von Ebreichsdorf 2000 und 2013.
Berechnete Intensität der Erdbeben vom 30.März 2021 und 20. April 2021 im Vergleich