19.01.2022
Erdbebenserie in Oberösterreich
Erdbebenserie in Oberösterreich
Zwischen Samstag, den 15. Jänner (03:54 Uhr MEZ) und Dienstagabend, den 18. Jänner (18:35 Uhr und 22:09 Uhr MEZ) ereigneten sich nordöstlich von Aschach an der Donau (Oberösterreich) drei spürbare Erdbeben in einem kurzen Zeitraum. Durch die seichten Herdtiefen von etwa 4 bis 6 km wurden die Beben mit Magnituden von 2,8 bis 3,2 von der Bevölkerung im Mühlviertel deutlich wahrgenommen. Das Beben um 18:35 Uhr sogar noch weitflächiger in Oberösterreich, wie in Abbildung 1 anhand der gesammelten Wahrnehmungsberichte zu sehen ist.
Abbildung 1: Karte mit Orten (blaue Kreise), aus denen Wahrnehmungsmeldungen beim Erdbebendienst eingelangt sind, sowie modellierte makroseismische Intensitäten.
Über 1000 Wahrnehmungsberichte
Über das Online-Wahrnehmungsformular sowie die Erdbeben-App sind für die Beben über 1000 Berichte eingelangt. Oftmals wurden die Beben nicht nur als Grollen, sondern vielmehr als Knall wahrgenommen. Ein Effekt, der entsteht wenn die Erdbebenwelle in die Luft koppelt. Auch kleinere Schäden an Gebäuden wie etwa feine Risse wurden im Bereich der Epizentren gemeldet.
Die Epizentralintensitäten betragen nach einer vorläufigen Bewertung 4-5 bzw. 5 Grad auf der 12-stufigen Europäischen Makroseismischen Skala (EMS-98). Sie beschreiben die Auswirkungen an der Oberfläche und ist somit für die betroffene Bevölkerung als auch für die Rettungskräfte eine relevante Größe.
Datum |
Magnitude |
Tiefe |
Meldungen |
Intensität |
15. Jan 202203:54 |
2.8 |
6 km |
123 |
4-5° |
18. Jan 2022 18:35 |
3.2 |
4 km |
558 |
5° |
18. Jan 2022 22:09 |
3.1 |
4 km |
626 |
5° |
Tabelle 1: Auswertung Stand 19/01/2022 9:15
Seltene Beben in Oberösterreich
In Oberösterreich bebt die Erde im Vergleich zum restlichen Österreich relativ selten, weniger Beben gibt es nur in Wien, Salzburg und dem Burgenland. Beben der aktuell gemessenen Magnitude von 3,2 finden durchschnittlich alle 7 Jahre in Oberösterreich statt. Wahrgenommen werden etwa 3 bis 4 Beben pro Jahr mit Epizentrum in Oberösterreich.
In einem Umkreis von 20 km um die aktuellen Beben sind im österreichischen Erdbebenkatalog der ZAMG nur 26 Erdbeben gelistet. Das stärkste davon fand 1987 bei Altfelden mit einer Magnitude von 3,3 statt.
Abbildung 2: Beben aus dem österreichischen Erdbebenkatalog der ZAMG im Umkreis von 20 km um die aktuelle Bebenserie
Bei Erdbeben kommt es im Untergrund lokal zu Spannungsverlagerungen, die zu weiteren Beben führen können. Das führt meist zur einer zeitlichen Häufung von Erdbeben. Dabei unterscheidet man grundsätzlich zwischen Bebenserien mit einem signifikant stärkeren Beben und vielen kleineren Nachbeben und Bebenschwärmen mit vielen ähnlich starken Beben. Bei Magnituden um 3,0 sind weitere Beben wahrscheinlich.
Deutliche Ausschläge an Seismometern in ganz Österreich
Das seismische Messnetz der ZAMG besteht aus hoch genauen Seismometern in ganz Österreich, die kontinuierlich Bodenschwingungen messen. Diese Daten werden an der Hohen Warte in Wien zusammengeführt, automatisch vorverarbeitet und dann von SeismologInnen analysiert.
Im Fall von Erdbeben, können so Erdbeben schnell und präzise lokalisiert, Magnituden gemessen und daraus Auswirkungen zeitnahe abgeschätzt werden. Beben, wie zum Beispiel das Beben in der Nacht von Freitag auf Samstag, werden zwar nur lokal verspürt, können aber in ganz Österreich gemessen werden. Abbildung 3 zeigt die Erdbebenwellen an einigen der Messstationen.
Abbildung 3: Animation der Erdbebenwellen an verschiedenen Messstandorten in Österreich (ABNA – Allentsteig/NÖ, BIOA – Bad Ischl/OÖ, CONA – Pernitz/NÖ, MOA – Molln/OÖ), 2-fach beschleunigt, normalisiert
Österreichischer Erdbebendienst der ZAMG
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
1190 Wien, Hohe Warte 38
Telefon: +43 1 360 26 2508