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08.04.2020

Operationeller Vollbetrieb und neue Daten

Operationeller Vollbetrieb und neue Daten

©ZAMG/Baumgartner

An der ZAMG laufen derzeit, trotz verschärfter Sicherheitsmaßnahmen im Rahmen der Corona-Pandemie, alle operationellen Dienste im Vollbetrieb. Auch die zusätzlichen Aufgaben als Teil des staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagements werden erfüllt, wie zuletzt etwa mit umgehenden Einschätzungen der möglichen Folgen nach dem Erdbeben in Kroatien und nach dem Waldbrand in der radioaktiv verseuchten Tschernobyl-Sperrzone.

Die massive Reduktion menschlicher Aktivitäten führt derzeit auch zu zusätzlichen Messungen, wie einer vermehrten Registrierung von schwachen Erdbeben in Österreich.

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) erfüllt trotz der weltweiten Corona-Pandemie alle gesetzlichen Aufgaben und Dienstleistungen. „Da die ZAMG Teil der kritischen Infrastruktur Österreichs ist, haben wir für verschiedene Extremszenarien Alarmpläne, um unsere Arbeit rund um die Uhr aufrecht erhalten zu können, zum Beispiel für den staatlichen Katastrophenschutz", sagt ZAMG-Direktor Michael Staudinger, „aber die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben auch uns in den letzten Wochen vor neue Aufgaben gestellt.

Zusätzlich zum lückenlosen Betrieb der operationellen Bereiche, wie der Wettervorhersage, dem Erdbebendienst und der gesamten IT, wurden gleich zu Beginn der Krise alle der mehr als 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die an aktuellen Projekten und Serviceleistungen arbeiten, technisch so ausgestattet, dass sie ihre Arbeit per Home-Office weiterführen können. Durch den großen Einsatz und die Flexibilität aller Beteiligten war diese gesamte Umstellung innerhalb von nur fünf Tagen möglich. Auch alle internationalen Projekte laufen ungestört weiter, unter anderem durch die vermehrte Nutzung von Videokonferenzen und dezentralem Zugang zu den Großrechnern."

Von der Hohen Warte bis zum Sonnblick-Observatorium

In der ZAMG-Zentrale auf der Hohen Warte in Wien sowie an den Standorten Salzburg, Innsbruck, Klagenfurt und Graz sind derzeit alle für den operationellen Betrieb notwendigen Personen anwesend und arbeiten unter verschärften Sicherheitsmaßnahmen, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Auch am Sonnblick-Observatorium, wo jeweils zwei Wochen zwei Techniker durchgehend für alle Messungen und Projekte in der extremen Lage von über 3100 Meter Seehöhe verantwortlich sind, läuft der Betrieb derzeit ungestört. Auch hier wurden gleich zu Beginn der Corona-Krise die Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz des Teams verstärkt.

Warnungen und Einschätzungen zu Frost, Erdbeben und Waldbrand

„Die Maßnahmen und die schnelle Umstellung haben garantiert, dass wir zusätzlich zu unseren täglichen Aufgaben auch alle Warn- und Beratungsfunktion zu den verschiedenen Ereignissen und Zwischenfällen der letzten Wochen erfüllen konnten", sagt ZAMG-Direktor Staudinger, „dazu gehörten zum Beispiel zeitgerechte Frost-Warnungen für die Landwirtschaft und eine Einschätzung des Erdbebens in Kroatien für den Österreichischen Katastrophenschutz, was zum Beispiel mögliche Auswirkungen auf Talsperren in Österreich und auf das grenznahe Atomkraftwerk Krsko in Slowenien betrifft. Weiters lieferten wir anlässlich des Waldbrandes in der radioaktiv verseuchten Tschernobyl-Sperrzone in der Ukraine unsere Ausbreitungsrechnungen und Analysen als Ergänzung zu den Messwerten der Frühwarnsysteme Österreichs und Europas."

