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30.12.2019

2019 relativ wenige spürbare Erdbeben in Österreich

2019 relativ wenige spürbare Erdbeben in Österreich

©ZAMG

Im Jahr 2019 wurden mit dem Stationsnetz des Erdbebendienstes der ZAMG weltweit rund 9.400 seismische Ereignisse registriert. 953 Erdbeben wurden in Österreich lokalisiert, davon konnten 32 von der Bevölkerung verspürt werden. Außerdem wurden neun Erdbeben aus den Nachbarländern Italien, Deutschland, Slowenien und Liechtenstein in Österreich wahrgenommen.

Mit insgesamt 41 Ereignissen wurden in Österreich - wie schon im Vorjahr - relativ wenig Erdbeben verspürt. „Es gab heuer zwei stärkere Erdbeben, die von der Bevölkerung kräftig wahrgenommen wurden", sagt Rita Meurers, Seismologin an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), „beide Epizentren lagen in Gebieten, wo sich nur selten starke Erdbeben ereignen: im Tullnerfeld in Niederösterreich und bei Kufstein in Tirol. Es wurden einige Verputzrisse gemeldet, größere Schäden an Gebäuden gab es aber nicht. Instrumentell gemessen wurden im Jahr 2019 in Österreich 953 Erdbeben. Das entspricht in etwa dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre."

Die meisten Erdbeben wurden in Tirol beobachtet

In Tirol wurden im Jahr 2019 von der Bevölkerung fünfzehn Erdbeben wahrgenommen. Somit ist Tirol, wie bereits in den vergangen Jahren, das Bundesland mit den meisten gefühlten Erdbeben. Sechs Beben wurden in Niederösterreich verspürt und jeweils vier in der Steiermark und in Oberösterreich. In Kärnten ereigneten sich 2019 zwei spürbare Erdbeben und in Vorarlberg eines. Aus dem Ausland wurden im vergangenen Jahr neun Beben in Österreich wahrgenommen: fünf aus Italien, zwei aus Deutschland und jeweils eines aus Slowenien und Liechtenstein.

Mehr als 1600 Wahrnehmungsberichte aus der Bevölkerung

Über das Online-Wahrnehmungsformular der ZAMG (www.zamg.at/bebenmeldung) sind im Jahr 2019 mehr als 1600 Wahrnehmungsberichte eingelangt. Die Daten geben Auskunft über die Stärke der Fühlbarkeit und ermöglichen die Ermittlung des Intensitätsgrades auf der Europäischen Makroseismischen Skala (EMS-98 - siehe Anhang). Sie sind außerdem ein wesentlicher Beitrag zur Bestimmung der Erdbebengefährdung in Österreich. Der Erdbebendienst der ZAMG bedankt sich bei der Bevölkerung für die zahlreichen Meldungen.

Die stärksten Erdbeben in Österreich im Jahr 2019

Information zu den Begriffen Magnitude und Intensität

Die Magnitude ist ein Maß für die im Erdbebenherd freigesetzte Energie. Sie wird aus instrumentellen Aufzeichnungen (Seismogrammen) ermittelt. Die Bestimmung der Magnitude ist unabhängig von Schäden und Fühlbarkeit und geht auf den Amerikanischen Geophysiker Charles Richter zurück.

Die Intensität beschreibt die Auswirkungen eines Bebens an der Erdoberfläche. Die meisten Länder in Europa, einschließlich Österreich, verwenden dafür die 12-stufige Europäische Makroseismische Skala 1998 (EMS-98) ( ->zur EMS-98 ).

Tullnerfeld, 16. April 2019

Das Epizentrum des Bebens vom 16. April um 11:51 Uhr MESZ lag etwa 9 km südwestlich von Tulln, Niederösterreich. Mit einer Magnitude von 3,1 war es das zweitstärkste Erdbeben des Jahres. Die Erschütterungen wurden zum Teil stark wahrgenommen und viele Menschen erschraken, einige flüchteten auch ins Freie. Nach Berichten aus der Bevölkerung fielen Gegenstände um und Möbel bewegten sich deutlich. Beim Erdbebendienst der ZAMG sind etwa 250 Wahrnehmungsberichte eingegangen. Die Intensität erreichte maximal 4-5 Grad auf der zwölfstufigen Europäischen Makroseismischen Skala (EMS-98). Das Beben war im Umkreis von 20 bis 30 km spürbar.

Leoben, 21. Juni 2019

Am 21. Juni ereignete sich um 05:52 Uhr MESZ ein deutlich fühlbares Beben bei Leoben, Steiermark. Die Magnitude betrug 2,6 und es wurde von zahlreichen Personen vor allem in Leoben, St. Michael in Obersteiermark, Trofaiach und Niklasdorf verspürt. Die Epizentralintensität betrug 3-4 Grad auf der EMS-98.

