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Historische Erdbeben Allgemein

Um historische Erdbeben möglichst genau einschätzen zu können ist es notwendig, auf Originalquellen zurückzugreifen.

Holzschnitt aus der 'Weltchronik' von Hartmann Schedel, 1493.

Holzschnitt aus der Weltchronik von Hartmann Schedel, 1493. „Und der Engel nahm das Rauchfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde, und Donner folgten, Getöse, Blitze und Beben.“ Offenbarung 8,5 © ZAMG Geophysik Hammerl

Die Erforschung historischer Erdbeben – d. h. von Erdbeben vor 1900 – ist nicht allein von geschichtlichem Interesse. Die Kenntnis des Epizentrums des Erdbebens und die dort aufgetretenen Schäden lassen auf die Stärke des Erdbebens schließen und in der Folge auf die dort vorhandene Erdbebengefährdung.

Um historische Erdbeben möglichst genau einschätzen zu können ist es notwendig, auf Originalquellen zurückzugreifen. Dafür werden zum Beispiel Annalen, Chroniken, Briefe, Rechnungen und vieles mehr in Archiven und Bibliotheken ausgehoben. Diese Quellen werden unter Berücksichtigung des Zeitgeistes und der gerade gültigen Vorstellung von der Ursache der Erdbeben kritisch analysiert und interpretiert. Dies erfolgt in interdisziplinärer Zusammenarbeit aus den wissenschaftlichen Fachgebieten der Geschichte, Geophysik, Geologie, Philosophie, Sprachwissenschaften u. a.

Historische Erdbebenforschung

© ZAMG Geophysik Hammerl

Die Zielsetzung der historischen Erdbebenforschung ist daher mannigfaltig

  • Überarbeitung bestehender bzw. Erstellung neuer Erdbebenkataloge nach neu entwickelten Arbeitsmethoden
  • Publikation von Fallstudien und Diskussion theoretischer, politischer und sozialer Aspekte (siehe auch "Historische Erdbebentheorien" von Erhard Oeser/Institut für Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsforschung der Universität Wien)
  • Erstellung bzw. Überarbeitung von Erdbebenbemessungsgrundlagen für Standortbewertungen wichtiger Bauwerke, Kraftwerke, Sondermülldeponien, usw.

 

Historische Erdbebenforschung – Entwicklung

  • In Österreich war die Volksabstimmung – übrigens die erste Volksabstimmung der 2. Republik – bezüglich des Kernkraftwerkes Zwentendorf (1978) mit ausschlaggebend für das in der Wissenschaft gesteigerte Interesse an der Entwicklung einer interdisziplinären Historischen Erdbebenforschung
  • 1986 wurde die Arbeitsgruppe „Historical Earthquake Data“ in der ESC (European Seismological Commission) eingerichtet. Die Aktivitäten dieser Arbeitsgruppe widmeten sich damals vor allem der Erarbeitung von Methoden. Viele Nachfolgearbeitsgruppen wurden in diesem Rahmen bis heute installiert.
  • Die Aktivitäten der Arbeitsgruppe „Historical earthquake data" widmete sich vor allem der Erarbeitung von Methoden
  • Nationale und internationale Initiativen wurden auf zahlreichen ESC – Workshops diskutiert (Erster Workshop in Wien 1987)
  • Gleichzeitig beachtlicher Aufschwung der Historischen Erdbebenforschung auf internationaler Ebene
  • Anlässlich der XXVI Generalversammlung der ESC in Tel Aviv 1998 wurden Christa Hammerl (ZAMG/ Wien) und Massimiliano Stucchi (INGV/ Mailand) als Vorsitzende der neu eingerichteten Arbeitsgruppe „Historical Seismology" für vier Jahre gewählt. In dieser Zeit wurden Workshops in Italien/ Macerata, Portugal/ Lissabon, Österreich/ Wien und Italien/ Genua abgehalten
  • In den folgenden Jahren veröffentlichte die Wiener Gruppe am Institut für Meteorologie und Geodynamik der Universität Wien, später an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik/ Abteilung Geophysik und den weiteren Mitgliedern der europäischen Arbeitsgruppe zahlreiche einschlägige Monographien zum Thema.

 

Dem Wissen um historische Erdbeben wird in den letzten Jahren immer mehr Bedeutung zugemessen, da man verlässliche, vollständige und genaue Daten benötigt, um eine schlüssige Erdbebengefährdungsbewertung für ein bestimmtes Gebiet durchführen zu können. Insbesondere seit der Einführung des EUROCODE-8 – dem Normenwerk für erdbebengerechtes Bauen in Europa – kommt der Erfassung und der quellenkritischen Beurteilung historischer Erdbeben vermehrt Interesse zu, da der Beurteilungszeitraum für die Festlegung der Erdbebengefährdung von 100 auf über 450 Jahre ausgedehnt wurde. Das heißt, dass bei der Erdbebengefährdungsbewertung Erdbeben berücksichtigt werden müssen, die bereits vor 1900, der instrumentellen Erfassung, stattgefunden haben. Aber auch auf Grund der verhältnismäßig langen „Wiederkehrperioden“ von Erdbeben in Österreich kommt der Interpretation historischer Erdbeben große Bedeutung zu.

Publikationen
© ZAMG Geophysik Hammerl

Hier finden Sie die Publikationen zu dem Thema Historische Erdbebenforschung.

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Historische Erdbeben
Holzschnitt aus der 'Weltchronik' von Hartmann Schedel, 1493. 'Und der Engel nahm das Rauchfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde, und Donner folgten, Getöse, Blitze und Beben.' Offenbarung 8,5 © ZAMG Geophysik Hammerl
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