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28.11.2016

EU-Projekt unter österreichischer Leitung soll europäischen Flugverkehr noch krisensicherer machen

EU-Projekt unter österreichischer Leitung soll europäischen Flugverkehr noch krisensicherer machen

©EUNADICS-AV/ZAMG

An der ZAMG in Wien erfolgte am Montag 28.11.2016 der offizielle Start eines europaweiten Projekts, das den Flugverkehr in Zukunft noch krisensicherer machen soll. Das Ziel von EUNADICS-AV ist die Schaffung einer einheitlichen, europaweiten Plattform für Daten und Analysen von verschiedenen Gefahrenstoffen in der Atmosphäre. Zwischenfälle, wie der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull im Frühjahr 2010, haben gezeigt, dass hier Möglichkeiten zu weiteren Verbesserungen bestehen. Das Projekt wird von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) geleitet und mit 21 Partnern aus 12 Ländern umgesetzt. Aus Österreich sind auch die Austro Control, das Bundesheer, die Uni Salzburg und Firmen aus der Wirtschaft beteiligt.

Der weltweite Flugverkehr gehört zu den kritischsten Infrastrukturen des 21. Jahrhunderts. Wie der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull im Frühjahr 2010 gezeigt hat, können Unterbrechungen volkswirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe hervorrufen. Die sichere Abwicklung des Europäischen Flugverkehrs ist eine gemeinsame Verantwortung des europäischen Netzwerk-Managements (EUROCONTROL), der staatlichen Zivilluftfahrtbehörden, der Fluglinien und der Piloten. Trotz der Erfahrungen von 2010 gibt es immer noch signifikante Defizite bei der europaweiten Verfügbarkeit von Daten und Analysen im Fall von Katastrophen, bei denen gefährliche Materialien in die Atmosphäre gelangen. Aufgrund dieser Mängel haben nicht alle Stakeholder im System gleichermaßen die benötigten Informationen.

Einheitliche Informationen in Echtzeit für alle Entscheidungsträger

Das Ziel des EU-Projektes EUNADICS-AV („European Natural Disaster Coordination and Information System for Aviation") ist, die Entwicklung und das Testen eines neuen Systems, durch das im Krisenfall alle Entscheidungsträger in Echtzeit Zugriff auf konsistente und kohärente Informationen erhalten. Ein solches System kann die Stabilität des Europäischen Flugverkehrs und seine Ausfallsicherheit deutlich erhöhen.

Das Projekt beschäftigt sich mit Risiken für den Flugverkehr, insbesondere durch Gefahrenstoffe in der Atmosphäre. Behandelt werden unter anderem Vulkanausbrüche, nukleare Freisetzungen jedweden Ursprunges sowie Waldbrände. Durch das Verfügbarmachen von Daten sowie die Kombination der Daten mit neuesten Modellen und die Entwicklung eines webbasierten Datenportales soll der Informationszugriff für alle Bedarfsträger im Flugverkehr in Zukunft deutlich verbessert und signifikant vereinfacht werden. Das soll konsistente Lagebeurteilungen ermöglichen. Systemausfälle im Flugverkehr sollen so kurz und so kleinräumig wie möglich gehalten werden, und durch abgestimmte Maßnahmen des Netzwerk-Managements, nationaler Behörden und Fluglinien sollen Kapazitäts-Engpässe minimiert werden. Entsprechende Szenarien werden sowohl am Computer simuliert als auch in praktischen Übungen durchexerziert, um optimale Lösungen zu finden.

Starke Beteiligung Österreichs

Von 28. bis 30. November findet in Wien das Kickoff-Meeting von EUNADICS-AV statt. An dem Projekt arbeiten 21 Partner aus 12 Europäischen Länder sowie das Netzwerk der europäischen Wetterdienste EUMETNET und das Europäische Zentrum für Mittelfristige Wettervorhersage (EZMW). Die Leitung liegt bei der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).

Österreich ist im Projekt EUNADICS-AV gleich durch mehre Institutionen maßgeblich vertreten. Neben der Koordination und dem technischen Input durch die ZAMG sorgen auch Austro Control und das Österreichische Bundesheer (Luftstreitkräfte) für die Einbindung der Praxiskomponente in das Projekt. Das betrifft sowohl die Analyse von Prozeduren und Maßnahmen im Krisenfall als auch die Optimierung der zivil-militärischen Koordinationsprozesse. Das ACCS (Aviation Competence Center Salzburg) an der Universität Salzburg simuliert mit Computermodellen den europäischen und weltweiten Flugverkehr und hilft bei der Entwicklung von Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Kapazität des Verkehrsnetzes im Katastrophenfall. Die Firma Flightkeys, die unter anderem Software für die Flugplanung von Austrian Airlines entwickelt, bindet die im Projekt verfügbar gemachten Daten und Analysen ein um den Flugverkehr auch aus Airline-Sicht optimal abwickeln zu können. Die Firma Brimatech ist zuständig für die Analyse des Gefahrenpotentials sowie die Dokumentation der Bedürfnisse der Bedarfsträger und Nutzer, damit das entwickelte System optimal den Anforderungen entspricht.

Vielfacher Nutzen

Koordinator von EUNADICS-AV ist Gerhard Wotawa, an ZAMG Bereichsleiter für Daten, Methoden und Modelle. Er sieht in dem Projekt einen sehr breiten Nutzen: „EUNADICS-AV behandelt eine Möglichkeit zur weiteren Verbesserung des europäischen Flugverkehrs im Bereich Schadstoffe in der Luft, nämlich einheitliche und konsistente Informationen für die Kette unterschiedlicher Entscheidungsträger, von der Zentrale in Brüssel über die nationalen Behörden bis hin zu den Piloten und Pilotinnen. Die neuen Informationssysteme werden in europäischer Kooperation entwickelt und in Österreich umfassend getestet. Das Ziel ist, hier eine weitere bedeutende Verbesserung für die Sicherheit und Resilienz des Flugverkehrs zu setzen. Die Erfahrung beim Vulkanausbruch 2010 zeigen, dass dadurch auch die Passagiere profitieren werden."

Das Projekt EUNADICS-AV läuft bis Oktober 2019 und wird von der Europäischen Union aus dem Horizon-2020 Programm finanziert. Das Finanzierungsvolumen beträgt 7,5 Millionen Euro.

Europaweites Projekt mit starker österreichischer Beteiligung: In den nächsten drei Jahren entsteht eine einheitliche, europaweite Plattform für Daten und Analysen von Gefahrenstoffen in der Atmosphäre. Quelle: EUNADICS-AV/ZAMG. Link zum Bild in Originalgröße

Vom Cockpit bis zu den Einsatzzentralen der Behörden: EUNADICS-AV wird für alle Beteiligten einheitliche, europaweite Echtzeit-Informationen zu Gefahrenstoffen in der Atmosphäre liefern. Quelle: Aviation Competence Center, Universität Salzburg Link zum Bild in Originalgröße

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Web-Links

Projekt-Website EUNADICS-AV: www.eunadics.eu

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at