Katschberg 1201
Das Erdbeben vom 4. Mai 1201 ist das früheste uns bekannte Beben im Österreichischen Erdbebenkatalog.
Erdbeben am Katschberg? - Freitag, den 4. Mai 1201, gegen 06:00 Uhr UTC (Io = ?)
Aus verschiedenen geowissenschaftlichen Gründen erschien die ursprüngliche Annahme des Epizentrums aber fraglich, was zum Anlass genommen wurde, dieses Erdbeben nach den neuesten Erkenntnissen der Historischen Erdbebenforschung erneut zu studieren.
Ziel war die Erforschung der Erdbebengefährdung im Gebiet der Mur-Mürztal-Störung sowie die Ergänzung des Erdbebenkataloges von Österreich. Vor der Studie wurde das Epizentrum in Murau angenommen, das am westlichen Ende der geologischen Mur-Mürztal-Störungszone liegt, und seine Epizentralintensität wurde mit 9° auf der 12-teiligen EMS-98 abgeschätzt.
Erbeben Katschberg im Jahr 1201 © ZAMG Geophysik Hammerl
Wie unten im Text erläutert wird, legen die Originalquellen jedoch nahe, dass sich das Epizentrum nicht in der Steiermark, sondern in Kärnten befand.
Die Diskussion der Sekundärliteratur zeigte, wie sich im Laufe der Jahrhunderte die Nachrichten von diesem Erdbeben wandelten.
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Berichtete Bonito (1690) noch sehr allgemein von dem Ereignis.
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So verlegte Jeitteles (1860) 170 Jahre später den Lungau bereits in den Böhmerwald.
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Bei Suess (1873) war das Beben bereits „in Böhmen schrecklich”.
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Schorn (1902) erwähnte erstmals die Obersteiermark und den Lungau u. a. im Zusammenhang mit dem Beben.
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Gießberger (1922) schreibt über das Erdbeben dasselbe wie Schorn Sieberg (1940) konkretisiert fast 40 Jahre nach Schorn bereits die vorigen vagen Angaben und spricht erstmals von einem „zerstörenden Erdbeben in der Obersteiermark”.
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Zehn Jahre später findet man in der „Chronik der Österreichischen Starkbeben” (1950) erstmals Murau/Steiermark als Epizentrum des Bebens mit einer abgeschätzten Epizentralintensität von 9°MSK.
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Kárník (1957) übernimmt diese Angaben, die auch bis zu der unten genannten Studie im Österreichischen Erdbebenkatalog enthalten blieben.
Der damalige Salzburger Erzbischof schrieb über das Beben in der Gesta
Eine der wichtigsten zeitgenössischen Quellen für dieses Beben, die „Geschichte” (Gesta) über die Salzburger Erzbischöfe, berichtet Folgendes: „Im Jahr 1201 nach der Menschwerdung des Herrn gab es ein großes Erdbeben, das etwa eine halbe Stunde dauerte (Anm.: Hier zeigt sich beispielhaft, wie historische Texte zu Übertreibungen neigen, da Erdbeben nie so lange andauern können), am 4. Mai und daraufhin noch häufig.
Es war so stark, dass es einige Kirchen und gemauerte Häuser zu Fall brachte, in welchem es weithin viele Todesopfer gab. Unter anderem erschlug in der Burg Weißenstein ein einstürzender Turm den Hausherrn Hartrod, einen Minsterialen des Herzogs der Steiermark mit sieben Männern. Auch die erzbischöfliche Burg Katsch wurde zerstört und brachte fast alle ihre Bewohner zu Tode.” Auf Grund dieser quellenkritischen Studie der zeitgenössischen Originaltexte für das Ereignis stellte sich heraus, dass gerade jene Orte, über die Schadensberichte zu finden waren, in älteren Arbeiten falsch interpretiert wurden.
Die Burgen Katsch und Weißenstein sind demnach in Kärnten zu suchen und nicht, wie früher angenommen, in der Steiermark. Die Angaben in den Originalquellen sind aber zu dürftig, um auch ein neues Epizentrum, die Epizentralintensität und die Herdtiefe abschätzen zu können.
- Publikationen
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Hier finden Sie die Publikation über das Erdbeben im Raum Katschberg 1201.
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