Messnetze, Modellrechnungen und Datenbearbeitung im Vollbetrieb

In der aktuellen Krisensituation bewährt sich, dass viele Prozesse in den Messnetzen, in den Modellrechnungen und in der Verarbeitung und Weitergabe der Daten, Prognosen und Warnungen wartungsarm und dezentral betreut werden können. Somit war durch entsprechende Vorbereitungen zum Beispiel sichergestellt, dass der operationelle Dienst der ZAMG sowie alle Kunden in der beginnenden Gewittersaison und im Falle von Hochwasser und Überschwemmungen bestmöglich mit Daten und Vorhersagen versorgt werden.

Weniger Flugzeugmessungen: Mehr Aufstiege von Wetterballons

Die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus haben einen starken Rückgang des Flugverkehrs bewirkt, daher hat sich weltweit die Zahl der meteorologischen Messungen durch Verkehrsflugzeuge um rund 40 bis 60 Prozent reduziert. Die Daten dienen unter anderem zur Berechnung von Wettervorhersagen und als Referenzwerte von Satellitenmessungen.

EUMETNET, die Vereinigung von Europas staatlichen Wetterdiensten, hat daher seine Mitgliedsländer aufgerufen, mehr Aufstiege mit Radiosonden („Wetterballons") durchzuführen. Die ZAMG führt seit letzter Woche (3.4.2020) zusätzlich zu den Terminen um 0 und 12 Uhr (Greenwich-Zeit), auch um 6 und um 18 Uhr Messungen mit Radiosonden bis in 30 Kilometer Höhe durch um die hohe Qualität der Prognosen zu halten.

Viele zusätzliche Daten für Forschung und Anwendung

„Die Auswirkungen der Maßnahmen im Rahmen der Corona-Krise sind auch in vielen Messdaten erkennbar und liefern für die nächsten Monate und Jahre viel Material für Forschung und Anwendung", sagt ZAMG-Direktor Staudinger. „Dazu gehören zum Beispiel Änderungen in der Konzentration von Schadstoffen und von klimarelevanten Spurengasen in der Atmosphäre sowie die zusätzlich messbaren Erdbeben durch die Reduktion von seismischen Störsignalen."

Erdbeben: 50 Prozent weniger seismische Störsignale

Die Messgeräte des Erdbebendienstes der ZAMG registrieren derzeit deutlich mehr sehr schwache, nicht spürbare Beben in Österreich. Der Grund ist, dass die Störsignale durch menschliche Aktivitäten um rund 50 Prozent zurückgegangen sind.

Die derzeitige Zunahme der Zahl der messbaren Beben könnte künftig zusätzliche Informationen zum Aufbau der Gesteinsschichten in Österreich bringen, was wiederum in die Ermittlung der Bebengefährdung einzelner Regionen einfließen kann.

In einem durchschnittlichen Jahr misst die ZAMG rund 2.500 seismische Ereignisse in Österreich, rund 50 davon sind für die Bevölkerung spürbare Erdbeben.

Mehr zu diesem Thema hier: ->Erdoberfläche ist ruhiger geworden

Schadstoffe und Treibhausgase

Die Konzentration der Schadstoffe in den Niederungen ist derzeit an vielen Tagen unter dem langjährigen Durchschnitt, hängt aber auch stark von der aktuellen Wetterlage ab, wie Analysen des Umweltbundesamts zeigen. An der ZAMG werden aktuell flächendeckende Daten des Umweltsatelliten Sentinel-5P ausgewertet und mit Bodenmessungen verglichen, um die Genauigkeit der Satellitenmessungen zu ermitteln.

Am Sonnblick-Observatorium der ZAMG, in 3100 Meter Seehöhe in den Hohen Tauern, sind derzeit keine Änderungen in der Konzentration der Treibhausgase und Spurengase zu messen, die auf den reduzierten Verkehr zurückzuführen sind. Am Sonnblick werden langfristige Trends untersucht, wie der stetig zunehmende Kohlendioxid-Trend in den letzten Jahrzehnten. Diese Messungen sind nicht mit luftchemischen Messungen in Ballungszentren zu vergleichen.

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Web-Links

Wettervorhersage: www.zamg.at/prognose

Warnungen Österreich: www.zamg.at/warnungen

Warnungen Europa: www.meteoalarm.eu

ZAMG Fotos: www.flickr.com/photos/zamg/albums

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

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