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27.01.2021

Erneut spürbares Erdbeben in der Steiermark

Erdbeben der Magnitude 3,4 bei Trofaiach, Steiermark

Viele Menschen wurden durch ein Rütteln aus dem Schlaf geweckt, als am 27. Jänner 2021 um 01:43 Uhr MEZ ein kräftiges Erdbeben der Magnitude 3,4 den Raum Leoben erschütterte. Das Beben ereignete sich in einer Tiefe von 12 km und wurde bei Trofaiach (47,43°N, 14,99°O) lokalisiert. Besonders im Bereich des Epizentrums waren die Erschütterungen teilweise stark zu spüren, viele Menschen sind erschrocken. In einigen Wahrnehmungsberichten wird von umgefallenen Gegenständen berichtet, Haarrisse im Verputz sind nur in wenigen Fällen in der Nähe des Epizentrums aufgetreten. Das Erdbeben konnte im Umkreis von etwa 50 km wahrgenommen werden.

Es sind mehr als 500 Meldungen beim Erdbebendienst der ZAMG eingelangt, mit deren Hilfe die Intensität (Stärke der Fühlbarkeit auf der EMS-98) bestimmt werden kann.

Erneut spürbares Erdbeben in der Steiermark
Lage der Orte mit Wahrnehmungsberichten zum Erdbeben vom 27. Jänner 2021, 01:43 Uhr MEZ (Stand 27. Jänner, 11 Uhr).

Bedeutende Erdbebenzone

Das Beben ereignete sich im Bereich der tektonischen Trofaiach-Störung, die in diesem Gebiet etwa West-Ost-gerichtet ist und nördlich des Murtales  verläuft. Das Mur- und Mürztal zählen zu den bedeutendsten Erdbebenzonen Österreichs. Daher kommen gefühlte Erdbeben im Raum Leoben häufig vor. Die beiden stärksten ereigneten sich bereits in historischer Zeit, in den Jahren 1794 (Magnitude 4,7) und 1830 (Magnitude 4,4). Damals kam es zum Teil zu schweren Gebäudeschäden. In jüngerer Zeit gab es einige deutlich fühlbare Ereignisse, zuletzt im Jänner 2006 (Magnitude 2,9) und zwei Mal im Jahr 2002 (Magnituden 3,2 und 2,7).

Erneut spürbares Erdbeben in der Steiermark

Registrierung des Erdbebens an der Strong-Motion-Station LMSA der ZAMG, die an der Montanuniversität Leoben seit dem Jahr 2018 in Betrieb ist (drei Kompontenten Vertikal, Nord-Süd und Ost-West). Die gemessene Beschleunigung beträgt etwa 2 cm/s².

Zwei kräftige Erdbeben innerhalb einer Woche in der Steiermark

Das starke Erdbeben bei Admont am 20. Jänner war mit einer Magnitude von 4,5 etwa 30 Mal so stark wie jenes von Trofaiach und hatte eine deutlich geringere Herdtiefe von 6 km. Daher waren die Auswirkungen im Epizentrum am 27. Jänner wesentlich geringer. Auch das Schüttergebiet - der Bereich, in dem das Erdbeben wahrgenommen wurde -  war beim Trofaiach-Beben deutlich kleiner.
Die beiden Beben lagen in zwei voneinander getrennten tektonischen Störungszonen - der SEMP-Störung nördlich des Ennstales und der Trofaiach-Störung im Bereich des Murtales.

Animation der Erdbebenwellen

Erneut spürbares Erdbeben in der Steiermark

Die Animation zeigt wie die Erdbebenwellen an den ZAMG-Messstationen in der Steiermark aussehen. Man erkennt die aufeinanderfolgenden Ankunftszeiten. Die hier gezeigte Bodenbewegung wurde an den Vertikalkomponenten der Seismometer aufgezeichnet. Die Station in Leoben (LMSA) ist 9 km vom Epizentrum entfernt, jene in Admont (ADSA) 44 km und an der Seetaler Alpe (SESA) 48 km (Link zum Messnetz). Außerdem sieht das Erdbeben an jeder Station anders aus. Die einzelnen Wellenformen wurden gefiltert und normalisiert, damit man sie gemeinsam darstellen kann. D.h. die Amplituden sind hier nicht miteinander vergleichbar.

 

Letzte Änderung: 28. Jänner 2021 um 12:20 Uhr

Der Erdbebendienst der ZAMG
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
1190 Wien, Hohe Warte 38
Telefon: +43 1 360 26 2508
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Holzschnitt aus der 'Weltchronik' von Hartmann Schedel, 1493. 'Und der Engel nahm das Rauchfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde, und Donner folgten, Getöse, Blitze und Beben.' Offenbarung 8,5 © ZAMG Geophysik Hammerl
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