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28.12.2018

2018 brachte relativ wenige spürbare Erdbeben

2018 brachte relativ wenige spürbare Erdbeben

©ZAMG

Im Jahr 2018 wurden mit dem Stationsnetz des Erdbebendienstes der ZAMG rund 9.400 weltweite seismische Ereignisse registriert. 1.025 Erdbeben wurden in Österreich lokalisiert, davon konnten 38 von der Bevölkerung verspürt werden. Zusätzlich waren sieben Erdbeben aus den Nachbarländern Italien und Slowenien in Österreich spürbar.

In Österreich wurden im Jahr 2018 deutlich weniger Erdbeben von der Bevölkerung verspürt als in den letzten Jahren. „Es gab heuer 45 in Österreich spürbare Erdbeben, sieben davon hatten das Epizentrum in Italien oder Slowenien", sagt Seismologin Rita Meurers von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). "Zum Vergleich: In den Jahren 2016 und 2017 gab es 69 beziehungsweise 70 in Österreich spürbare Erdbeben. Im Durchschnitt der letzten Jahre sind es 48 pro Jahr. Die Zahl der gemessenen Erdbeben mit Epizentrum in Österreich lag 2018 mit 1.025 in etwa im Mittel der letzten fünf Jahre."

Kaum Schäden, die meisten Erdbeben in Tirol

Es gab 2018 nur zwei Erdbeben, die von vielen Personen stark wahrgenommen wurden. Beide hatten ihr Epizentrum in Vorarlberg und verursachten in einigen Fällen kleinere Gebäudeschäden, wie Risse im Verputz. Sonst gab es 2018 keine nennenswerten Schäden an Gebäuden.

Die meisten Erdbeben wurden, wie in den vergangenen Jahren, in Tirol wahrgenommen, 2018 waren es hier fünfzehn. In Vorarlberg gab es sechs spürbare Ereignisse. Ebenfalls sechs Beben wurden in Niederösterreich und in der Steiermark wahrgenommen. In Oberösterreich wurden heuer drei spürbare Erdbeben beobachtet und in Kärnten zwei.

Darüber hinaus wurden in Österreich ein Ereignis aus Slowenien und sechs Erdbeben aus Italien verspürt, davon waren fünf aus der Region Friaul-Julisch Venetien und eines aus Südtirol.

Knapp 5.000 Wahrnehmungsberichte aus der Bevölkerung

Mehr als 4.700 Wahrnehmungsberichte sind 2018 über das Online-Wahrnehmungsformular der ZAMG ( www.zamg.at/bebenmeldung) eingelangt, mit deren Hilfe die Ermittlung des Intensitätsgrades auf der Europäischen Makroseismischen Skala (EMS-98) erfolgt. Die Daten geben Auskunft über die Stärke der Fühlbarkeit. Um die Auswertung zu verbessern, wurde das Formular im Jahr 2018 erweitert und bietet nun der Bevölkerung die Möglichkeit, die Stärke der Wahrnehmung einzuschätzen und mit Hilfe von Illustrationen einem Intensitätsgrad zuzuordnen.

Der Erdbebendienst der ZAMG bedankt sich bei der Bevölkerung für die vielen wertvollen Informationen.

Die stärksten Erdbeben in Österreich im Jahr 2018

Info zu den Begriffen Magnitude und Intensität: Die Magnitude ist ein Maß für die im Erdbebenherd freigesetzte Energie. Sie wird aus instrumentellen Aufzeichnungen (Seismogrammen) ermittelt. Die Bestimmung der Magnitude ist unabhängig von Schäden und Fühlbarkeit und geht auf den Amerikanischen Geophysiker Charles Richter zurück.
Die Intensität beschreibt die Auswirkungen eines Bebens an der Erdoberfläche. Die meisten Länder in Europa, einschließlich Österreich, verwenden dafür die 12-stufige Europäische Makroseismische Skala 1998 (EMS-98) (
->zur EMS-98 ).

Wald am Arlberg, 17. Jänner, 1. Februar und 12. April 2018

Die mit Abstand stärksten Erdbeben des Jahres ereigneten sich in Vorarlberg. Die Serie begann am 17. Jänner um 20:07 Uhr MEZ mit einem kräftigen Erdbeben der Magnitude 3,8. Am 1. Februar folgte um 02:47 Uhr MEZ das zweite starke Ereignis mit einer Magnitude von 3,9. Die Epizentren lagen etwa drei Kilometer nordwestlich von Wald am Arlberg. Beide Beben wurden von der Bevölkerung stark verspürt und waren für viele Menschen erschreckend. Aus mehreren Orten wurden Verputzrisse und umgefallene Gegenstände gemeldet. In Richtung Osten waren die Erschütterungen bis in den Raum Landeck spürbar. Nach Westen hin war die Abstrahlung wesentlich stärker, sodass das Beben bis in den Raum Basel wahrgenommen werden konnte. Zu den beiden Beben sind mehr als 2.000 Wahrnehmungsberichte eingegangen. Die Intensität erreichte jeweils 5 Grad auf der Europäischen Makroseismischen Skala (EMS-98).

