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07.09.2015

Stonehenge: neue Entdeckungen mit österreichischer Beteiligung

Stonehenge: neue Entdeckungen mit österreichischer Beteiligung

©LBI ArchPro

Knapp drei Kilometer von Stonehenge entfernt wurden neue prähistorische Steinmonumente entdeckt. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und LBI ArchPro sind Teil des internationalen Projektes „The Stonehenge Hidden Landscapes" und arbeiten mit modernsten Multi-Sensor-Technologien, wie Bodenradar und Magnetfeldanalysen. Damit wurden unterhalb des sogenannten „super-henge" von Durrington Walls Beweise für ein weiteres großes Steinmonument gefunden. Die Anlage könnte das größte bisher bekannte Steinmonument Großbritanniens sein.

Die sogenannten „Henges" stammen aus der Jungsteinzeit und bestehen aus runden oder ovalen Flächen, die durch einen Erdwall und einen Graben umgeben sind und im inneren Bereich oft auch Steinkreise haben. Weltweit bekannt dafür ist Stonehenge.

Das knapp drei Kilometer von Stonehenge entfernte Durrington Walls zählt zu den größten bekannten Henge-Monumenten. Der Durchmesser ist 500 Metern und das Alter wird auf 4500 Jahre geschätzt. Es ist umgeben von einem 1,5 Kilometer langen und knapp 18 Meter breiten Graben und einem Wall, der 40 Meter breit und bis zu 1 Meter hoch ist. Im inneren Teil befinden sich mehrere kleinere Holzkreise und eine kürzlich ausgegrabene Siedlung aus der Jungsteinzeit.

Neue Entdeckungen ohne Grabungen

Das Team des internationale Forschungsprojekts „The Stonehenge Hidden Landscapes Project" (Die versteckten Landschaften von Stonehenge) entdeckte vor kurzem in Durrington Walls Hinweise aus möglicherweise rund 200 stehenden Steinen, die bis zu 4,5 Meter hoch waren. Von dieser ursprünglichen Anzahl befinden sich hier seit tausenden Jahren noch 30 Steine, die mittlerweile in der Erde unter dem Wall liegen. Sie konnten ohne eine einzige Grabung nur mit Hilfe von geophysikalischen Methoden nachgewiesen werden. Maßgeblich beteiligt waren dabei österreichische Experten und Expertinnen der Abteilung für Archeoprospektion der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und des LBI ArchPro. Die geophysikalischen Teams arbeiteten dabei unter anderem mit Bodenradar und Magnetfeldmessungen sowie mit spezieller Software zur Auswertung und Visualisierung.

Neuer Fund ist großer Schritt zur Erforschung der Stonehenge-Region

„Wir wollen natürlich im laufenden Projekt keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber diese Entdeckung könnte auf jeden Fall ein Meilenstein in der Erforschung der Rätsel rund um Stonehenge sein", sagt Klaus Löcker, Experte für Archeoprospektion der ZAMG, „so dachte man bisher, dass Stonehenge im Wesentlichen der einzige Steinkreis der Region waren. Jetzt sieht es ganz danach aus, dass sich im benachbarten Durrington Walls ebenfalls ein Kreis mit sehr großen Steinen befand, die noch dazu sehr gut erhalten sein dürften. Wir haben Hinweise, dass die Anlage von Durrington Walls in ihrer westlichen Hälfte von zumindest 200 Steinen umgeben war. Das wäre das größte derartige Steinmonument Großbritanniens. Außerdem weist einiges daraufhin, dass die Steine aus der Region stammten, was bisher auch nie ganz eindeutig geklärt werden konnte."

Antworten und neue Fragen

Dass hier möglicherweise eine neue Dimension in der Erforschung um Stonehenge erreicht wurde, zeigen auch die ersten Einschätzungen des Alters der neuen Funde, sagt Archäologe Löcker: „Die neu entdeckten Steine unter Durrington Walls dürften zumindest gleich alt oder sogar älter als der berühmte Steinkreis von Stonehenge sein. Somit gab es in diesem Gebiet, das als eine der größten prähistorischen Kultstätten Europas gilt, zumindest ein weiteres großes Steinmonument. Das wirft natürlich eine Reihe weiterer Fragen auf, wie die Landschaft hier vor rund 5000 Jahren mit mehreren großen Monumente gestaltet wurde."

Internationale Zusammenarbeit zur Erforschung von Stonehenge

„The Stonehenge Hidden Landscapes Project" ist eine internationale Zusammenarbeit zwischen der Universität Birmingham, dem Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI ArchPro) und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Im Rahmen des Projekts wird die Region um Stonehenge mit unterschiedlichsten Methoden durch mehrere Organisationen und Instituten erforscht.

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Web-Links

Projekt-Website "Stonehenge Hidden Landscape Project":
www.lbi-archpro.org/cs/stonehenge

Fotos und Video: www.lbiarchpro-imagery.at/stonehenge2015

ZAMG Warnungen Europa: www.meteoalarm.eu

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

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