02.08.2024
Höchste Anzahl an Sonnenflecken seit über 20 Jahren
Die Sonne ist so aktiv wie seit langem nicht mehr. Im Juli 2024 wurde der höchste monatliche Mittelwert der sogenannten Sonnenflecken-Relativzahl seit Dezember 2001 gemessen. Am 18. Juli 2024 wurde der höchste Tageswert seit Juli 2002 erreicht. In Österreich wird diese Zahl am Observatorium Kanzelhöhe der Universität Graz ermittelt.
„Wir befinden uns nun im Maximum des sogenannten 11-jährigen Sonnenzyklus. In dieser Phase bildet die Sonne vermehrt Magnetfelder, die als Sonnenflecken sichtbar sind“, sagt Christian Möstl vom Space Weather Office der GeoSphere Austria. „Diese Phase hält voraussichtlich bis 2026 an. Ab 2027 wird sie wieder schwächer, bis der nächste Zyklus Anfang der 2030er Jahre einsetzt.“
Chance auf Nordlichter in Österreich
Durch die hohe magnetische Aktivität der Sonne gibt es mehr Ausbrüche von Sonnenstürmen, die im November 2023 und Mai 2024 Nordlichter auch in Österreich sichtbar machten. „Zur Zeit treffen im Schnitt ungefähr drei bis vier Sonnenstürme pro Monat auf das Erdmagnetfeld“, sagt Möstl, „allerdings streifen viele nur die Erde oder sind eher schwach. Solche Stürme verursachen Nordlichter nur in hohen geographischen Breiten, wie in der vergangenen Woche in Ländern wie Norwegen, Island und Kanada sowie auf der Südhalbkugel in Tasmanien. Es werden sich in den nächsten zwei Jahren aber immer wieder Chancen ergeben, dass Nordlichter auch wieder in Österreich und Mitteleuropa sichtbar sein werden. Am besten ist eine Kombination aus einem starken Sonnensturm, wolkenlosem Himmel und möglichst langer Dunkelheit.“
Einfluss auf moderne Infrastruktur
Diese geomagnetischen Stürme (Sonnenstürme) sorgen nicht nur für beeindruckende Nordlichter, sondern können auch Einfluss auf unsere modernen Technologien nehmen, beispielsweise auf die Stromversorgung, GPS-Systeme und andere Kommunikationssysteme.
Space Weather (Weltraumwetter) wird erst seit ungefähr 30 Jahren intensiver erforscht. Es zeigte sich dabei, dass in den letzten 150 Jahren Sonnenstürme aufgetreten sind, die verheerende Auswirkungen auf die heutige technische Infrastruktur hätten. Die Wiederholrate derartiger Super-Sonnenstürme beträgt ungefähr 50 bis 100 Jahre.
International bedeutende Forschungsinfrastruktur
Aufgrund der möglichen Auswirkungen von Weltraumwetter auf den Flugverkehr und auf kritische Infrastruktur wie Stromnetze und Satellitennavigation, wird die Erforschung von Weltraumwetter sowie die Entwicklung von Vorhersage- und Warnsystemen immer wichtiger.
Die GeoSphere Austria arbeitet in mehreren Projekten an der Vorhersage von Weltraumwetter und betreibt mit dem Conrad Observatorium eines der weltweit modernsten geophysikalischen Observatorien, an denen auch Weltraumwetter und Sonnenstürme gemessen werden.
Das Austrian Space Weather Office der GeoSphere Austria in Graz zählt mittlerweile zu den weltweit führenden Organisationen bei der Entwicklung von Vorhersagesystemen von Sonnenstürmen.
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Weitere Informationen
->Website Austrian Space Weather Office
Messungen der Sonnenflecken-Relativzahl, tägliche Messungen (grün) und monatlich gemittelt (schwarz) seit 1985. Unterschiedliche Modelle für die Vorhersage des weiteren Verlaufs des derzeitigen Sonnenzyklus sind ebenfalls eingezeichnet. Im Juli 2024 wurde die höchste monatliche Sonnenflecken-Relativzahl seit Dezember 2001 gemessen. Credit: GeoSphere Austria / WDC-SILSO, ROB, Brussels ->volle Auflösung
Aufnahme der Sonne vom Observatorium Kanzelhöhe am 1. August 2024. Im sichtbaren Licht ist die Photosphäre der Sonne zu sehen, mit einer großen Anzahl an dunklen Sonnenflecken. Credit: Observatorium Kanzelhöhe, Universität Graz. ->volle Auflösung
->NASA-Video von Sonne mit Sonnenflecken
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