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31.10.2017

Klimapolitik in Österreich: Es ist Zeit!

Klimapolitik in Österreich: Es ist Zeit!

©CCCA

ForscherInnen des Climate Change Centre Austria (CCCA) appellieren zum Start der 23. internationalen Klimaverhandlungen in Bonn an die heimische Politik, die notwendigen Maßnahmen zum Klimaschutz, der Anpassung und Finanzierung voranzutreiben und als zentrales, ressortübergreifendes Thema im derzeit verhandelten Regierungsprogramm zu verankern.

2014, 2015, 1994, 2016, 2007 - dies sind die wärmsten Jahre, die in Österreichs 250-jähriger Messgeschichte aufgezeichnet wurden. Vier dieser fünf Jahre stammen aus dem letzten Jahrzehnt - das Klima ändert sich, weltweit und in Österreich, mit gravierenden Folgen. Weltweit brachten die Jahre 2015 und 2016 neue historische Höchstwerte von Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre sowie neue Wärmerekorde, einen stetig steigenden Meeresspiegel und eine Verschlimmerung von Extremwetterlagen wie Dürren oder Hurrikans.

Angesichts dieser Tatsachen gelang es im Dezember 2015 mit dem Pariser Übereinkommen erstmals, einen internationalen Vertrag auszuhandeln, in dem sich die Staatengemeinschaft zu einer Begrenzung der globalen Erderwärmung auf deutlich unter 2°C (idealerweise 1,5°C) verpflichtete. Dieser Vertrag wurde im November 2016 rechtlich wirksam und erfordert die gemeinsame Anstrengung aller Staaten, ihre Emissionen zu reduzieren, Anpassung zu forcieren und Entwicklungsländer in ihren Anstrengungen zu unterstützen. In Teilen der Welt, auch im Alpenraum, hat die Temperaturerhöhung die 2-Grad-Marke im Vergleich zum vorindustriellen Niveau bereits jetzt erreicht bzw. überschritten, was die Dringlichkeit unterstreicht. Für die Erreichung der Ziele des Pariser Übereinkommens ist es notwendig, bis Mitte des Jahrhunderts weitgehend auf den Einsatz fossiler Energie zu verzichten.

5 vor 12 war gestern

Da die bisher vorliegenden Pläne der Staatengemeinschaft zusammen nicht ausreichen, die Klimaerwärmung entsprechend zu bremsen, müssen diese laufend nachgeschärft werden. Von 1990 bis 2015 kam es zu keiner Absenkung der Treibhausgasemissionen in Österreich - im gleichen Zeitraum sind die EU-Emissionen um 20% zurückgegangen. Österreich wird sich EU-rechtlich dazu verpflichten seine Treibhausgasemissionen außerhalb des Emissionshandels bis 2030 um 36% gegenüber 2005 zu vermindern. Derzeit liegt noch keine Strategie vor wie dieses Ziel erreicht werden kann und wie der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energie bis Mitte des Jahrhunderts erfolgen kann.

Österreich hat das Pariser Übereinkommen zwar ratifiziert, jedoch decken die bisher getroffenen Maßnahmen den notwendigen und erwarteten Beitrag zur Erreichung des globalen 2°C-Ziels, oder gar des 1,5°C Ziels, nicht ab.

Die bisher spürbaren Auswirkungen des Klimawandels - sei es in der Land- und Forstwirtschaft, den gesundheitlichen Folgen von Hitzebelastung oder dem Wintertourismus - erfordern zahlreiche und teilweise sehr teure Maßnahmen zur Anpassung. Diese müssen mit einer Strategie zur Emissionsreduktion Hand in Hand gehen, um noch teurere Anpassung und das Überscheiten von Anpassungsgrenzen in Österreich und besonders vulnerablen Ländern des Südens zu vermeiden, sowie gleichzeitig die unausweichlichen Folgen des Klimawandels zu bewältigen.

Mutig in die neuen Zeiten

Die aktuelle Regierungsbildung in Österreich bietet die Chance, neue Akzente zu setzen und die Klima- und Energiepolitik zu einer nationalen Priorität zu machen. Eine ressortübergreifende, integrativ-konstruktive Klimapolitik trägt auch zur Bewältigung anderer aktueller Herausforderungen, wie der Erfüllung der nachhaltigen Entwicklungsziele der UN, bei.

Maßnahmen wie eine ökologische und soziale Steuerreform, eine Nachjustierung des Energieeffizienzgesetzes, der Umbau der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energie und Abwärme, die Schaffung ökonomischer Anreize zum Umstieg auf klimafreundliche Verkehrsmittel, das Aufsetzen substanzieller strategischer Investitionsprojekte im Produktionsbereich sowie die Schaffung einer starken Forschungsschiene für Klimawandel und gesellschaftliche Transformation sind überfällig! Unter dem Dach des Klimaforschungsnetzwerks Climate Change Centre Austria (CCCA) bieten die in Österreich zum Klimawandel tätigen Forschungseinrichtungen ihr Wissen und lösungsorientierte Konzepte an, um gemeinsam mit Politik, Gesellschaft und Wirtschaft an der Entwicklung einer nachhaltigen und erfolgreichen Perspektive für unsere Zukunft zu arbeiten.

Die Expertinnen und Experten des CCCA appellieren an Politikerinnen und Politiker aller Parteien, rasch die überfälligen und langfristig für Österreich wichtigen Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen, die aus der größten Herausforderung, der die Gesellschaft derzeit und in den nächsten Jahrzehnten gegenübersteht - der Frage, wie man unseren Planeten als lebenswerten Lebensraum für alle Menschen erhalten kann - eine Entwicklungschance für ein nachhaltigeres und wirtschaftlich weiter erfolgreiches Österreich werden lassen. Ambition sollte sein Österreich zu einem Vorreiter bei Klimaschutz und Klimawandelanpassung zu machen."

Das Forschungsnetzwerk Climate Change Centre Austria

Der Verein Climate Change Centre Austria (CCCA) ist das Netzwerk aller in Österreich relevanten Institutionen aus dem Bereich Klimaforschung. Das Ziel ist, die Forschung im Themenbereich Klima sowie einen nachhaltigen Klimadialog zu fördern. Das CCCA dient dabei als Anlaufstelle für Forschung, Politik, Medien und Öffentlichkeit für alle Fragen der Klimaforschung in Österreich.

CCCA Website: www.ccca.ac.at

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