Am 12. April folgte um 04:23 Uhr MEZ in diesem Gebiet ein weiteres kräftiges Beben, das bei einer Magnitude von 3,1 von vielen Personen mit einer Intensität von 4-5 Grad (EMS-98) verspürt wurde.

Innsbruck, 26. Februar 2018

Am 26. Februar ereignete sich um 14:31 Uhr MEZ ein Erdbeben der Magnitude 2,8. Das Epizentrum lag knapp nördlich von Innsbruck am Fuß der Nordkette. Es sind mehr als 1.200 Berichte beim Erdbebendienst eingegangen, da das Beben im gesamten Stadtbereich von Innsbruck sowie in umliegenden Orten deutlich verspürt wurde. Die Epizentralintensität betrug 4 Grad auf der EMS-98.

Steyrling, 16. März 2018

Bei Steyrling, Oberösterreich, wurden am 16. März mittags um 12:01 Uhr MEZ viele Bewohner von einem Erdbeben erschreckt. Trotz der geringen Magnitude von 1,9 konnten die Erschütterungen kräftig verspürt werden, da die Herdtiefe sehr gering war. Einige Gegenstände fielen um. Die Intensität wurde mit 4-5 Grad auf der EMS-98 bestimmt.

Telfs, 12. September 2018

Einige Kilometer nördlich von Telfs lag das Epizentrum eines Erdbebens der Magnitude 2,6 am 12. September um 20:14 Uhr MESZ, das im Umkreis von etwa 20 km spürbar war und von mehr als 200 Personen dem Erdbebendienst gemeldet wurde. Vor allem in Telfs, Mieming und im Raum Ehrwald wurde es von der Bevölkerung deutlich mit einer Intensität von 4 Grad auf der EMS-98 wahrgenommen.

Völs, 12. Oktober 2018

Ein kräftiges Erdbeben der Magnitude 3,4 ereignete sich am 12. Oktober um 07:40 Uhr MESZ bei Völs, Tirol. Aufgrund der großen Herdtiefe von etwa 15 km wurden die Erschütterungen nicht sehr stark von der Bevölkerung wahrgenommen. Es sind knapp 300 Wahrnehmungsberichte eingelangt und die Intensität erreichte 4 Grad auf der EMS-98.

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Erdbeben 2018: Epizentralintensität (Intensität an der Erdoberfläche über dem Bebenherd) aller von der Bevölkerung verspürten Beben. Bei Erdbeben mit Epizentrum im Ausland wird die in Österreich maximal erreichte Intensität angegeben. Zusätzlich markieren die grauen Punkte die instrumentell registrierten Beben. Quelle ZAMG (Stand 28.12.2018, 11 Uhr). –>Link zum Bild in Originalgröße

 

Erdbeben 2018 im Bundeslandvergleich: Die Graphik zeigt, wie viele verspürte Erdbeben sich in den einzelnen Bundesländern bzw. im angrenzenden Ausland im Jahr 2018 ereignet haben. Quelle ZAMG (Stand 28.12.2018, 11 Uhr). –>Link zum Bild in Originalgröße

 

Gefühlte Beben in Österreich seit 2000: Im Durchschnitt gibt es in Österreich 48 spürbare Beben pro Jahr. (Quelle ZAMG; Stand 28.12.2018, 11 Uhr) –>Link zum Bild in Originalgröße

Web-Links

Aktuelle Erdbeben: www.zamg.ac.at/cms/de/geophysik/erdbeben/aktuelle-erdbeben

Die EMS-98 (Europäische Makroseismische Skala): www.zamg.ac.at/cms/de/geophysik/erdbeben/lehrmaterialien/faqs-zu-erdbeben/intensitat

Erdbeben-Wahrnehmungsbericht: www.zamg.at/bebenmeldung

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

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Holzschnitt aus der 'Weltchronik' von Hartmann Schedel, 1493. 'Und der Engel nahm das Rauchfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde, und Donner folgten, Getöse, Blitze und Beben.' Offenbarung 8,5 © ZAMG Geophysik Hammerl
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