Bad Bleiberg, 5. August 2019

Deutlich fühlbar war das Erdbeben am 5. August um 23:49 Uhr MESZ, das viele Menschen aus dem Schlaf weckte. Das Epizentrum lag bei Bad Bleiberg, Kärnten, die Magnitude betrug 2,9. Vereinzelt wurde das Beben bis Feldkirchen und Bad Kleinkirchheim sowie im Raum Hermagor wahrgenommen. Die Maximalintensität betrug 4 Grad auf der EMS-98.

Schruns, 29. August 2019

Sehr viele Menschen konnten am 29. August um 23:16 Uhr MESZ ein Erdbeben in Vorarlberg wahrnehmen, das sich in geringer Herdtiefe ereignete. Daher war es trotz der relativ kleinen Magnitude von 1,9 deutlich fühlbar. Besonders im Epizentrum bei Schruns wurden die Erschütterungen teilweise als stark und erschreckend beschrieben, zahlreiche Personen sind erwacht. Es sind etwa 100 Wahrnehmungsberichte eingegangen und die Intensität erreichte 4 Grad auf der EMS-98.

Tolmezzo (Italien), 22. September 2019

Das am stärksten verspürte Beben aus dem Ausland ereignete sich am 22. September um 14:58 Uhr MESZ nördlich von Tolmezzo, Italien. Bei einer Magnitude von 4,0 wurden die Erschütterungen von vielen Personen in Kärnten und in Osttirol deutlich verspürt. Die Maximalintensität in Österreich wurde in Kötschach-Mauthen und Dellach mit 4 Grad auf der EMS-98 erreicht.

Kufstein, 23. Oktober 2019

Das stärkste Erdbeben des Jahres wurde am 23. Oktober um 01:35 Uhr MESZ südöstlich von Kufstein, Tirol, lokalisiert und hatte eine Magnitude von 3,9. Zahlreiche Personen erschraken und wurden durch die kräftigen Erschütterungen aus dem Schlaf geweckt. In vielen Fällen wurden eine starke Bewegung des gesamten Gebäudes und der Einrichtungsgegenstände beobachtet. Im Epizentralbereich sind Gegenstände umgestürzt und in höheren Stockwerken auch Bücher aus Regalen gefallen. Einige Verputzrisse wurden gemeldet. Das Beben wurde im Umkreis von etwa 35 km verspürt. Die Epizentralintensität erreichte 5 Grad auf der EMS-98.

Silz, 4. Dezember 2019

Mehr als 60 Meldungen sind zum Beben vom 4. Dezember um 01:12 Uhr MEZ mit Epizentrum bei Silz, Tirol, eingelangt. Die Erschütterungen wurden im Oberinntal zwischen Telfs und Roppen, in Mieming, Nassereith und in Teilen des Ötztals deutlich verspürt. Bei einer Magnitude von 2,4 betrug die makroseismische Intensität maximal 4 Grad auf der EMS-98.

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Erdbeben 2019: Epizentralintensität (Maximale Stärke der Fühlbarkeit) aller von der Bevölkerung verspürten Beben. Bei Erdbeben mit Epizentrum im Ausland wird die in Österreich maximal erreichte Intensität angegeben. Zusätzlich markieren die grauen Punkte die instrumentell registrierten Beben. Quelle ZAMG (Stand 30.12.2019, 10 Uhr). –>Link zum Bild in Originalgröße

Erdbeben 2019 im Bundeslandvergleich: Die Graphik zeigt, wie viele verspürte Erdbeben sich in den einzelnen Bundesländern und im angrenzenden Ausland im Jahr 2019 ereignet haben. Quelle ZAMG (Stand 30.12.2019, 10 Uhr). –>Link zum Bild in Originalgröße

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Gefühlte Beben in Österreich seit 2000: Im Durchschnitt gibt es in Österreich 47 spürbare Beben pro Jahr. Der höchste Wert war 2013 mit 71 verspürten Erdbeben, der geringste 2002 mit 13. Quelle ZAMG. (Stand 30.12.2019, 10 Uhr) –>Link zum Bild in Originalgröße

Web-Links

Aktuelle Erdbeben: www.zamg.ac.at/cms/de/geophysik/erdbeben/aktuelle-erdbeben

Die EMS-98 (Europäische Makroseismische Skala): www.zamg.ac.at/cms/de/geophysik/erdbeben/lehrmaterialien/faqs-zu-erdbeben/intensitat

Erdbeben-Wahrnehmungsbericht: www.zamg.at/bebenmeldung

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

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Holzschnitt aus der 'Weltchronik' von Hartmann Schedel, 1493. 'Und der Engel nahm das Rauchfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde, und Donner folgten, Getöse, Blitze und Beben.' Offenbarung 8,5 © ZAMG Geophysik Hammerl
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